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Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf

Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf

Titel: Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Meade
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Jungen wurden später in den KGB aufgenommen, wenn sie alt genug waren. Und so wurde aus ihnen genau das, was ihre Eltern vermutlich nie aus ihnen machen wollten. Sie wurden ergebene Anhänger Stalins, waren Schwert und Schild der Partei, Mitglieder der Geheimpolizei. Sie wurden vermutlich genau zu dem Typ Mensch erzogen wie der, der ihre Eltern verhaftet und ermordet hatte. So etwas Perverses findet Stalin amüsant.« Er hielt inne. »Weißt du, es gibt noch einen anderen Grund, daß du ausgewählt wurdest, diesen Amerikaner zu suchen und zu töten. Aber bis jetzt bist du noch nicht darauf gekommen. Es ist der Grund dafür, daß diese Seite und das Foto nicht in der Akte des Wolfs waren.«
    »Warum?«
    Pascha wirkte besorgt. »Stalin hat vermutlich Berija befohlen, dafür zu sorgen, daß du das nicht zu Gesicht bekommst. Denn wenn du es sehen würdest, hättest du ihren perversen kleinen Witz durchschaut. Es war zweifellos Stalins Idee, dich für die Jagd auf Slanski auszuwählen. Denk zurück, Juri. Du warst ein Waisenkind, wie ich auch. Was meinen Eltern passiert ist, könnte auch Slanskis Eltern zugestoßen sein. Denk an dein eigenes Leben, bevor du ins Waisenhaus gesteckt worden bist. Denk an deine Familie.«
    »Ich … Ich kann mich nicht erinnern.«
    »Doch, du kannst. Aber du willst nicht. Du hast versucht, alles aus deiner Vergangenheit aus deiner Erinnerung zustreichen. Das hat man dir im Waisenhaus beigebracht. Genau wie mir, stimmt’s?«
    Pascha zog eine weitere Seite und ein Foto aus seinem Uniformrock und reichte Lukin das Bild.
    »Das war auch in Slanskis Akte. Es ist ein Foto von den Kindern des Paares.« Er hielt die Seite in die Höhe. »Genau wie das hier – die zweite fehlende Seite. Darauf steht, daß der Befehl, die Kinder zu erschießen, in letzter Sekunde widerrufen wurde. Statt dessen wurden sie in ein Waisenhaus in Moskau gesteckt. Zwei Kindern, einem Jungen und einem Mädchen, wurden später verschiedene Namen gegeben. Einen der Namen kennst du sehr gut. Sieh dir das Foto genau an, Juri. Sieh es dir ganz genau an.«
    Lukin betrachtete die Fotografie. Sie zeigte zwei kleine Jungen und ein sehr junges Mädchen mit blondem Haar. Sie standen nebeneinander in einem Weizenfeld und lachten in die Kamera. Das älteste der drei Kinder, das in der Mitte, war ganz offensichtlich Slanski. Er hatte beschützend die Arme um seine beiden Geschwister gelegt.
    Plötzlich rüttelten die Gesichter der beiden anderen Kinder Lukin auf. Das Mädchen war höchstens vier oder fünf Jahre alt. Ihr blasses Gesicht hatte etwas Engelhaftes. Und das Gesicht des zweiten Jungen kam ihm plötzlich erschreckend vertraut vor.
    Lukin durchfuhr der Schock wie ein Stromstoß.
    »Der Name des Mädchens war Katja«, sagte Pascha. »Sie war deine Schwester. Das Paar auf dem Foto sind deine Eltern. Der Junge rechts bist du, Petr Tarakanow, bevor man dir den Namen Juri Lukin gab. Damals warst du sieben Jahre alt.«
    Lukin wurde leichenblaß. Kein Muskel bewegte sich in seinem Gesicht, als er Pascha anstarrte. Er fühlte sich wie betäubt.
    Pascha sprach es laut aus. »Alex Slanski ist dein Bruder.«

53. KAPITEL
    Lukin trug sich in der Eingangshalle des Offiziersclubs am Dsershinski-Platz ins Gästebuch ein und stieg die gewundene Marmortreppe in den zweiten Stock hinauf.
    Der große Saal, in den er gelangte, sah mit seinen Marmorsäulen, den vergoldeten Kronleuchtern und den roten Teppichen wie ein Miniaturpalast aus. Die Luft war zum Schneiden dick von Zigarettenrauch, und Stimmengewirr erfüllte den Raum. Lukin schob sich durch die dichte Traube von Offizieren an die Bar und bestellte einen großen Wodka. Als die weißbefrackte Ordonnanz das Glas einschenkte, sagte Lukin: »Ich habe es mir anders überlegt. Geben Sie mir bitte die ganze Flasche.«
    Er nahm Flasche und Glas mit an einen freien Tisch ans Fenster.
    Er achtete nicht auf den Lärm an der Bar hinter ihm, während er das Glas bis zum Rand füllte und austrank. Er hatte drei Gläser getrunken und füllte sich gerade ein viertes, als ihm auffiel, wie sehr er zitterte.
    Ihm war eiskalt, und seine Schläfen waren schweißnaß. In seinem Inneren tobten Wut und eine furchtbare Verwirrung. Er empfand …
    Ihm fehlten die Worte, das Gefühl zu beschreiben.
    Während er dasaß, starrte er aus dem Fenster. Das massive Gebäude des KGB-Hauptquartiers erhob sich auf der anderen Seite des Platzes und wurde vom milden Licht der Sicherheitsbogenlampen angestrahlt. Lange Zeit

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