Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf

Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf

Titel: Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Meade
Vom Netzwerk:
das Recht zu, diesen verfluchten Planeten zu kontrollieren und allen zu sagen, wie es laufen muß. Nun, so etwas werden wir uns von denen nicht bieten lassen.«
    Enger schüttelte den Kopf. »Sie können sich nicht vorstellen, wie der nächste Krieg aussehen würde. Diese Bomben, an denen wir arbeiten … man kann sie nicht mit denen vergleichen, die von den Amerikanern auf Japan abgeworfen wurden. Sie sind viel wirkungsvoller. Ganze Landstriche könnten mit einer Explosion von der Landkarte getilgt werden. In Nagasaki und Hiroshima haben Leute knapp zehn Kilometer von dem Epizentrum der Explosion überlebt. Bei einer thermonuklearen Explosion unserer Größenordnung besteht nicht mal der Hauch dieser Chance.« Enger zögerte. »Außerdem bin ich nicht taub, Grenadi. Ich mag ja tausend Meilen von Moskau entfernt sein, aber mir kommen trotzdem die Gerüchte zu Ohren.«
    Kraskin hob den Blick, bevor er an seiner Zigarette zog. »Und was sind das für Gerüchte?«
    Enger druckste herum. »Daß wir für den Krieg aufrüsten«, sagte er schließlich. »Daß Stalin die Bombe schnell fertigstellen will, damit er sie noch vor seinem Tod gegen die Amerikaner einsetzen kann. Man sagt, er gehe angeblich allein im Garten des Kreml spazieren und spreche laut mit sich selbst. Stalins Verhalten soll immer sprunghafter und unberechenbarer geworden sein. Und es gibt Stimmen, die behaupten, er traue niemandem mehr, nicht einmal sich selbst. Bereitet Ihnen das keine Sorgen?«
    Kraskin blickte Enger streng an. »Wer erzählt Ihnen so etwas?«
    »Es sind bloß Gerüchte, Grenadi«, erwiderte Enger nervös. »Aber hier sprechen alle darüber.«
    »Ich glaube, es wäre klug, wenn Sie solche Gerüchte ignorieren und Genosse Stalins geistige Gesundheit nicht zu laut anzweifeln würden, mein Freund.« Kraskins Stimme hatte plötzlich einen drohenden Unterton. »Es gibt Leute in Moskau, die so etwas hören und Ihren Verstand in Frage stellen könnten. Bemerkungen wie diese können Sie direkt in eineGummizelle bringen. Oder zum Salzschaufeln in eine sibirische Salzmine. Wenn nicht noch Schlimmeres.«
    »Dann beantworten Sie mir eine Frage. Angeblich fangen die Säuberungen wieder an. Es sollen viele Menschen verhaftet und erschossen oder in Lager gesteckt werden. Vor allem Juden. Stimmt das?«
    Kraskin blickte Enger an, beantwortete die Frage jedoch nicht. »Sie sind Parteimitglied und ein verdienter Wissenschaftler. Deshalb haben Sie nichts zu befürchten.«
    »Ich bin Jude, Grenadi. Es betrifft auch mich.« Engers Miene verdüsterte sich. »Irgend was liegt in der Luft. Ich kann es spüren. Bitte, sagen Sie mir, was los ist.«
    »Ich glaube, Sie haben zu lange in Ihrem Bunker gehockt und mit Gerüchteköchen gekungelt«, gab Kraskin scharf zurück. »Sie sollten sich lieber auf Ihre Arbeit konzentrieren. Ich habe Ihnen schon gesagt: Achten Sie nicht auf Gerüchte aus Moskau. Diese Schweinehunde, die falsche Informationen in die Welt setzen, werden zur Rechenschaft gezogen, das verspreche ich Ihnen. Und Sie werden dazu gehören, Enger, wenn Sie nicht aufpassen und Ihre Klappe zu weit aufreißen. Betrachten Sie das als Warnung.«
    Kraskins Stimme klang jetzt unverhüllt drohend. Vorbei war es mit der leutseligen Haltung. Er drückte seine Zigarette aus und beendete die Diskussion.
    »Kommen Sie, lassen Sie uns mit der Inspektion weitermachen. Ich will diesem gottverdammten Ort den Rücken kehren und wieder nach Berlin zurückfahren.«
    Der blonde Mann stand am Fenster der Wohnung am Kaiserdamm. Draußen war es kalt, und ein schneidender Wind fegte durch die Straßen. Er hörte das Rumpeln der britischen Armeelastwagen, die unter dem Fenster vorbeifuhren, aber er schaute nicht hinunter.
    Als die Frau das Zimmer betrat, drehte er sich um. Sie hatte ein bräunliches Paket, das mit einem Bindfaden umwickelt war, in der einen Hand und eine schwarze Arzttasche in der anderen. Nachdem sie beides auf den Tisch gestellt hatte, trat sie zu dem Mann ans Fenster und betrachtete ihn.
    Eine Aura der Einsamkeit umgab ihn. Alex Slanski war ein großer Mann Mitte Dreißig. Er trug einen dunklen, zweireihigen Anzug, Hemd und Krawatte. Das kurze blonde Haar hatte er aus der Stirn gekämmt. Sein Gesicht war glattrasiert und attraktiv. Im Wagen hatte er nur wenig gesagt, aber er sprach gut Deutsch, mit einem leichten amerikanischen Akzent.
    Das schwache Lächeln schien auf seinen Lippen festgewachsen zu sein. Doch es waren seine Augen, die der Frau auffielen. Sie

Weitere Kostenlose Bücher