Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf
Ehefrau des Mannes aus. Es hat absoluten Vorrang, die beiden anzuhalten und zu verhaften. Sie haben bereits einen Armeeoffizier getötet.«
Der jüngere Polizist stieß einen leisen Pfiff aus. »Glauben Sie, daß es dieser Bursche auf dem Motorrad gewesen ist?«
»Sehr unwahrscheinlich. Dieser Trottel kann nicht mal seinen Arsch von seinem Ellbogen unterscheiden. Ich kenne solche Typen. Wenn du vierzehn Jahre dabei bist, sind die Gesichter wie ein offenes Buch für dich, Boris. Der Gimpel war harmlos. Sogar meine Alte sieht viel gefährlicher aus, wenn sie einen Liter Wodka intus hat.«
»Aber es könnte trotzdem das gesuchte Paar sein. Soll ich es melden?«
Der Polizist schaute seinen Kameraden an, als wäre dieser völlig übergeschnappt.
»Hol dir lieber einen runter, Boris. Sollen uns die Kerle aus der Zentrale die Hölle heiß machen und uns mit Fragen zuscheißen?« Er schüttelte den Kopf. »Außerdem ist laut Zentrale die halbe Armee, der KGB und die Miliz hinter den beiden her. Alle Straßen aus der Stadt sind gesperrt. Glaub mir: Wer immer die Gesuchten sind, sie kommen nicht weit.«
40. KAPITEL
Leningrad
Ostseeschnellstraße
Als sie um eine Kurve der Schnellstraße bogen, sah Slanski vor sich eine Reihe von roten Rücklichtern. Er fuhr an die Seite und löschte das Licht.
»Was ist los?« fragte Anna beunruhigt.
»Sieh selbst.«
Während die Fahrzeuge an ihnen vorübersausten, blickte Anna über Slanskis Schulter. Sie konnte einige Militärfahrzeuge sehen, welche die Schnellstraße ein paar hundert Meter weiter vorn blockierten; die Rücklichter der Fahrzeugschlange glühten in der Dunkelheit. Überall standen Uniformierte, kontrollierten die Papiere der Fahrer und durchsuchten die Fahrzeuge. Selbst beim Gegenverkehr schienen sie dieselbe Gründlichkeit an den Tag zu legen.
»Wenn ich mißtrauisch werde, bekomme ich Kopfschmerzen«, sagte Slanski. »Und jetzt habe ich fast einen ausgewachsenen Migräneanfall. Ich wette um einen Rubel, daß sie hinter uns her sind.«
»Was können wir tun?«
»Ein paar Kilometer von hier ist doch eine kleinere Straße abgebogen. Laß uns dort unser Glück versuchen.«
Er legte den Gang ein und wendete. Das Licht schaltete er erst an, nachdem sie einige hundert Meter gefahren waren.
Kurz darauf bog er auf die schmalere Straße ab. Auf der Abzweigung lag Schneematsch, und Anna klammerte sich fest an Slanski, während der kalte Wind ihr schneidend ins Gesicht pfiff. Sie waren etwa fünf Kilometer gefahren, als Slanski um eine scharfe Kurve bog und weiter vorn auf der Straße helle Scheinwerfer sah. Es war zu spät.
Zwei Geländewagen mit zugezogenem Verdeck blockierten die Straße. Ein Armee-Unteroffizier mit einer Kalaschnikow und ein Milizionär mit einem Gewehr standen neben einem der Geländewagen. Ein junger Polizist saß auf dem Vordersitz am Funkgerät, sein Gewehr über den Knien.
Der befehlshabende Offizier stand daneben und rauchte gelassen eine Zigarette.
Slanski fühlte, wie Annas Griff um seine Taille sich unwillkürlich verstärkte. Er fuhr langsamer, während der Offizier, ein Leutnant, ihnen mit erhobener Hand das Zeichen gab, anzuhalten.
Er trat vor. »Machen Sie das Licht aus, und stellen Sie den Motor ab«, sagte er laut.
Slanski gehorchte. Der Leutnant leuchtete ihnen mit einer Taschenlampe ins Gesicht. »Na, wen haben wir denn da? Zwei Verliebte auf einer Spritztour ins Gelände?«
Die Männer und der Leutnant lachten. Slanski versuchte, die Lage einzuschätzen. Von den vier Leuten wirkten der Leutnant und der Unteroffizier wie fähige Soldaten. Die beiden Milizionäre dagegen waren harmlose Milchgesichter. Sie befingerten nervös ihre Gewehre.
Der Offizier warf die Zigarette achtlos zu Boden und starrte Anna und Slanski mißtrauisch an.
»Was ist denn los, Genosse?« wollte Slanski wissen. »Sie haben mich zu Tode erschreckt. Ich wäre fast gegen euren Geländewagen geknallt.«
Der Leutnant betrachtete das Motorrad; dann musterte er Anna und Slanski.
»Ihre Papiere«, befahl er Slanski.
Slanski reichte ihm seinen Ausweis, ebenso Anna. Der Leutnant leuchtete mit der Taschenlampe zwischen den Papieren und ihren Gesichtern hin und her. Er gab sie ihnen nicht zurück, sondern fragte: »Wohin wollen Sie?«
»Nowgorod«, erwiderte Slanski.
»Das ist in einer so kalten Nacht eine ziemlich lange Fahrt. Was wollen Sie da?«
Slanski deutete mit dem Daumen auf Anna. »Der Mutter meiner Frau geht es nicht gut. Die Ärzte glauben, daß
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