Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf
von dem Schneesturm und der Finsternis verschluckt.
Leutnant Arkadi Barsenko flog in fünfzehntausend Fuß Höhe über die Wolken durch die Dunkelheit. Durch das Cockpitglas seiner Mig 15P der russischen Luftwaffe blickte er auf die leuchtenden Sterne. Der Anblick schläferte den einundzwanzigjährigen Piloten beinahe ein, und er gähnte. Das Klimow-Düsentriebwerk dröhnte in seinen Ohren, und er rieb sich müde mit den fellgefütterten Handschuhen die Nase.
Er wäre lieber in der Offiziersmesse in Tallinn gewesen und hätte sich die Füße am Ofen gewärmt. Es war verrückt, bei diesem Schneesturm aufzusteigen. Eigentlich sollte mannicht mal einen Hund vor die Tür jagen, doch der Kommandeur des Leningrader Luftwaffenstützpunkts hatte darauf bestanden, daß die Patrouillen weitergeflogen wurden und hatte den Mannschaften eingeschärft, besonders wachsam zu sein.
Verrückt.
Barsenko strich mit einem behandschuhten Finger über die Instrumententafel und grinste.
Dieses neueste Modell der Mig war eine wunderbare Maschine. Sie flog mit tausend Stundenkilometern und klang wie ein Rudel wilder Jaguare, die im Heck einen heißen Kampf lieferten.
Barsenko liebte die Mig.
Er bedauerte nur, daß er zu jung für den Krieg gewesen war. Mensch und Maschine in vollkommener Harmonie in einem Luftkampf am eisigen baltischen Himmel. Mit einem Flugzeug wie diesem hier hätten sie die Deutschen im Handumdrehen fertig gemacht, soviel war klar. Sein Daumen liebkoste vorsichtig die glatte rote Kappe oben auf dem Steuerknüppel. Wenn man sie zurückklappte, sah man die roten Feuerknöpfe für die beiden 23-mm-Maschinengewehre und die 37-mm-Schnellfeuerkanone.
Der Gedanke, eine feindliche Maschine wegzupusten, gefiel Barsenko. Er stellte sich vor, wie sie in Flammen gehüllt abstürzte. Statt dessen mußte er diese nächtlichen Patrouillenflüge absolvieren, in denen absolut nichts passierte. Dennoch hatte es Spaß gemacht, zu starten und schneller als ein Geschoß die Wolkendecke zu durchstoßen. Das Flugzeug vibrierte heftig, als es durch die weiße Leere jagte, bevor es in den nachtklaren Himmel schoß. Es war ein majestätisches Erlebnis, von dem Barsenko nie genug bekommen konnte.
Und was die Finnen anging … Pah!
Diese rentierfressenden Idioten verletzten so gut wie nie den sowjetischen Luftraum. Dennoch hatten sie die Rote Armee 1940 vor Karelien wacker in Schach gehalten, das mußte er ihnen lassen. Sein Vater war dort gefallen. Das war einer der Gründe, weshalb Arkadi unbedingt hier Dienst tun wollte. Sollte sich jemals ein Finne in seinen Luftraum verirren,würde er die Gelegenheit nutzen und dem Kerl das Fell versengen.
Die Mig schüttelte sich kurz in einer Turbulenz, beruhigte sich aber sofort wieder. Barsenko überprüfte die Instrumente. Alles in Ordnung. Die weißen Zeiger standen genau so, wie es sein sollte.
Noch sechs Minuten, dann konnte er wieder Kurs auf Tallinn und seinen Stützpunkt nehmen. Ein paar mehrstöckige Wodka in der Offiziersmesse und dann eine Nummer mit Magda. Barsenkos estnische Freundin konnte ihr Höschen schneller als der Schall ausziehen. Er grinste, als er an die Freuden dachte, die ihn heute abend erwarteten.
Er hatte das neue Radar aktiviert und drehte an den Knöpfen, bis der Zeiger in Richtung der großen Wolke unter ihm zeigte. Barsenko starrte auf den grünschimmernden Bildschirm. Nichts als Störungen.
Plötzlich sah er einen hellen weißen Punkt. Er war etwa zwanzig Meilen vor ihm und tiefer. Dann leuchtete er noch einmal auf. Und noch einmal. Drei Punkte.
Sie verschwanden.
Scheiße!
Barsenko war mit einem Schlag hellwach und rieb sich die Augen. Hatte er wirklich etwas gesehen? Manchmal rief der Schnee bei schlechtem Wetter Phantombilder hervor. Oder irgend etwas anderes hielt das Radar zum Narren.
Aber drei starke Signale?
Drei schnelle Flugzeuge da draußen in dem heftigen Sturm aus Richtung elf Uhr. Es war zwar noch finnischer Luftraum, aber sie flogen in seine Richtung.
Was ging hier vor, verdammt noch mal …?
Wahrscheinlich spielte das Radar verrückt.
Ja, vermutlich waren es Störungen. Barsenko könnte das Radar aus Tallinn zu Hilfe rufen, aber diese faulen Kerle antworteten bei dem schlechten Wetter so gut wie nie, und wenn doch, war der Empfang meistens so schlecht, daß man die Burschen nicht verstand.
Was soll’s? dachte Barsenko. Kann nicht schaden, einen Blick nach unten zu werfen. Die Wolkendecke war teilweise aufgerissen, und vielleicht würde er
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