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Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf

Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf

Titel: Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Meade
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Sie nicht zu dieser Sorte gehören.«
    Sie nickte.
    »Sind sie kräftig genug, daß Sie reden können?« wollte er wissen.
    »Ja.«
    »Die Ärzte hoffen, daß Sie bis morgen aufstehen können. Ein paar Schritte gehen.« Er zögerte und musterte erneut ihr Gesicht. Seine grauen Augen blickten sie freundlich, aber forschend an.
    »Warum haben Sie die beiden Wachposten auf der Brücke erschossen?« fragte er sanft.
    Sie sah, daß der Mann ihre Augen genau fixierte.
    »Weil ich fliehen wollte.«
    »Wovor?«
    »Vor dem Gulag.«
    »Waren Sie in einem Gefangenenlager?«
    »Ja.«
    »Wo?«
    »In der Nähe von Petrosawodsk.«
    »Kennen Sie den Namen des Lagers?«
    »Nikotschka.«
    »Die sowjetische Botschaft in Helsinki behauptet, Sie hätten dort einen Lageroffizier ermordet. Stimmt das?«
    Sie zögerte und nickte dann.
    »Warum haben Sie den Mann getötet, Anna?«
    Sie hatte diese Frage schon beantwortet, als die Finnen sie verhört hatten, aber sie spürte, daß der Amerikaner noch gründlicher nachhaken würde. Sie wollte sprechen, aber irgendwie kamen ihr die Worte nicht über die Lippen. Massey schaute sie an.
    »Anna, ich will ganz ehrlich zu Ihnen sein und Ihnen die Situation erklären. Ich arbeite für die amerikanische Botschaft. Ihre Diplomaten veranstalten eine Menge Wirbel, daß man Sie zurückschicken sollte, damit Sie vor Gericht gestellt werden können. Es gibt zwar keinen Auslieferungsvertrag zwischen Rußland und Finnland, aber wenn Ihre Regierung genug Druck auf die Finnen ausübt, werden die vielleicht nachgeben und Sie ausliefern. Der einzige Weg, das zu verhindern ist der, Sie der amerikanischen Botschaft zu übergeben. Sobald die Finnen erklären, Sie hätten politisches Asyl in Amerika beantragt, ist ihnen die Sache aus der Hand genommen.Das würden sie gern tun. Sie möchten Ihnen helfen. Rußland ist nicht gerade der beste Freund der Finnen. Deshalb bin ich hier. Man hat mich beauftragt, mit Ihnen zu sprechen und herauszufinden, ob meine Botschaft behilflich sein kann. Vermutlich wollen Sie nicht zurück nach Rußland, sondern in Amerika Asyl beantragen. Allerdings sollten Sie wissen, daß eine Anklage wegen Mordes aufgrund der russischfinnischen Verträge genügt, Sie wieder nach Rußland zu schicken.«
    Massey hielt inne. Er hatte offenbar den Ausdruck panischer Angst in ihrem Blick bemerkt, denn er schüttelte schnell den Kopf und sprach weiter. »Anna, wir wollen nicht, daß es dazu kommt. Aber das hängt zum Teil auch von Ihnen ab.«
    »Inwiefern?«
    »Es kommt darauf an, wie kooperativ Sie sind. Die Leute, die Sie verhört haben, glauben, daß Sie ihnen nicht alles erzählt haben. Verstehen Sie, wenn zumindest ich Ihre ganze Geschichte kenne, kann meine Botschaft entscheiden, ob Sie eine geeignete Kandidatin für politisches Asyl sind. Es gibt international anerkannte Gründe für eine Flucht aus solchen Lagern wie das, in dem Sie eingesessen haben. Und wenn diesen Gründen Genüge getan wird, kann die amerikanische Botschaft Ihnen vielleicht helfen. Ich will Ihnen nichts versprechen, Anna. Nur soviel: Ich höre mir Ihre Geschichte an und versuche mein Bestes, wenn ich glaube, daß Ihr Fall es verdient hat. Verstehen Sie das?«
    Sie nickte. Massey beugte sich vor.
    »Also, werden Sie mir helfen?«
    »Was wollen Sie wissen?«
    Massey erwiderte freundlich: »Alles, was Sie mir sagen können. Ihre Herkunft. Ihre Eltern. Ihr Leben. Wie es zu diesem Grenzübertritt gekommen ist. Warum Sie diesen Offizier im Lager getötet haben. Alles, woran Sie sich erinnern, könnte von Bedeutung sein.«
    Plötzlich senkte sich die Qual wie eine Glocke über sie. Es war zu schmerzhaft, sich zu erinnern. Sie schloß die Augen und drehte den Kopf zur Seite. Sie merkte nicht, daß der Mann die Verletzungen auf ihrem Hals sah, die rosa Hautflecken,die durch ihre Stoppelhaare am Nacken schimmerten. »Lassen Sie sich Zeit, Anna«, sagte er leise. »Fangen Sie einfach ganz von vorne an.«
    Als die Panzer der Deutschen Armee unter Feldmarschall von Leeb im Sommer 1941 ins Baltikum einrollten, wurden sie von vielen Bewohnern erfreut begrüßt.
    Auf Stalins Befehl hatte die Rote Armee erst ein Jahr zuvor rasch und brutal nacheinander die drei kleinen unabhängigen baltischen Länder Estland, Lettland und Litauen annektiert. Tausende waren gefoltert und hingerichtet worden oder wurden in Arbeitslager der Invasoren deportiert. Deshalb betrachtete ein großer Teil der Bevölkerung der besetzten Staaten die deutschen Truppen als

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