Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf
später dröhnte der Motor des Hubschrauberrotors genau über ihnen. Die Maschine überholte sie, drehte sich und blieb dann in der Luft vor ihnen stehen. Das Suchlicht strahlte ihnen genau in die Augen. Slanski fluchte, als er geblendet wurde. Einen Augenblick verlor er die Kontrolle über den Wagen und mußte alles daransetzen, ihn wieder in den Griff zu bekommen.
Der Emka geriet ins Schleudern. Slanski trat aufs Gaspedal,der Wagen schoß nach vorn – und dann waren sie wieder vor dem Lichtkegel. Slanski riß das Steuer herum, als ein kleiner Weg rechts abzweigte, doch der Helikopter folgte ihnen und setzte sich erneut vor sie. Sie hörten einen metallischen Schlag, als eine Kugel durchs Dach drang. Anna schrie auf, als das Geschoß in die Rückbank einschlug.
»Halt dich fest!«
Slanski hielt das Lenkrad mit einer Hand, kurbelte das Seitenfenster herunter und zerrte seine Tokarew aus dem Halfter. Er bremste leicht. Sekunden später rauschte der Hubschrauber über die Wipfel direkt vor ihnen. Die Maschine schwang für Augenblicke nach rechts und links, bis sie wieder Stabilität gewann.
Plötzlich sah Slanski das Gesicht des Majors im Cockpit.
Er zielte, feuerte dreimal kurz hintereinander und sah die Löcher und Risse im Glas der Kanzel.
Der Helikopter neigte sich leicht, blieb jedoch über ihnen. Slanski sah, daß der Major durch das Seitenfenster zielte. Weiße Wölkchen stiegen links vom Wagen im Schnee auf.
Slanski trat aufs Gaspedal und jagte das Auto voran. Der Helikopter schwang herum und nahm erneut die Verfolgung auf.
Plötzlich stieß der Emka auf einen schmalen Weg. Slanski erkannte, daß sie sich wieder auf der Straße befanden, die von der Hauptstraße zum Waldsee führte.
Er schlug das Lenkrad nach rechts ein. Der Hubschrauber war noch immer hinter ihnen. Sein starker Suchscheinwerfer erfüllte das Wageninnere mit gleißender Helligkeit.
Sekunden später sah Slanski etwa fünfzig Meter weiter die Hauptverkehrsstraße. Links vor ihnen befand sich ein hoher Strommast mit dicken Leitungen, die zu beiden Seiten wegführten.
»Kopf runter!« rief er Anna zu.
Er trat das Gaspedal bis zum Bodenblech herunter und jagte mit dem Wagen auf den Mast zu.
Das Rattern der Rotorblätter war ohrenbetäubend. Lukin schwitzte. Er war der Verzweiflung nahe.
Der Pilot mußte sein ganzes Können aufbieten, um dieMaschine unter Kontrolle zu halten. Ständig schlug er Haken, um den Emka nicht zu verlieren, der im Zickzack durch den Wald jagte.
Lukin ließ den Wagen nicht aus den Augen. Er hielt die Tokarew aus dem Fenster und versuchte, einen genauen Schuß auf den Fahrer abzugeben, aber das war beinahe unmöglich. Jedesmal, wenn der MIL vor dem Wagen lauerte, bog der auf einen anderen Weg ein, und der Hubschrauber schwankte bedrohlich, als er ihm folgte.
»Halt das verdammte Ding ruhig!« brüllte Lukin den Piloten an.
»Was glauben Sie, was ich die ganze Zeit versuche?« erwiderte der Mann gereizt.
Plötzlich wurde der Emka langsamer, und sie überholten ihn erneut. Als der MIL herumschwang und der Pilot versuchte, den Wagen mit dem Suchlicht zu fixieren, ertönten rasch hintereinander drei Schüsse, und in dem Glas über ihren Köpfen splitterten drei Löcher. Der MIL stieg in die Höhe, während Lukin sich unwillkürlich duckte, durchs Fenster zielte und zweimal hintereinander feuerte. Doch beide Kugeln verfehlten ihr Ziel. Der Emka fuhr weiter, bog rechts ab in den Wald und zurück auf die Straße, die zur Hauptstraße führte.
»Hinterher! Lassen Sie sich nicht abhängen, Mann!«
Der Pilot fluchte gereizt, riß den MIL herum und folgte dem Wagen.
Sie waren noch fünfzig Meter von der Straße entfernt, als es Lukin vor Angst plötzlich kalt überlief.
»Um Himmels willen …!« rief der Pilot.
Entsetzt sah Lukin den Strommast direkt vor sich. Verzweifelt versuchte der Pilot, in letzter Sekunde auszuweichen, aber einen Augenblick später durchschnitten die Rotorblätter die Kabel. Ein gewaltiger, blendender, weißblauer Lichtbogen umhüllte die Kanzel, und vor ihren Gesichtern tanzten Funken wie Feuerwerk.
Ein donnerndes metallisches Kreischen ertönte, als der MIL in den massiven Hochspannungsmast krachte, und das Geräusch der Rotorblätter brach unvermittelt ab, als der Hubschrauber in einem Feuerball zu Boden sank.
38. KAPITEL
Leningrad
27. Februar
Anna und Slanski verließen die Straßenbahn am Newski-Prospekt.
Es war früher Nachmittag. Auf Leningrads breiten Straßen staute sich der
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