Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf
dir das in deinen Schädel: Ich spiele keine Spielchen.«
»Sie würden mich nicht nach Sibirien schicken, Major Lukin. Dafür sind Sie ein zu guter Mensch. Außerdem … was habe ich schon getan?«
Lukin deutete auf die Koffer. »Das gibt fünf Jahre, wenn ich dich melde. Zehn, wenn der Ankläger schlecht gelaunt ist. Und noch länger, wenn ich es empfehle. Und glaub mir, Rysow, ich werde es empfehlen, wenn du nicht mit mir zusammenarbeitest.«
Das Blut wich aus Rysows Gesicht. »Major …«
»Denk darüber nach. Bei einem alten Schlitzohr wie dir ist die harte Tour doch gar nicht nötig. Sprich mit deinen Freunden vom Schwarzmarkt. Geh mit aller List und Tücke vor.Wenn jemand in den letzten drei Tagen Äther gekauft hat, will ich es wissen.«
Er sah Rysows verwirrten Gesichtsausdruck. »Jemand hat ein schweres Verbrechen damit begangen. Laß mich nicht im Stich, sonst garantiere ich dir, daß du morgen in einem Sonderzug in ein Gefangenenlager am Ende der Welt sitzt.«
Lukin stellte die leere Flasche auf den Tisch. »Das lasse ich dir hier. Vielleicht hilft es dem Gedächtnis deiner turkmenischen Freunde ja auf die Sprünge. Erzähl ihnen noch was. Wenn die Burschen nicht mit einer Antwort rauskommen, werden sie dir auf der Zugfahrt Gesellschaft leisten.«
Er nahm einen Zettel aus der Tasche und knallte ihn mit der flachen Hand auf den Tisch. »Du hast eine Stunde, nicht mehr. Ruf mich unter dieser Nummer an.«
Er ging zur Tür, drehte sich um und warf Rysow einen stählernen Blick zu.
»Ich meine es ernst. Eine Stunde. Es geht um Leben und Tod.«
Der Raum stank wie ein Abwasserkanal, und Lebel roch auch nicht besser.
Das Licht an der Decke blendete ihn, und er war schweißgebadet.
Nachdem er in der schmutzigen Zelle zu sich gekommen war, hatte er aufzustehen versucht, aber es ging nicht. Er lag auf einem Metalltisch und war mit Lederbändern festgeschnürt.
Gedämpfte Schreie hatten ihn geweckt und keinen Zweifel daran gelassen, wo er sich befand.
In den Gewölben der Gefängnisse Lubjanka.
Sein Körper schmerzte, und sein Mund war geschwollen. Er schmeckte Blut auf den Lippen, als er mit der Zunge darüberfuhr. Die beiden Männer hatten ihn bis zur Bewußtlosigkeit geschlagen, ihn geprügelt, ihm in Nieren und Bauch getreten, bis der Schmerz unerträglich geworden war und er sich übergeben mußte.
Dann hatten sie sein Gesicht malträtiert. Bei den Schlägen verschwamm alles vor seinen Augen, und schließlich verlorer das Bewußtsein. Als er wieder zu sich kam, fingen sie von vorn an. Diesmal prügelten sie mit Gummischläuchen auf ihn ein, bis er erneut ohnmächtig geworden war.
Jetzt stöhnte er und schaute an seinem Körper hinunter. Hemd und Unterhemd hatten sie ihm ausgezogen. Schuhe und Socken ebenfalls. Allerdings trug er noch seine Hose. Nach den schmerzhaften Schlägen in die Nieren hatte er sich vollgepinkelt.
Er ließ sich auf den Tisch zurücksinken.
Das alles hatte er bei der Gestapo schon einmal durchgemacht. Was ihm Angst bereitete, war das Wissen, daß die eigentliche Folter noch gar nicht angefangen hatte. Die Männer hatten ihn nur weichgeklopft. Das Schlimmste kam noch. Während er voller Todesangst dalag, erwog er seine Möglichkeiten. Er hatte keine, außer der einen, Romulka alles zu erzählen. Und dann? Der Mann würde ihn vermutlich umbringen. Lebel spekulierte, was Romulka schon wußte. Wahrscheinlich sehr wenig. Sonst hätten sie ihn kaum hierher geholt. Der Kerl klopfte auf den Busch und versuchte, Antworten aufzuscheuchen.
Lebel könnte natürlich damit weitermachen, den Dummkopf zu spielen, und darauf hoffen, daß Romulka irgendwann das Verhör satt hatte und ihn gehenließ. Doch Romulka war nicht der Typ, der schnell müde wurde. Außerdem schien es dieser Bestie Spaß zu machen, anderen Menschen Schmerzen zuzufügen.
Lebel hatte Beziehungen in Moskau. Irgend jemand würde dieser Sache Einhalt gebieten. Aber wann? Wahrscheinlich war es dann zu spät. Ein Geständnis würde Massey nicht helfen. Und seinen Freunden auch nicht. Und Irina schon gar nicht.
Der Gedanke beunruhigte ihn. Er war eingesperrt und hatte keine Möglichkeit, sie zu warnen.
Aber reden würde er trotzdem nicht. Niemals würde er sie verraten. Außerdem konnte Romulka ihn nicht umbringen. Nein, er mußte einfach durchhalten und alles abstreiten.
Mit einem metallenen Knall flog die Tür auf. Romulka betrat den Raum mit den beiden Männern, die Lebel zusammengeschlagen hatten.
»Haben Sie es
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