Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf
hole ich Sie raus.«
»Wie?«
Massey lächelte. »Daran arbeite ich noch. Aber Sie werden auf keinen Fall hineingehen, ohne daß ich das sichere Haus und die Rückkehr vorbereitet habe. Ansonsten wäre es ein Selbstmordkommando.«
»Ich finde, das ist es auch so schon. Wer weiß noch von dem Plan?«
»Nur Branigan und das hohe Tier, das den Plan gutheißen muß. Aber die genauen Einzelheiten weiß nur ich. Und so soll es auch bleiben. Je weniger Leute davon wissen, desto besser.«
»Branigan erwähnte etwas von einer Frau …?«
»Sie reist mit Ihnen bis nach Moskau. Dann verschwindet sie von der Bildfläche.«
Slanski schüttelte den Kopf. »Sie sollten wissen, daß ich immer allein arbeite, Jake. Eine Frau würde mich nur aufhalten.«
»Diesmal nicht. Es ist nur zu Ihrem Besten. Wenn Sie allein nach Moskau reisen, machen Sie sich nur verdächtig. Außerdem gehört sie zum Plan. Sie begleitet Sie als Ihre Frau, aber natürlich kennt sie aus Sicherheitsgründen Ihre Zielperson nicht.«
»Was ist meine Tarnung? Welche Identität soll ich annehmen?«
»Darüber reden wir in der Einsatzbesprechung, wenn es soweit ist. Das schließt auch die Informationen ein, wie ich Sie einschleusen werde und welche Strecke Sie beide nach Moskau nehmen. Aber Sie bekommen verschiedene Identitäten, für alle Fälle. Die Frau ebenfalls.«
Slanski drückte seine Zigarette in einem Aschenbecher auf dem Tisch aus. »Sie sollten mir etwas über diese Frau erzählen.«
»Sie kennen die Regeln, Alex. Wenn wir zwei oder mehr Agenten auf sowjetischem Territorium absetzen, klären wir sie nur über den Hintergrund des anderen auf. Keine echten Namen und Identitäten. So gibt es weniger Ärger, falls einer erwischt wird.«
Slanski schüttelte energisch den Kopf. »Diesmal gelten die Regeln nicht, Jake. Wenn ich schon in die Höhle des Löwen soll, dann möchte ich wissen, wer mich begleitet. Vor allem, wenn es eine Frau ist, die ich nicht kenne.«
Massey spreizte die Hände auf dem Tisch und seufzte. »Na gut. Das Wesentliche werde ich Ihnen sagen. Name: Anna Chorjowa. Alter: sechsundzwanzig. Sie ist vor drei Monaten aus einem sowjetischen Gulag in der Nähe der finnischen Grenze entkommen. Wir haben ihr Asyl gewährt.«
Massey sah den Ausdruck auf Slanskis Gesicht, als dieser das Glas absetzte.
»Sind Sie verrückt geworden, Jake, jemand mit so einer Geschichte auszusuchen? Wie können Sie der Frau trauen?«
»Ich habe sie nicht ausgewählt. Wenn es nach mir ginge, würde ich sie da rauslassen. Aber nicht aus den Gründen, die Sie vermuten. Man kann ihr auf jeden Fall trauen, Alex, glauben Sie mir. Und sie ist die Beste, die wir in so kurzer Zeit finden können. Es würde Monate dauern, eine andere Frau auszubilden, und sei es auch nur, damit sie in Moskau nicht wie ein bunter Hund auffällt oder jedesmal blaß wird, wenn ein Soldat ihre Papiere kontrolliert.«
»Kommt die Frau allein zurecht?«
»Sie kann mit einer Waffe umgehen, wenn Sie das meinen. Aber ihre einzige Aufgabe ist es, Ihre Ehefrau zu spielen und Ihre Tarnung plausibel erscheinen zu lassen, bis Sie Moskau erreichen. Popow wird Sie beide eine Woche lang gründlich vorbereiten. Aber ich verlasse mich darauf, daß Sie auf die Frau aufpassen. Sie hat bereits eine Grundausbildung bei der Roten Armee absolviert.«
Über Slanskis Gesicht huschte ein Schatten, und Massey konnte nicht sagen, ob es Zorn oder Zweifel war.
»Branigan hat nicht verraten, daß sie in der Roten Armee war.«
»Sie hat sich nicht aus ideologischen Gründen freiwillig gemeldet, sondern ist während des Krieges eingezogen worden. Außerdem finde ich diese militärische Ausbildung ganz nützlich.«
»Was können Sie mir noch erzählen?«
Massey klärte Slanski kurz über ihre Eltern auf, sagte aber nichts über Anna Chorjowas persönliche Erfahrungen vor ihrer Gefangenschaft im Gulag.
Slanski schüttelte ungläubig den Kopf. »Die ganze Angelegenheit wird mit jeder Minute verrückter.«
»Wieso?«
»Ihr Vater war hoher Offizier der Roten Armee.«
»Eben. Er war – und sicher nicht auf die gewohnte Weise – bei der Roten Armee. Außerdem hat das nichts mit der Frau zu tun. Wie gesagt, Sie können ihr trauen.«
»Warum war sie dann im Gulag?«
»Sie wissen doch, wie das System funktioniert. Einen Grund braucht man nicht. Sie war ein unschuldiges Opfer, das nichts verbrochen hatte.«
Slanski runzelte die Stirn. »Warum ist sie dann bereit, nach Rußland zurückzukehren?«
»Sie hat noch
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