Operation Sahara
was man unter taktischem Einfallsreichtum versteht«, sagte er.
Neben ihm standen Le vant und Pembroke-Smythe und sahen dem Rudel entgegen. »Aber es könnte funktionieren.«
Pembroke-Smythe nickte. »Kazim benutzt seine Leute als Dampfwalze.«
»Viel Glück, meine Herren«, wünschte Levant mit grimmigem Lächeln. »Vielleicht sehen wir uns alle in der Hölle wieder.«
»Da ist’s auch nicht heißer als hier«, grinste Pitt zurück.
Der Colonel sah Pembroke-Smythe an. »Formieren Sie unsere Einheit zur Abwehr eines Frontalangriffs. Dann befehlen Sie ›Feuer frei nach Belieben‹.«
Pembroke-Smythe schüttelte Pitt die Hand und ging von einem Mann zum anderen. Levant nahm wieder seinen Posten auf der übriggebliebenen Brüstung ein, und Pitt zog sich in seine kleine Einmannfestung zurück. Die ersten Kugeln schlugen im Fort ein und prallten als Querschläger von den Trümmern ab.
Die Malier griffen auf einer Breite von nur 50 Metern an. Die Verstärkung hinzugerechnet, zählten sie fast 1800 Mann. Kazim ließ sie gegen die Seite des Forts anrennen, die während der letzten Luftangriffe und des vorangegangenen Mörserbeschusses am meisten gelitten hatte – die Nordmauer mit dem beschädigten Haupttor.
Die Männer in den hinteren Rängen stürmten voran in der Gewißheit, daß sie lebend ins Fort gelangen würden. Von denen in den ersten Reihen rechnete keiner damit, die freie Fläche bis zum Tor lebend hinter sich zu bringen. Sie wußten, daß sie weder von den Verteidigern vor ihnen noch von ihren eigenen Kameraden hinter ihnen Gnade zu erwarten hatten.
Schon lichteten sich die ersten Reihen. Die jämmerlich kleine Gruppe im Fort nahm sie unter ein mörderisches Feuer. Doch die Malier stürmten weiter vor und sprangen über die Leichen der Männer, die beim ersten Angriff gefallen waren. Diesmal gab es kein Halten; sie wußten, der Sieg lag zum Greifen nah.
Pitt hielt wie im Traum mit kurzen Feuerstößen auf die anrückenden Menschenmassen zu. Zielen und feuern, zielen und feuern, Magazin auswerfen und nachladen. Automatische Handgriffe, die sich, so schien es ihm, endlos fortsetzten.
Tatsächlich waren erst zehn Minuten vergangen, seit das Signal zum Angriff gegeben worden war.
Eine Mörsergranate explodierte irgendwo hinter ihm. Kazim hatte befohlen, daß das Granatfeuer so lange anhalten sollte, bis die ersten Reihen das Fort erreicht hatten. Pitt spürte den Windzug, als ein Granatsplitter an seinem Kopf vorbeipfiff. Die Malier waren jetzt so nah, daß sie das Visier seiner Maschinenpistole ausfüllten.
Eine Werfergranate nach der anderen detonierte. Dann, als die ersten Reihen die Trümmer erreichten, verebbte das Sperrfeuer.
Die Malier kletterten über die geborstenen Mauern. In diesem Augenblick waren sie am verwundbarsten. Die vorderen Reihen schmolzen im verzweifelten Abwehrfeuer dahin.
Nirgends fanden sie Deckung, und die Soldaten konnten nicht über die Trümmer klettern und gleichzeitig auf Ziele schießen, die sie gar nicht ausmachen konnten.
Die Verteidiger andererseits konnten gar nicht vorbeischießen.
Levant wußte, daß die Katastrophe trotzdem nur noch eine Sache von wenigen Minuten war. »Feuert, was das Zeug hält«, schrie er. »Blast sie von der Mauer!«
Die Sturmspitze der Malier kam zum Stehen. Pitt war die Munition ausgegangen, und er schleuderte Handgranaten, so schnell er konnte. Die Granaten hatten eine verheerende Wirkung auf die anstürmende Menschenmasse. Die Malier zogen sich zurück. Sie waren irritiert und konnten einfach nicht glauben, daß sich jemand mit solch verbissener Wut wehren konnte. Sie mußten all ihren Mut zusammennehmen, um durch die Splitter des großen Tores weiter vorzudringen.
Die UN-Soldaten sprangen aus ihren Schützenlöchern und zogen sich aus der Hüfte feuernd an rauchenden Mannschaftstransportern vorbei, über den Exerzierplatz in die Überreste der Wohnbaracken und Offiziersquartiere zurück.
Dort bezogen sie eine neue Abwehrstellung. Staub, Splitter und Rauch verringerten die Sichtweite auf weniger als fünf Meter.
Das Krachen der Schüsse übertönte die Schreie der Verwundeten. Ihre entsetzlichen Verluste erschütterten die Moral der Malier. Dennoch drangen sie wie eine menschliche Flut weiter ins Innere des Forts. Die erste Kompanie, die auf dem Exerzierplatz kurzzeitig keine Deckung fand, wurde niedergemäht. Die Malier versuchten verzweifelt, einige der Verteidiger im Freien zu erwischen, doch sie konnten keine
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