Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf
Lassen uns im Dunkeln stehen und füttern uns mit Mist. Angeblich ist das alles höchst geheim. Es soll keine schriftliche Bestätigung der Befehle geben.«
Der Geschwaderkommandeur schüttelte ungläubig den Kopf. »Es ist jedenfalls verdammt ungewöhnlich. Ich will, daß diese Befehle bestätigt werden.«
»Dafür habe ich schon gesorgt. Ich habe den Leitenden Kommandeur angerufen. Die Befehle haben Gültigkeit.«
»Ist ihm denn nicht klar, daß meine Jungs ihr Leben aufs Spiel setzen? Bei so einem Wetter würde ich nicht mal einen Wetterballon hochschicken!«
Der Diensthabende zuckte mit den Schultern. »Die Befehle sind leider sehr präzise, Herr Oberstleutnant. Das Flugzeug muß unter allen Umständen aufgehalten werden.«
»Um was für eine Maschine handelt es sich?«
»Wahrscheinlich eine Norseman C-64, obwohl wir nicht ganz sicher sein können. Es dürfte aber das einzige Leichttransportflugzeug sein, das heute nacht unterwegs ist. Ich habe die wahrscheinliche Flugrichtung hier.«
Der Geschwaderkommandeur schaute sich die Unterlagen an, die der Offizier ihm reichte, stand auf und trat ans Fenster. Dicke Schneeflocken glitzerten im Licht der Klieglampen auf dem Vorfeld. Das Einsatzzimmer befand sich am Ende des riesigen hölzernen Hangars, in dem die Focke-Wulfs standen.
Die betagten Maschinen waren vor acht Jahren zurückgelassen worden, ein Abschiedsgeschenk der abrückenden deutschen Luftwaffe, die sie wegen mangelnder Ersatzteile nicht aus Helsinki hatte hinausfliegen können. Die Maschinen verfügten nur über ein sehr primitives Radar, das bei einem Wetter wie heute nutzlos war. Die Focke-Wulf war nicht gerade die beste Maschine für das Gewitter, das sich draußen zusammenbraute. Es stürmte bereits heftig, und in den Wolken war es mit Sicherheit noch schlimmer.
Der Oberstleutnant drehte sich um und seufzte. «Tja, wir müssen diese Befehle befolgen. Trotzdem werde ich selbst noch einmal im Ministerium nachfragen, nur um ganz sicherzu gehen. Sie wissen genau, daß wir diesen Vogel runterholen sollen?«
»Jawohl, Herr Oberstleutnant.«
Der Kommandeur kratzte sich das Kinn und knurrte: »Wahrscheinlich handelt es sich um einen russischen Spion, der sich Hals über Kopf aus dem Staub machen will. Das ist so ziemlich der einzige halbwegs sinnvolle Grund, in solch einer Nacht aufzusteigen. Hoffentlich ist dieser Mistkerl das Risiko wert, mehr kann ich dazu nicht sagen.«
Er nickte dem Diensthabenden zu und griff nach dem Hörer. »Also dann, Matti: Gib Befehl, den Laden anzukurbeln. Wir sollten den Jungs einschärfen, besonders vorsichtig zu sein. Da oben dürfte es verdammt rauh zugehen.«
Die beiden Ford bogen von der Straße aus Espo links auf die schmale Landstraße nach Bylandet ab.
Branigan knirschte vor Enttäuschung mit den Zähnen. Es war 20.10 Uhr. Die Fahrt zu dem Piloten nach Spjutsund hatte sich als reine Zeitverschwendung erwiesen. Der Mann lag mit einem gebrochenen Bein im Bett, das Ergebnis eines Sturzes nach einem wilden Saufgelage. Er war seit Wochen nicht geflogen. Die Straßenverhältnisse waren miserabel. Sie waren vereist, und überall lag Schnee. Sie hatten eine ganze Stunde vergeudet.
Branigan blickte den SUPO-Offizier ungeduldig an. »Was ist mit der örtlichen Polizei in der Nähe der Insel? Könnten wir nicht mit der Verbindung aufnehmen?«
Stenlund lächelte nachsichtig. »Daran habe ich auch schon gedacht, Mr. Branigan. Aber Sie wollten die Angelegenheit doch diskret erledigen und sagten, die Leute, nach denen Sie suchten, wären möglicherweise bewaffnet und sehr gefährlich. Der nächste Polizeiposten ist eine halbe Stunde Autofahrt von Bylandet entfernt. Die Polizisten sind aber nur mit Fahrrädern ausgestattet. Bei diesem Wetter würden wir sie wahrscheinlich unterwegs überholen.«
Branigan beugte sich vor und tippte dem Fahrer auf die Schulter. »Geht’s nicht schneller?«
Der Botschaftsangehörige warf einen nervösen Blick nachhinten. »Wenn wir schneller fahren, landen wir in einem Graben. Die Straßen sind tückisch.«
»Geben Sie Gas, verdammt noch mal!«
Der Fahrer zögerte; dann trat er das Gaspedal weiter durch.
Branigan blickte Stenlund an. »Wie lange noch?«
Der Finne zuckte mit den Schultern. »Das hängt offensichtlich von der Straße ab. Vielleicht zehn Minuten.«
Als der Ford beschleunigte, begann er plötzlich zu rutschen, dann brach das Heck aus. Der Fahrer lenkte hastig gegen, um den Wagen auf der Straße zu halten und einer
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