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Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf

Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf

Titel: Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Meade
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und in einer Reihe an der Wand aufgestellt. Lukin fiel ein magerer Junge von höchstens vierzehn Jahren auf. Sein Gesicht war verzerrt und gezeichnet von Kälte und Furcht. Er schien zu weinen.
    Ein Erschießungskommando stellte sich auf. Es handelte sich um KGB-Soldaten, die ihre Gewehre durchluden.
    Lukin sah, wie der verantwortliche Offizier die Hand hob und einen Befehl brüllte. Rauchwolken stiegen von den Gewehren auf . Männer, Frauen und der Junge wurden gegen die Wand geschleudert und sanken zusammen.
    Der Junge zuckte, als er dalag. Der Offizier trat vor, zog seine Pistole, zielte auf den Kopf des Jungen und drückte ab. Der Körper des Jungen zuckte heftig und blieb dann regungslos liegen. Der Offizier ging die Reihe der Menschen entlang und schoß jedem Opfer einmal in den Kopf. Lukin drehte sich angewidert um.
    Der Oberst neben ihm schien sich prächtig zu amüsieren. Sein Gesicht war zu einem grausamen Grinsen verzogen.
    Der brutale Film lief weitere zehn Minuten. Es handelte sich ausschließlich um Exekutionen; immer neue Gruppen von Menschen wurden auf den Hof geführt. Mindestens fünfzig Männer, Frauen und Kinder wurden erschossen. Mitten in diesem Gemetzel winkte eine Hand, und ein Soldat brachte ein Tablett mit Früchten und Schokolade.
    Als Lukin schon glaubte, es nicht mehr ertragen zu können, endete der Film, und die Lichter flammten auf.
    Lukin blinzelte. Wieder hustete jemand heftig, und fette, schlaffe Körper wuchteten sich mühsam aus den luxuriösen Stühlen.
    Lukin erstarrte vor Schreck.
    Die Gestalt Josef Stalins erhob sich aus einem der Sessel. Die lahme linke Hand, die buschigen Augenbrauen und der dichte Schnurrbart waren unverwechselbar.
    Er trug einen schlichten grauen Uniformrock und wirkte gebrechlicher, als Lukin erwartet hatte. Seine Haut war blaß und wächsern, aber er lächelte, als er sich die Pfeife anzündete und sich zu einer Gruppe korpulenter Männer gesellte. Sie lachten, als hätte jemand einen Witz gemacht.
    Lukin erkannte auch die anderen sofort.
    Nikolai Bulganin, der streng blickende, ehemalige Verteidigungsminister. Neben ihm stand grinsend Georgi Malenkow, das fette, ranghohe Präsidiumsmitglied der Kommunistischen Partei in einer weiten, schlaffen Hose.
    Noch jemand fiel in dieser Gruppe auf. Ein kahlköpfiger, verkümmerter, gedrungener Mann in einem schwarzen, unförmigen Anzug. Sein kürbisförmiger Kopf schien keinen Hals zu haben, und hinter seiner metallgefaßten Brille glühten drohend dunkle, aufmerksame Augen. Sein Porträt zierte jede Wand im KGB-Hauptquartier am Dsershinski-Platz.
    Dieser Mann war Lawrenti Berija, der Chef der Staatssicherheit.
    Lukin richtete sich auf seinem Sitz gerade auf. Ihm brach der kalte Schweiß aus. Warum hatte man ihn hierher bestellt?
    Der Oberst neben ihm stand auf. Er überragte Lukin wie ein Turm.
    »Warten Sie hier.«
    Mit diesen Worten ging er zu den Männern in der ersten Reihe.
    Der Raum leerte sich.
    Lukin sah, wie ein Offizier eine Tür zur Rechten öffnete. Molotow und Malenkow gingen hinaus. Augenblicke später schlurfte Josef Stalin hinterher, zögerte dann aber und sah sich um. Mit zusammengekniffenen Augen starrte er Lukin an.
    Lukin fühlte, wie sein Puls raste. Er wußte nicht genau, ob Stalin ihn anlächelte oder böse anstarrte; auf jeden Fallschaute der Mann in seine Richtung. Und sein Blick verriet Abneigung. Lukin, dem das Herz bis zum Hals schlug, wollte aufstehen, doch in diesem Augenblick drehte Stalin sich um und ging zur Tür hinaus.
    Lukin stieß den Atem aus. Er wurde aus alldem nicht schlau. Besorgt schaute er sich im Saal um. Nur der hochgewachsene Oberst, der ihn hierher geführt hatte, der Vorführer und Berija waren noch anwesend.
    Plötzlich winkte ihm der Oberst, nach vorn zu kommen. Lukin erhob sich und ging in die erste Reihe.
    »Major Lukin, Genosse Berija«, sagte der Oberst barsch.
    Berija war aufgestanden. Seine verkümmerte Gestalt wirkte neben dem hünenhaften Mann winzig.
    Die reptilienartigen, braunschwarzen Augen hinter der Brille bohrten sich in die Lukins. Das teigige Gesicht verzog sich zu einem verschlagenen Lächeln. »Das ist also Major Lukin«, sagte er mit seidenweicher Stimme. »Ich bin sicher, das Vergnügen liegt ganz auf meiner Seite.«
    »Genosse Berija.«
    Berija reichte ihm nicht die Hand, sondern ließ sich in einen Ledersessel sinken. Auf einem Klapptisch neben ihm standen ein Silbertablett mit Pralinen, eine silberne Schüssel mit rotem Kaviar und eine

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