Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf
einzuschleusen. Sie haben das erklärte Ziel, den Genossen Stalin zu töten. Wir glauben, daß diese Leute in der Nähe von Tallinn bereits mit dem Fallschirm abgesprungen sind und nehmen weiter an, daß dieses Leichtflugzeug ihr Transportmittel war. Trotz der Irrtümer in Ihrer Vergangenheit halten gewisse hohe Offiziere immer noch große Stücke auf Ihre Fähigkeiten,Lukin. Und jetzt brauche ich diese Fähigkeiten. Ich will, daß Sie den Mann und die Frau aufspüren und zu mir bringen. Wenn möglich lebend.«
Lukin war bestürzt. »Ich verstehe nicht …«
Berija reichte ihm einen Ordner. »Werfen Sie einen Blick hier hinein. Darin finden Sie alles, was wir über den Mann und die Frau wissen, die unserer Meinung nach von den Amerikanern geschickt wurden. Vor allem der Mann dürfte sich als interessante Beute erweisen. Außerdem glaube ich, daß Sie und dieser Mann gewisse … sagen wir, Charaktereigenschaften gemein haben. Und auch in etwas das gleiche Alter, die gleiche Intelligenz und Geschicklichkeit. Sie passen ziemlich gut zusammen. Haben Sie das Rezept nicht auch während des Krieges benutzt? Suche einen Mann mit ähnlichen Eigenschaften, um den Feind zu jagen und zu töten. Der Vorschlag irgendeines faselnden Psychologen, aber erstaunlicherweise hat es manchmal funktioniert.«
»Wer sind diese Frau und der Mann?«
»Alles was wir wissen, steht in den Unterlagen. Einschließlich der Gründe für unsere Vermutungen, was die Absichten der Amerikaner betrifft. Die Fotos dürften Ihnen weiterhelfen. Der Mann ist ein ernstzunehmender Gegner, also seien Sie vorsichtig, Lukin. Und noch etwas. Sie haben absolute Vollmacht, alles zu tun, was Sie tun müssen, um diese beiden Agenten zu schnappen.«
Berija zog einen Brief aus der Tasche und reichte ihn Lukin mit einer gespielten höfischen Verbeugung.
Lukin las ihn, und Berija sagte: »Sollte jemand Ihre Autorität in Zweifel ziehen, bestätigt dieser Brief, daß Sie direkt für mich arbeiten. Er sorgt dafür, daß Ihnen ohne weitere Diskussionen jede erdenkliche Hilfe gewährt wird. Sie berichten nur mir persönlich. Suchen Sie sich von Ihren Leuten aus, wen Sie wollen. Oberst Romulka wird in dieser Angelegenheit als mein persönlicher Repräsentant fungieren. Er hat zwar einen höheren Rang, aber Sie haben Befehlsgewalt. Natürlich wird Romulka Ihnen jede Unterstützung geben. Sie wirken überrascht, Lukin.«
»Ich weiß nicht, was ich sagen soll, Genosse.«
»Dann sagen Sie nichts. Eine Mig steht auf dem FlughafenWnukowo bereit und wird Sie nach Tallinn bringen, sobald das Wetter es zuläßt. Es wird noch einige Stunden dauern. Der örtliche KGB und das Militär haben bereits motorisierte Patrouillen losgeschickt, um das Pärchen zu suchen, und erwarten Sie. Die örtlichen Kommandeure sind von der Jagd auf die Agenten informiert worden, aber nicht über das Ziel Ihrer Mission. Es bleibt vorläufig geheime Verschlußsache. Oberst Romulka wird später zu Ihnen stoßen. Sollte es neue Entwicklungen geben, wird der diensthabende Offizier sich mit Ihrem Büro in Verbindung setzen.«
Berija schnippte mit den Fingern. Romulka ging an den Projektor und schaltete ihn an. Dann drehte sich Berija wieder zu Lukin um. Seine Augen glühten dunkel, und seine Miene verfinsterte sich bedrohlich.
»Es steht viel auf dem Spiel, Lukin. Also enttäuschen Sie mich nicht. Der Gedanke, daß Sie irgendwann auf dieser Leinwand vor einem Erschießungskommando stehen, behagt mir nicht. Finden Sie diesen Mann und diese Frau. Bringen Sie die beiden zu mir, und Stalin wird Sie zum Oberst befördern. Doch sollten Sie versagen, werde ich Ihnen das niemals verzeihen. Sie haben Ihre Befehle. Führen Sie die aus.«
Berija winkte mit der Hand und schenkte sich Krimsekt ein. Augenblicke später drückte Romulka einen Knopf, und es wurde dunkel, bevor Sekunden später die Leinwand aufflackerte.
Romulka ging zu Lukin und führte ihn hinaus.
An der Tür drehte Lukin sich noch einmal um. Dieser Film war ebenfalls in Schwarzweiß und ohne Ton. Nur das leise Klicken der Projektorspule war zu hören, als eine Reihe entsetzlicher Bilder über die Leinwand huschten. Was Lukin sah, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren.
Ein nacktes Mädchen war auf einen langen Metalltisch gefesselt. Sie hatte dunkles Haar und war noch sehr jung. Arme und Beine waren weit gespreizt und mit Lederbändern gefesselt. Ihre Augen waren vor Entsetzen weit aufgerissen. Sie hatte Schaum vor dem Mund, als hätte sie einen
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