Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf
einem Aufbrüllen an.
Der Konvoi hatte sie fast erreicht, und im gleichen Augenblick hörten sie das Heulen eines Motors aus der anderen Richtung. Der Geländewagen bog in voller Fahrt um die Ecke und kam rutschend zum Stehen.
Slanski fuhr zu Anna herüber, als sie beide plötzlich vom Licht der Scheinwerfer erfaßt wurden.
Aus beiden Richtungen ertönten Gewehrschüsse, und die Kugeln ließen Schneefontänen aufsteigen und jaulten über die Straße, während Stimmen scharfe Befehle riefen, Fahrzeuge rutschend anhielten und Männer aus Wagen und von Lastwagen sprangen.
Slanski packte Annas Arm und zog sie auf die BMW. Er ließ den Motor aufheulen; dann schossen sie durch das offene Gatter auf das Feld und den Abhang hinunter, während hinter ihnen Gewehr- und Maschinenpistolenfeuer prasselte.
Lukin hämmerte das Herz in der Brust.
Das Jaulen der Sirene durchdrang die Nacht, während der Sis die Straße entlangraste. Der Fahrer mußte sein Bestes geben, damit der schwere Wagen nicht ins Schleudern geriet.
Sie hatten dreißig Kilometer in zwanzig Minuten hinter sich gebracht. Die beiden Motorradfahrer fuhren ab und zu voraus, um den Verkehr vor ihnen aus dem Weg zu schaffen. Als sie durch eine Ortschaft rasten, erwachte das Funkgerät knisternd zum Leben. Lukin nahm das Mikrofon.
»Lukin.«
Die Stimme des Adjutanten meldete sich. »Hier ist die Basis, Genosse. Wir haben sie wiedergefunden. Sie sind noch auf derselben Straße. Sechs Kilometer östlich vom Kontrollpunkt.«
»Was ist passiert?« fragte Lukin gepreßt.
»Sie fahren immer noch mit dem Motorrad. Als die Patrouille sie aufgebracht hat, sind sie in ein Feld abgebogen und verschwunden.«
»Verlieren Sie sie bloß nicht!« brüllte Lukin. »Schneiden Sie Ihnen den Weg ab!«
»Das machen wir bereits, Genosse. Die Patrouillen verfolgen sie zu Fuß. Laut Aussage eines Milizionärs führt das Feld in ein Tal und ein Waldstück. Von dort gehen vier kleine Straßen ab. Ich lasse sie im Moment alle besetzen.«
»Tun Sie, was Sie wollen, aber lassen Sie die beiden nicht entwischen! Ich bin gleich da!« Lukin hängte das Mikrofon auf einen Haken. »Sie haben ihn gehört«, sagte er zum Fahrer. »Auf dieser Straße. Geben Sie Gas. Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.«
Die BMW jagte den Abhang hinunter. Als sie unten ankamen, bremste Slanski. Sie standen vor einem schmalen, gefrorenen Flußlauf, hinter dem sich ein dunkler Wald erhob.
Anna blickte über die Schulter. Sie sah schwankende Lichter von Taschenlampen und Gestalten, die den Abhang herunterliefen. Rechts und links von ihnen schlugen Kugeln in die Bäume ein.
»Halt dich fest!« rief Slanski. »Jetzt wird’s ungemütlich!«
Hinter dem zugefrorenen Fluß tauchte im Licht des Scheinwerfersein schroffer Pfad auf, der durch das dichte Unterholz führte, das sich wie eine Kuppel über ihnen wölbte.
Die Räder knirschten, als sie über den Pfad rumpelten, und der Duft der Kiefern war fast betäubend intensiv. Minuten später stießen sie auf einen breiteren, stark ausgefahrenen Weg, der offensichtlich von Forstfahrzeugen benutzt worden war. Stöße frisch gefällter Bäume lagen neben dem Weg. »Folgt uns jemand?« fragte Slanski.
»Ich habe keinen mehr gesehen, seit wir das Feld verlassen haben.«
Er hielt das Motorrad an und schob die Brille hoch. Sein Gesicht war schlammverkrustet, und nur die Augen waren weiß.
»Gib mir die Karte.«
Anna zog sie aus ihrer Bluse. Slanski zündete ein Streichholz an und versuchte, in dem flackernden Licht die Karte zu lesen.
»Wo sind wir?«
»Wie es aussieht, heißt die Gegend hier Bärentalwald. Aber wie wir hier rauskommen, weiß Gott allein. Auf der Karte sind keine Straßen eingezeichnet.«
Slanski blickte Anna an. Sie war blaß und fror, und er konnte die Spuren der Anstrengung und der Angst in ihrem Gesicht erkennen. »Anna, falls wir in ernste Schwierigkeiten kommen … denk dran, daß du die Pille bereithältst, hast du verstanden?«
»Ich habe den Eindruck, daß wir schon in verdammten Schwierigkeiten stecken.«
Slanski lächelte finster. »Dann laß uns hoffen, daß es nicht noch schlimmer wird. Jetzt müssen wir erst mal versuchen, einen Weg hier raus zu finden.«
Er gab Gas und bog nach rechts auf den Waldweg ein.
Lukins Fahrer hielt den Wagen an, und der Major sah die Lichter und das geschäftige Treiben vor sich. Ein halbes Dutzend Fahrzeuge verstopfte die schmale Straße; überall liefen Uniformierte herum.
Lukin stieg aus, eilte zu
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