Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf
mit einem Kameraden. Sie sollten etwas respektvoller sein. Was ist denn los, Lukin? Machen Sie sich Sorgen, was Ihnen und Ihrer Frau passiert, wenn Berija erfährt, daß Sie ihn im Stich gelassen haben? Ich dachte, Sie würden vielleicht gern erfahren, daß der Franzose immer noch nicht geredet hat. Er hält sich bemerkenswert gut.« Er hielt sein Glas hoch und grinste. »Diese Arbeit macht durstig, und ich brauchte eine kleine Erfrischung, bevor ich richtig zur Sache komme. Und wenn Folter nichts nützt, habe ich noch etwas auf Lager, das Lebels Zunge ganz bestimmt löst. Und das bedeutet nur eins, Lukin: Sobald ich den Amerikaner gefunden habe, sind Sie erledigt. Dann fällt die Frau in meine Zuständigkeit.«
»Ich sagte, fahren Sie zur Hölle.«
»Nur eines bereitet mir noch Kopfzerbrechen. Wie ich höre, haben Sie die Frau heute abend nach Lefortowo verlegt. Wissen Sie, was daran merkwürdig ist? Das Gefängnis hat keine Unterlagen darüber, daß sie angekommen ist. Wie finden wir denn das?«
Als Lukin nicht antwortete, beugte Romulka sich tiefer zu ihm hinunter und sagte drohend: »Wenn Sie versuchen, das Weib vor mir zu verstecken, mache ich Sie einen Kopf kürzer. Wo ist diese Frau, Lukin? Wo steckt sie?«
Als Lukin dem Mann ins Gesicht starrte, wurde er von seiner Wut überwältigt.
»Wissen Sie, was Ihr Problem ist, Romulka? Sie und Ihresgleichen sind der Abschaum des KGB. Ihr seid blutrünstige Bestien und Feiglinge. Und wie alle Feiglinge genießen Sie es, anderen Schmerzen zuzufügen. Sie sind ein Mistkerl ohne jeden Funken Mitleid im Leib. Sie wollen wissen, wo die Frau ist? Hier haben Sie Ihre Antwort.«
Er schüttete Romulka den Wodka ins Gesicht.
Romulka warf wutentbrannt sein Glas fort, packte Lukin am Kragen, hob ihn hoch und schlug ihm mit der Faust ins Gesicht, Lukin wurde zurückgeschleudert.
Als er zu Boden fiel, stürzte Romulka sich auf ihn, um ihnendgültig fertigzumachen. Für einen so großen Mann bewegte er sich schnell. Aber nicht schnell genug.
Lukin war schon wieder auf den Beinen und wich Romulkas Faust aus, die durch die Luft zischte. Das war seine Chance. Er riß den Arm hoch, und der Stahlhaken seiner Prothese drang in Romulkas Arm.
Der Oberst riß die Augen auf und schrie vor Schmerz.
Lukin zog ihn wie einen Fisch an der Angel auf sich zu und rammte ihm das Knie in die Lenden. Romulka kreischte, als Lukin den Haken aus seinem Fleisch riß und das Blut auf den Teppich spritzte.
Immer noch schreiend, stürzte Romulka zu Boden. Zwei Hauptmänner der Armee stürmten auf die beiden zu, um den Streit zu beenden.
»Lassen Sie ihn liegen!« fuhr Lukin sie an.
Die Männer warfen einen Blick auf Lukins wutentbranntes Gesicht und blieben wie angewurzelt stehen.
Romulka starrte Lukin mit schmerzverzerrter Miene und mordlüsternem Blick an. »Eines muß Ihnen klar sein, Lukin: Ich bin es, der den Wolf findet, verstanden? Ich werde Erfolg haben, und Sie werden scheitern. Und dann sind Sie erledigt, Lukin. Mausetot!«
Lukin holte ein Taschentuch aus der Hosentasche und polierte seinen Metallhaken, bis er wieder sauber war. «Kommen Sie mir noch einmal näher als zwei Schritte, Romulka, töte ich Sie, so wahr ich hier stehe.«
Er bemerkte, daß es totenstill geworden war. Die Leute starrten ihn fassungslos an, und einige strenge, ältere Offiziere zeigten deutlich ihre Ablehnung. Aber keiner rührte sich. Ihre Mienen machten klar, daß sie Lukin für verrückt hielten.
Lukin wandte sich an die beiden Offiziere. »Ich schlage vor, Sie verständigen einen Arzt, bevor der gute Oberst den Teppich versaut.«
Damit drehte er sich um und ging zur Tür hinaus.
Als Lebel wieder zu sich kam, fing er sofort an zu schreien.
Der Schmerz in seinem Hoden war unerträglich, und das ekelhafte Gefühl von Übelkeit war noch immer nicht verschwunden.
Plötzlich schüttete jemand ihm einen Eimer Wasser ins Gesicht. »Wach auf, Jude!« brüllte Romulka. »Wach auf!«
Lebel stotterte hinter seinem Knebel, als Romulka sich über den Tisch beugte. Er sah blaß aus und schien in einer mörderischen Stimmung zu sein. Lebel bemerkte den blutigen Verband an seinem Unterarm.
»Du bist ein dämliches Arschloch, Lebel, findest du nicht? Du brauchst nur eine einfache Frage zu beantworten. Wer hilft deinen Freunden in Moskau? Sag mir, wie ich sie finde, dann bist du frei. Und ich lasse dich nicht nur frei, ich tue dir sogar einen Gefallen. Ich verspreche dir, daß deinen Freunden nichts passiert. Ich bin
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