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Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf

Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf

Titel: Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Meade
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SUPO-Offizier sah die Nummern, die mit blauer Tinte in ihr Handgelenk eintätowiert worden waren.
    Er nickte. »Dann haben die Russen also nicht gelogen, was ihre Inhaftierung in einem Gefangenenlager betrifft. Meine Güte, kein Wunder, daß sie wie der wandelnde Tod aussieht. Die meisten armen Teufel aus den Lagern sterben an Unterernährung.«
    Der Offizier notierte die Nummern und schaute dann wieder den Arzt an. »Können Sie mir noch etwas sagen?«
    Der Arzt zuckte mit den Schultern. »Da ist noch etwas, aber das dürfte Sie kaum interessieren.«
    Der Offizier lächelte schwach. »Alles ist wichtig. Also, heraus damit.«
    Der Arzt schob das weiße Krankenhaushemd der jungen Frau hoch. Er deutete auf eine dünne, aber sichtbare Narbe über ihrem Bauch.
    »Ich vermute, daß sie letztes oder vorletztes Jahr ein Kind zur Welt gebracht hat. Das Kind ist offensichtlich mit einem Kaiserschnitt geholt worden.«
    Der Arzt sah, daß der Offizier kurz nickte und diese Information ebenfalls notierte, bevor er das Notizbuch wieder in die Brusttasche zurückschob.
    »Was wird mit ihr geschehen?« wollte der Arzt wissen. »Wird sie zu den Russen zurückgeschickt?«
    Der Offizier betrachtete das Gesicht der Schlafenden und zuckte mit den Schultern. »Das habe ich nicht zu entscheiden. Aber wer sie auch sein mag, sie muß wirklich unbedingt weggewollt haben. Es ist ein Wunder, daß sie so weit gekommen ist. Fünf Stunden in diesem Wetter … Da könnten selbst einem Bären die Eier abfrieren.«
    »Wie erklären Sie sich die Uniform, die sie anhatte?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht war sie gestohlen.«
    »Und was passiert weiter?«
    »Wir schicken ein paar Leute her, die sich mit ihr unterhalten.«
    »Sie meinen unsere Geheimdienstleute?«
    Der Offizier lächelte. »Die auch, ja. Aber ich meinte vor allem unsere amerikanischen Freunde in Helsinki. Falls es Ihnen bisher entgangen sein sollte, mein lieber Doktor: Unser kleines Land nimmt als Zuschauer in der ersten Reihe an einem kalten Krieg teil, der immer heißer wird. Dieses Mädchen hat zwei Wachposten erschossen und ist in einer Uniform der Roten Armee über die russische Grenze geflohen. Glauben Sie nicht auch, daß die Amerikaner gern mit ihr plaudern möchten?«

5. KAPITEL
    Helsinki
25. Oktober
    Ein Mann mit grauem, kurzgeschnittenem Haar saß neben Anna Chorjowas Bett und starrte sie an.
    Die fleischige Haut seines grobgeschnittenen Gesichtes war übersät mit geplatzten Äderchen. Sein Mund war grimmigverzogen, als wäre er wütend. Es wirkte wie das Gesicht eines Mannes, der in seinem Leben schon viele sehr unerfreuliche Dinge gesehen hatte … Es war vorsichtig, wachsam und geheimnisvoll. Aber der Blick der hellgrauen Augen war nicht gefühllos. Die Frau vermutete, daß ihnen nicht viel entging. Einer der finnischen Geheimdienstoffiziere hatte ihr angekündigt, daß dieser Amerikaner mit ihr reden wollte. Die Finnen hatten sie verhört und ihre Geschichte immer wieder mit ihr durchgekaut, trotzdem hatte sie ihnen nicht alles verraten. Nicht aus Arglist, sondern weil die Erinnerungen zu schmerzhaft waren und sie nach der Anästhesie noch sehr empfindlich war. Zudem hatte sie das Gefühl gehabt, daß die Finnen diese Prozedur eher widerwillig hinter sich brachten, so als gehe es sie eigentlich nichts an. Aber dieser Mann hier neben ihrem Bett benahm sich anders. Ihn würde sie nicht mit schlichten Antworten abspeisen können, das spürte sie.
    Er war etwa Anfang Vierzig und saß entspannt auf dem Stuhl. Seine großen Hände ruhten auf seinen Knien. Er sprach fließend Russisch, und seine Stimme war leise, als er Anna lächelnd ansprach.
    »Ich heiße Jake Massey. Man hat mir gesagt, daß Sie wieder ganz gesund werden.«
    Als sie nicht antwortete, beugte der Mann sich vor. »Ich bin hier, weil ich einige Lücken in Ihrer Geschichte füllen möchte. Sie heißen Anna Chorjowa, richtig?«
    »Ja.«
    Ihr fiel sein offener Blick auf, als er weitersprach. »Ich weiß, daß Sie eine schwere Zeit durchgemacht haben, Anna, aber Ihnen muß eins klar sein: Es fliehen viele Menschen über die russische Grenze nach Finnland.« Er lächelte wieder freundlich. »Sicherlich nicht alle unter so dramatischen Umständen wie Sie. Einige von ihnen wollen wirklich aus Rußland fliehen. Andere jedoch … drücken wir es mal so aus: Ihre Absichten sind nicht ganz so ehrenhaft. Ihre Landsleute schicken Leute hierher, die spionieren sollen. Sie verstehen mich doch, Anna? Ich muß sichergehen, daß

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