Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf
als erwartet, aber mach dir keine Sorgen. Ich hab’ schon Schlimmeres erlebt.«
Plötzlich flackerte die Deckenlampe einen Moment, und Saarinen blickte hoch. »Mist, sieht aus als würde der Generator ausfallen. Ich muß dir noch etwas Wichtiges erklären, Jake.«
Saarinen hatte Massey schon nachmittags gezeigt, wie dieser den Generator anlassen konnte. Jetzt ging er zu dem kleinen Tisch in der Ecke des Zimmers und zog die Segeltuchdecke weg. Sie verbarg etwas, das wie ein großes, schwarzes Radio aussah. Es hatte eine Wählscheibe und einige Schalter.
»Was ist das?« Massey kam neugierig näher.
»Ein Funkgerät. Genauer gesagt ein Funkfeuer. Es hilft mir bei der Landung, wenn ich zurückkomme. Die Antenne steht neben dem Hangar.«
»Was tut dieses Funkfeuer?«
Saarinen lächelte. »Es führt mich nach Hause, Jake. Dieses Gerät gibt mir eine Richtungsanzeige und ein Morsezeichen bis zu fünfzig Meilen Entfernung. Bevor ich starte, schalte ich es ein. Siehst du, so.« Er drückte einen Schalter auf dem Sender, und ein grünes Licht an der Schalttafel flammte auf. »Die Batterie ist aufgeladen und verläßlicher als der Generator, also dürfte es eigentlich keine Probleme geben. Falls aber dieses grüne Licht ausgeht, bedeutet es, daß die Batterie leer ist. Eigentlich sollte das nicht passieren, wenn aber doch, dann kannst du den Sender damit an den Generator anschließen.«
Er deutete auf ein elektrisches Kabel mit einem Stecker, das zu einer Steckdose in der Wand führte. »Das wichtigste aber ist, daß du versuchst, den Generator am Laufen zu halten. Wenn ich das Signal für die Landung verliere, komme ich in Schwierigkeiten. Außerdem brauche ich den Generator noch aus einem anderen Grund. Ich habe einige provisorische Landelichter auf dem Eis aufgebaut.«
»Und wenn ein anderes Flugzeug diese Gegend überfliegt? Richtet es sich dann nicht nach deinem Funkfeuer?«
»Ich kann mir nicht vorstellen, daß heute nacht viel da oben los ist. Außerdem müßte der Pilot auf meiner Frequenz sein, aber die liegt nicht auf der Bandbreite eines zivilen oder militärischen Flughafens im Gebiet von Helsinki.«
Massey nickte. Saarinen trat wieder an den Tisch, nahm die Wodkaflasche, füllte allen großzügig die Gläser und schenkte sich selbst einen winzigen Schluck ein.
Slanski und Anna hatten die grünen Springeroveralls, die Helme und die Schutzbrillen angelegt, warteten aber noch mit den Handschuhen.
Saarinen lächelte und hob das Glas. »Sieht aus, als würde ich hier mit einer lebenslangen Gewohnheit brechen. Nur ein Schluck, um die Lippen zu befeuchten. Kipis s.«
Er kippte den Wodka mit einem Schluck herunter, und die anderen folgten seinem Beispiel.
Massey konnte die wachsende Spannung im Raum fast körperlich spüren. Er stellte das Glas ab und schaute erst Anna und Slanski an, dann Saarinen.
»Sind wir soweit?«
Saarinen nickte und grinste. »Los geht’s.«
Er nahm die Taschenlampe und seinen Fallschirm, und die anderen folgten ihm hinaus.
In dem kleinen Büro, das als Einsatzraum der finnischen Luftwaffeneinheit diente, war es bitterkalt. Hier war die Verbindungseinheit der Luftwaffe auf dem Flughafen Malmi in Helsinki stationiert. Auch der kleine Kachelofen, der in der Ecke auf Hochtouren heizte, vermochte die Temperaturen nicht in die Höhe zu treiben. Der Geschwaderkommandeur war von einer Dinnerparty im Palace-Hotel gerufen worden. Die Verärgerung war deutlich auf seinem länglichen Gesicht abzulesen, als er den diensthabenden Offizier anschaute, der vor seinem Schreibtisch Haltung angenommen hatte.
»Das meinen die doch nicht ernst, Matti, oder?«
Der Diensthabende war Ende Zwanzig, groß und schlank. Er trug den Militärmantel der Luftwaffe, Schal, Handschuhe und unvorschriftsmäßige Ohrenschützer unter seiner Mütze, mit denen er zwar lächerlich aussah, die aber seine Ohren warm hielten.
»Bedauerlicherweise doch, Herr Oberstleutnant. Der Befehl hat absolute Priorität. Wenn das Flugzeug startet, soll es unter allen Umständen aufgehalten werden, bevor es russischen Luftraum erreicht.«
»Im Verteidigungsministerium müssen alle übergeschnappt sein, wenn sie wirklich verlangen, daß wir bei einem solchen Wetter starten. Was ist da los? Wo ist die Unterschrift und der ganze Papierkram?«
Der diensthabende Offizier zuckte mit den Schultern. »Ichwünschte, ich wüßte es, Herr Oberstleutnant. Aber Sie kennen ja diese Bonzen aus dem Ministerium. Die behandeln uns wie Pilze.
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