Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf
sie diese Nacht nicht übersteht. Sie wissen ja, wie das ist, Leutnant. Meine Frau will sie unbedingt noch sehen, bevor es vielleicht zu spät ist.«
»Woher kommen Sie?«
»Leningrad. Was ist eigentlich los? Das ist schon das zweite Mal, daß wir auf dieser Straße angehalten werden.«
Der Leutnant zögerte. Slanskis Antwort schien ihn ein wenig zu beruhigen. Langsam reichte er die Papiere zurück. »Wir suchen zwei feindliche Agenten. Einen Mann und eine Frau. Sie haben einen KGB-Offizier getötet.«
Slanski pfiff und tat, als wäre er besorgt. »Ist die Straße von hier aus denn frei? Nicht, daß wir in Gefahr geraten, wenn wir weiterfahren, Genosse. Wegen ihrer Mutter hat meine Frau schon Sorgen genug.«
Der Offizier lächelte. »Ich glaube nicht, daß man Sie belästigen wird. Aber wenn Sie etwas Verdächtiges bemerken, informieren Sie den nächsten Milizposten. Sie können weiterfahren.«
»Danke, Genosse.« Slanski blickte über die Schulter. »Komm, Anna.«
Sie saßen auf, als der Leutnant plötzlich sagte: »Moment noch.«
Er trat dichter an die beiden heran und leuchtete mit der Taschenlampe Slanski ins Gesicht. Dann ließ er den Lichtkegel über Anna gleiten und musterte sie eingehend.
»Wo war dieser letzte Kontrollpunkt, an dem Sie und Ihr Mann angehalten wurden?« fragte er mißtrauisch.
Die Frage hing wie eine Drohung in der Luft. Als Anna zögerte, fühlte sie, wie sich Slanski anspannte und bemerkte, daß die beiden Milizionäre ihre Gewehre bereithielten, während der Unteroffizier seine Kalaschnikow durchlud.
Der Leutnant starrte Anna an. »Ich habe Ihnen eine Frage gestellt.«
»Drei Kilometer weiter zurück. Ein Wagen und zwei Polizisten.«
Der Offizier blickte sie erstaunt an. »Wir sind vor einer knappen halben Stunde dort entlanggefahren. Da war kein Kontrollpunkt.« Er drehte sich um und rief dem jungen Polizisten im Geländewagen zu: »Kaschinski, ruf die Zentrale an und frag nach, ob sie diesen Kontrollpunkt eingerichtet haben, von dem die Frau redet.«
Der Milizionär nahm das Mikrofon und sprach hinein.
»Meine Frau ist ziemlich aufgeregt, Genosse«, sagte Slanski zu dem Leutnant, doch der fiel ihm ins Wort.
»Immer mit der Ruhe, es wird nicht lange dauern. Wenn eseinen Kontrollpunkt auf der Straße gibt, verschwenden wir hier nur unsere Zeit.«
Der Polizist im Geländewagen sprach immer noch ins Mikrofon, doch Slanski konnte nicht verstehen, was er sagte. Er hörte nur statisches Rauschen und undeutliche Wortfetzen.
Schließlich kletterte der junge Milizionär aus dem Fahrzeug. Er hatte sein Gewehr erhoben und machte einen besorgten Eindruck. Noch bevor er den Leutnant erreichte, rief er:
»Das Weib lügt! Es gibt auf dieser Straße keinen weiteren Kontrollpunkt!«
Dann geschah alles sehr schnell. Als der Offizier nach seiner Pistole griff und die anderen Männer die Waffen hoben, schaltete Slanski den Scheinwerfer des Motorrades an. Das helle Licht blendete die Männer einen Moment.
Er riß die Tokarew aus der Manteltasche und schoß dem Offizier in die Brust. Auf den Unteroffizier feuerte er zweimal und traf ihn in den Hals und ins Gesicht. Der Mann wurde zurückgeschleudert. Die beiden jungen Polizisten gingen hinter dem Geländewagen in Deckung, als Slanski zwei hastige Schüsse auf sie abfeuerte. »Halt dich fest!« rief er Anna zu.
Er trat den Kickstarter. Der Motor brüllte laut auf, und die Maschine schoß nach vorn. Slanski gab so viel Gas, daß das Vorderrad hochstieg. Dann raste er durch die enge Lücke zwischen den beiden Geländewagen.
Lukin saß an einem Tisch in der Kantine der Kaserne. Vor ihm stand ein Teller mit Kohl, gepökeltem Fleisch und Kartoffeln. Obwohl er Hunger hatte, rührte er das Essen kaum an. Ein knappes Dutzend Offiziere und Mannschaften saßen herum, aßen und rauchten in ihrer Pause.
Lukin hatte gerade ein paar Bissen zu sich genommen, als der Adjutant durch die Schwingtüren stürmte. Der Major ließ die Gabel sinken und wischte sich den Mund mit der Serviette ab, während der Offizier mit einer Karte in der Hand auf ihn zukam.
»Es ist gerade eine Nachricht reingekommen. Eine motorisierte Patrouille hat einen Mann und eine Frau auf einem Motorrad angehalten. Sie ähneln dem Paar, das wir suchen.Die beiden haben vor etwa drei Minuten eine kleine Straße Richtung Puschkin passiert, in der Nähe der Ostseeschnellstraße. Als sie angehalten wurden, hat der Mann eine Waffe gezogen und einen Leutnant und einen Unteroffizier
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