Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf
einem Hauptmann, der offensichtlich das Kommando hatte, und hielt ihm seinen Dienstausweis vor.
»Major Lukin, KGB Moskau. Ich leite die Verfolgung. Was ist hier los?«
Der Hauptmann salutierte. »Sie sind entkommen, Genosse Major. Diese Verrückten sind in den Wald weiter unten gefahren. Ich habe ein Dutzend Männer hinterhergeschickt, aber wir haben keine geeigneten Fahrzeuge für eine Verfolgung.«
Lukin bemerkte, daß ein Gatter in dem Zaun, der das Feld umschloß, weit offenstand, und eine einzelne Reifenspur zeichnete sich dunkel auf dem Schnee ab. Am Fuß des Abhangs liefen Gestalten mit Taschenlampen umher und leuchteten zwischen die Bäume. Die lauten Stimmen der Männer drangen aus der Dunkelheit bis zu ihm hinauf.
Lukin drehte sich um. »Setzen Sie sich ans Funkgerät«, sagte er drängend zu dem Hauptmann, »und sorgen Sie dafür, daß alle Straßen aus dem Wald gesperrt werden. Sämtliche verfügbaren Männer sollen den Wald umstellen. Los!«
»Es ist bereits angeordnet, Genosse!«
»Dann setzen Sie sich noch mal ans Funkgerät und vergewissern Sie sich, ob der Befehl ausgeführt wurde. Ich mache Sie persönlich dafür verantwortlich. Und benachrichtigen Sie die Patrouillen in dem Gebiet, daß ich unterwegs bin.« Lukin wußte genau, was er wollte, und schaute sich hastig um. Sein Blick fiel auf einen Unteroffizier mit einer Kalaschnikow. »Holen Sie mir die Waffe von dem Mann«, befahl er dem Hauptmann.
»Genosse Major?«
»Die Kalaschnikow. Holen Sie sie!«
Während der Hauptmann zum Unteroffizier lief, ging Lukin zu den beiden Motorradfahrern, die abgestiegen waren. Er schnappte sich eine Maschine, saß auf und ließ den Motor an.
Als der verblüffte Fahrer protestieren wollte, pflaumte Lukin ihn an: »Bahn frei!«
Er fuhr dem Hauptmann entgegen, riß ihm die Kalaschnikow aus der Hand und hängte sie sich um den Hals.
Der Hauptmann betrachtete zweifelnd Lukins Haken an dessen amputierter Hand und trat vor die Maschine. »Genosse, vielleicht sollten Sie lieber warten. Wenn Sie die beiden allein verfolgen, gehen Sie nur ein unnötiges Risiko ein. Abgesehen davon …«
»Was? Abgesehen davon, daß ich ein Krüppel bin? Der Vorteil, wenn man nur einen gesunden Arm hat, Hauptmann, ist der, daß er schnell doppelt so stark wird wie normal. Und jetzt machen Sie mir den Weg frei!«
Er ließ den Motor aufheulen. Der Hauptmann sprang im letzten Moment zur Seite, und Lukin raste an ihm vorbei durch das Tor und den Abhang hinunter.
Slanski hatte sich verirrt.
Der Wald war ein Labyrinth aus schmalen Pfaden, und es war unmöglich, mit Gewißheit zu erkennen, wohin sie führten. Es gab keine Wegweiser, und Slanski mußte mehrmals anhalten und Karte und Kompaß zu Hilfe nehmen.
Der Schweiß tropfte ihm ins Gesicht, und jedesmal, wenn er sich zu Anna umdrehte, sah er die nackte Angst in ihrem Blick.
Plötzlich wurde der Weg breiter, und ein Holzschild vor einer Kurve verkündete: ›ACHTUNG – AUSFAHRT ZUR KOLIMKA-STRASSE. VERKEHR BEACHTEN‹.
Als er um die Kurve bog, bremste er und kam rutschend zum Stehen.
Ein halbes Dutzend Gelände- und Lastwagen sowie eine große Gruppe Soldaten und Milizionäre versperrten die Straße. Die Männer warteten ruhig und mit schußbereiten Waffen in der Dunkelheit.
Eine Stimme rief: »Halt! Steigen Sie ab, und werfen Sie die Waffen weg!«
Slanski gab Gas und drehte die BMW hastig herum.
Die Hölle brach los, als die Soldaten eine Salve feuerten. Die Kugeln sirrten durch die Luft und schlugen in die Bäume. Slanski jagte denselben Weg zurück, den sie gekommen waren.
Es war fast unmöglich.
Lukin mußte die Füße benutzen, um die Balance zu halten. In dem Gelände konnte er die Maschine mit einer Hand kaum kontrollieren.
Er stoppte auf einem holprigen Weg, der durch den Wald führte, und hielt die Griffe am Lenker der Maschine so fest, daß sein unversehrter Arm von der Anstrengung schmerzte. Er war am ganzen Körper in Schweiß gebadet. Bisher war er den Reifenspuren durch den Wald gefolgt. Jetzt aber stellte er den Motor ab und lauschte auf Geräusche und den Klang der BMW. Doch er hörte nur seinen Herzschlag in den Ohren.
Aber da …
Eine knatternde Salve Gewehrfeuer ertönte irgendwo in der Nähe. Sein Herz tat ein paar unregelmäßige Schläge.
Lukin ließ das Motorrad wieder an und fuhr auf die Quelle des Lärms zu. Er war etwa fünfzig Meter weit gekommen, als er auf einen breiteren Weg stieß.
Er sah das Licht eines einzelnen Scheinwerfers
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