Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf

Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf

Titel: Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Meade
Vom Netzwerk:
konnte.
    Anna schaute ihm nach, als er ging; dann lag sie wieder allein in dem kleinen, weißen Zimmer. In einiger Entfernung hörte sie heitere Tanzmusik aus einem Radio. Sie dachte an eine andere Zeit und einen anderen Ort – an den ersten Abend, an dem Iwan Chorjow sie zum Tanzen an die Ufer der Moskwa ausgeführt hatte. Im Flur vor ihrem Zimmer hörte sie plötzlich jemanden lachen. Die Trauer spülte wie eine Flutwelle über sie hinweg, und sie versuchte, nicht zu weinen.
    Es war ein langer Weg von den eisigen Wüsten von Nikotschka. Ein langer Weg aus der Kälte, der Verzweiflung und den körperlichen Qualen, mit denen sie monatelang gelebt hatte. Sie hatte rasende Schmerzen in ihrer Brust. Es fühlte sich an, als hätte jemand ein Messer hineingestoßen, so daß sie langsam verblutete.
    Und die ganze Zeit hatte sie ein Bild vor Augen, das einfach nicht verschwinden wollte: wie Iwan und sie im Gorki-Park spazierengingen. Der lächelnde Iwan und sein stolzer und liebevoller Gesichtsausdruck, als er Sascha in den Armen schwenkte.

6. KAPITEL
    Berlin
15. Dezember
    Die Iljuschin-Transportmaschine mit den roten Sternen auf den Flügeln kam mit einem Ruck auf dem eisigen Flughafen Schönefeld in Ostberlin zum Stehen. Ein dünner Mann mitscharfen Gesichtszügen stieg aus. Er besaß volle, leicht aufgeworfene Lippen und ein langes Gesicht mit mandelförmigen, glänzenden Augen. Gelassen ging er über das betonierte Vorfeld zum wartenden Sis-PKW.
    Als der Wagen die Tore passierte und die Stadt in östlicher Richtung verließ, setzte Oberst Grenadi Kraskin seine Dienstmütze ab und strich mit der Hand über den zurückweichenden Haaransatz. Er war zweiundsechzig und mit über dreißig Jahren Erfahrung auf dem Buckel ein Veteran und alter Hase im KGB. Er war nur Berija und Stalin Rechenschaft schuldig und leitete spezielle, interne Operationen, die der Kontrolle des Zweiten Direktorates oblagen. Dessen Zentrale lag im siebenstöckigen KGB-Hauptquartier an Moskaus Dsershinski-Platz. Kraskin hatte seine monatliche Dienstreise nach Ostberlin angetreten, um höchst geheime sowjetische Forschungseinrichtungen zu inspizieren, was er auch mit gewohnter Gründlichkeit absolvierte.
    Nach einer dreißig Kilometer langen Fahrt bog der schwarze Sis von der Autobahn nach Potsdam in eine kleinere Straße ab, die an dem verschlafenen Nest Luckenwalde vorbeiführte. Am Ende der Straße erhob sich, von hohen Tannen gesäumt, ein großes, zweiflügeliges Eisentor mit einer Schranke davor. Dahinter lag ein asphaltierter Weg, der zu beiden Seiten von Stacheldraht gesäumt wurde. Zwei uniformierte Wächter nahmen Haltung an, als der Sis vorfuhr. Ein Offizier kam aus einem Wachhäuschen aus Beton und überprüfte die Ausweise der Insassen. Augenblicke später hob sich die Schranke, und der Wagen fuhr weiter.
    Nach einem halben Kilometer auf der betonierten und mit Stacheldraht gesicherten Piste sah Kraskin den Eingang zu einem unterirdischen Tunnel, der wie ein Schlund im Beton der Straße lauerte. Der Wagen fuhr hinein und kam schließlich zum Stehen.
    Als Kraskin ausstieg, befand er sich in einem riesigen Bunker, der wie ein ungeheurer, unterirdischer Parkplatz aussah. Der Gestank nach Dieselabgasen und abgestandener Luft war ekelhaft. Grelle Neonlampen hingen an der Decke. Etwa ein Dutzend Militärfahrzeuge parkten hier. Rechts von Kraskinbefand sich der Eingang zu einem Aufzug, dessen Metalltüren offenstanden.
    Der wachhabende Offizier salutierte zackig und begleitete Kraskin in den Lift.
    Nachdem die beiden Männer eingetreten waren, schlossen sich die Türen. Der Lift fuhr nach unten.
    Die DC-6 der PanAm, Flug 209 von Paris, war fast leer. Der blonde Mann saß an einem Fensterplatz vorn in der zweiten Reihe.
    Über Berlins Wannsee setzte die Maschine zum Landeflug an. Kurz darauf sah der Mann das breite Band der Straße Unter den Linden unter sich. Hier und da gab es noch vereinzelte Bombenkrater in den Vorstädten, und im Osten erblickte man die zerfallenen, skelettierten Gebäude des sowjetischen Sektors.
    Zehn Minuten später landete das Flugzeug auf Westberlins Flughafen Tempelhof. Die Einreise- und Zollkontrollen waren sehr gründlich, und es wimmelte von Militär, seit die Sowjets Westberlin mit einem zehn Meter breiten Todesstreifen umgeben und isoliert hatten. Doch dem uniformierten westdeutschen Beamten fiel der gefälschte amerikanische Paß nicht auf. Der Mann wurde ohne große Verzögerung durchgeschleust.
    Vor der

Weitere Kostenlose Bücher