Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf
blickte sich um und lächelte.
»Hier soll ich Sie absetzen, Genosse.«
Der Major schaute aus dem Fenster. Es schneite. »Sind Sie sicher, daß es hier ist?«
»Ganz sicher, Genosse Major.«
Massey stieg schweigend aus und zog den Kleidersack hinter sich her. Der Leutnant schaute ihm nach, wie er in der Dunkelheit verschwand, während die Schneeflocken sacht auf die Fensterscheibe rieselten.
51. KAPITEL
Lukin hielt gegenüber vom Eingang des kleinen Parks in der Nähe der Metrostation Kiew. Als er ausstieg, bemerkte er, daß die Laternen im Park eingeschaltet waren. Er sah ein Dutzend oder mehr harte Burschen, die ungefähr zwanzig Meter weiter unter den kahlen Bäumen hockten. Die meisten hatten den dunklen Teint der Südrussen: Usbeken, Turkmenen, Georgier, Zigeuner von der Krim mit Tätowierungen auf Händen und Armen. Es waren abgebrühte Kleinkriminelle, die den Moskauer Schwarzmarkt leiteten und wegen illegalen Handels fünf Jahre Sibirien riskierten.
Der rostige Emka parkte auf der anderen Straßenseite, doch von Rysow war nichts zu sehen.
Einige Männer unter den Bäumen schlossen gerade ihre Koffer und Segeltuchtaschen, verstauten sie auf Fahrrädern oder trugen sie in die Kofferräume rostiger Wagen und Lieferwagen, die vor dem Park standen. In zehn Minuten war es hier menschenleer. Zwischen den kahlen Bäumen sah Lukin einen Händler mit einem dichten, schwarzen Bart. Es war ein fetter Mann mit einer gewölbten Brust, dessen Beine unterschiedlich lang waren. Oleg Rysow. Rysow, der Bär.
Er stritt mit einer Frau, die eine Einkaufstasche trug. Die Frau hielt eine verbeulte Dose Pfirsiche in der Hand und versuchte zu handeln. Rysow lächelte, daß seine Goldzähne blitzten, schüttelte dabei aber den Kopf. Schließlich warf die Frau die Dose gereizt ins Gebüsch und beschimpfte denHändler, bevor sie auf dem Absatz kehrt machte. Die anderen Männer unter den Bäumen lachten, und Rysow warf ihnen einen finsteren Blick zu. Dann humpelte er zu dem Gebüsch, hob die Dose auf und schickte der Frau einige Flüche hinterher.
Lukin beobachtete, wie Rysow kurz darauf zwei abgeschabte Koffer in die Hand nahm und durch das Tor des Parks auf den rostigen Emka zuging. Er watschelte wie ein Pinguin. Rysow verstaute das Gepäck im Kofferraum seines Fahrzeugs und ging nach vorn. Dann nahm er zwei Scheibenwischer aus der Manteltasche und steckte sie auf die Wischerarme. Anschließend stieg er in den Wagen.
Der Emka stieß eine blaue Abgaswolke aus, als er ansprang und losfuhr. Lukin machte sich an die Verfolgung.
Das Mietshaus am südlichen Ende des Lenin-Prospekts war kurz nach dem Krieg erbaut worden. Obwohl es relativ neu war, sah es bereits schäbig aus. Es bestand aus unverputzten Ytongsteinen; Wäscheleinen mit steifgefrorenen Kleidungsstücken hingen auf den Balkonen.
Der Emka hielt, und Lukin beobachtete, wie Rysow ausstieg, die beiden Koffer aus dem Wagen nahm und die Scheibenwischerblätter abmontierte, bevor er den Wagen abschloß. Er ging über ein paar Holzplanken, die man über große Pfützen vor dem Eingang gelegt hatte, und verschwand im Haus. Lukin schloß den BMW ab und folgte ihm.
Er stieg in den dritten Stock hinauf und klopfte an Rysows Tür. Klappernd öffnete Rysow Schlösser und Riegel und öffnete. Er war nicht gerade begeistert, als er Lukin sah.
»Major … War für eine Überraschung …«
Lukin trat an ihm vorbei in die Wohnung.
Im Zimmer war es schmutzig und unordentlich, doch es war ein Lagerhaus des Überflusses. Rysow hatte die beiden Koffer geöffnet und den Inhalt auf dem Bett verstreut. Es gab Gläser mit holländischer Marmelade und ein paar Dosen Pfirsiche und roten Kaviar. An Haken an der Decke hingen geräucherter Lachs und Bündel mit getrocknetem und gesalzenem Hering. Auf dem Tisch standen mehrere Flaschen ukrainischerKrimsekt und ein paar Kilogläser mit gepökeltem Störrogen.
»Gibst du eine Party, Oleg? Oder habe ich dich nur beim Abendessen gestört?«
Rysow schloß die Tür und leckte sich nervös die Lippen. »Was soll ich darauf erwidern, Genosse Major?«
»Auf frischer Tat ertappt, würde ich sagen. Für diese Kleinigkeit kannst du fünf Jahre kassieren.« Lukin durchwühlte den Koffer und hielt einen roten Spitzenbody in die Höhe.
»Deiner?«
»Ich habe ihn für eine Freundin zurückgelegt.«
»Zweifellos für die Frau des französischen Botschafters?«
Rysow lächelte nervös. »Betrachten Sie es als Geschenk.«
Lukin ließ das Kleidungsstück
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