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Operation Sahara

Operation Sahara

Titel: Operation Sahara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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zur Spitze des Minaretts hinaufstieg und von dort aus seine Stimme erschallen ließ, gerufen. Heute blieb der Muezzin auf dem Boden und übertrug die Gebete zu Allah und dem Propheten Mohammed über Mikrophon und Lautsprecher.
    Unweit der Moschee spiegelte sich das Licht des Halbmondes im Niger, der malerisch und sanft strömend dahin floß. Den Fluß, der früher einmal breit und tief gewesen war, hatten die Jahrzehnte der Dürre zu einem seichten Gewässer werden lassen, befahren von unzähligen kleinen Segelbooten, Pinassen.
    Früher hatte die Moschee direkt am Ufer gestanden, heute wälzten sich die trägen Wassermassen ein paar hundert Meter entfernt an ihr vorbei.
    Die Malier selbst sind ein Volk, das sich aus den hellhäutigen Abkömmlingen der Franzosen und Berber, den dunkelhäutigen Wüstenarabern und Schwarzafrikanern zusammensetzt. Dr. Madani war kohlrabenschwarz. Er besaß negroide Gesichtszüge mit tiefliegenden, dunklen Augen und einer breiten flachen Nase. Er war Ende 40, ein Bulle von einem Mann, mit einem viereckigen Schädel.
    Seine Vorfahren hatten zum Stamm der Mandingos gehört und waren nach dem Sieg der Marokkaner im Jahre 1591 als Sklaven ins Land gekommen. In seiner Jugend hatten seine Eltern das fruchtbare Land südlich des Niger bestellt. Er selbst war bei einem Major der Fremdenlegion aufgewachsen und von ihm erzogen worden. Später hatte er an der medizinischen Fakultät der Universität von Paris studiert. Warum ihm dies ermöglicht worden war, hatte er nie in Erfahrung bringen können.
    Der Arzt zuckte zusammen, als die gelben Scheinwerfer eines alten, einzigartigen Automobils auftauchten. Der Wagen rollte leise über die von Schlaglöchern übersäte Straße. Er schien überhaupt nicht in die triste, ärmliche Umgebung zu passen. Die Avions Voisin Limousine, Baujahr 1936, verströmte eine Aura würdevoller Eleganz. Die dunkelrote Karosserie schien eine seltsame Kombination von aerodynamischen Erkenntnissen aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg, Kubismus und Werken von Frank Lloyd zu sein. Der Wagen wurde von einem Sechszylindermotor angetrieben, der leise lief und ewig hielt.
    Dieses Meisterwerk der Ingenieurkunst gehörte einstmals dem Generalgouverneur von Mali, als das Land noch zu Französisch West-Afrika gehörte.
    Madani kannte den Wagen. Beinahe jeder Stadtbewohner von Mali kannte das Auto und seinen Besitzer. Voll dunkler Vorahnung gingen die Menschen dem Wagen aus dem Weg, wenn er sich näherte. Der Arzt bemerkte jetzt, daß dem Automobil eine Militärambulanz folgte, und er befürchtete Komplikationen. Er trat eine n Schritt vor und öffnete die hintere Tür in dem Moment, als der Fahrer den Wagen vollkommen lautlos zum Stehen brachte.
    Ein hoher Offizier, schlank, in maßgeschneiderter Uniform mit messerscharfen Bügelfalten, stieg geschmeidig aus. General Zateb Kazim trug, im Gegensatz zu anderen afrikanischen Staatsmännern, die unter der Last ihrer Orden schier zusammenbrachen, nur ein grüngoldenes Ordensband auf seiner Uniformjacke. Um den Kopf hatte er eine kurze Litham geschlungen, das indigoblaue Kopftuch der Tuaregs. Er hatte einen kakaofarbenen Teint und die scharfen Züge eines Mauren.
    Seine Augen waren topasfarben. Man hätte ihn als schön bezeichnen können, wäre da nicht die Nase gewesen, die lang und gebogen einen spärlichen Schnurrbart überragte, der sich, an seinen Mundwinkeln vorbei, zum Kinn hin fortsetzte.
    General Zateb Kazim wirkte wie der sympathische Bösewicht aus einem alten Zeichentrickfilm von Warner Brothers.
    Treffender konnte man ihn nicht beschreiben.
    Es zeugte von einer enormen Selbstherrlichkeit, als er umständlich eine imaginäre Fluse von seiner Uniform abklopfte.
    Mit leichtem Kopfnicken begrüßte er Dr. Madani.
    »Ist er transportbereit?« fragte er in ruhigem Ton.
    »Mr. Fairweather hat sich gut von den Strapazen erholt«, erwiderte Madani, »und steht unter starken Beruhigungsmitteln.«
    »Seit er von den Franzosen hergebracht wurde, hat er niemanden gesehen und mit keinem gesprochen?«
    »Fairweather wurde von mir persönlich und einer Schwester aus dem Stamm der Tukulor, die nur den Fulah-Dialekt spricht, betreut. Weitere Kontakte hatte er nicht. Ich habe Ihren Befehl ausgeführt, ihn in einem Einzelzimmer, abseits der normalen Stationen, unterzubringen. Ich darf noch anmerken, daß sämtliche Unterlagen, die seinen Aufenthalt bei uns betreffen, vernichtet wurden.«Kazim schien zufriedengestellt. »Vielen Dank, Doktor, für

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