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Operation Zombie

Operation Zombie

Titel: Operation Zombie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Brooks
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Klinge zu schwingen. Schnell, durch das Auge oder von oben in den Kopf.
    [Er führt mir eine schnelle Kombination von Hieb und Stich vor. ]
    Mein eigener Entwurf, eine Variation der Waffe meines Großvaters bei Verdun, hm? Sie wissen doch, Verdun -»On ne passe pas« - sie werden nicht durchkommen!
    [Er widmet sich wieder seinem Essen.]
    Kein Platz, keine Vorwarnung, plötzlich stehen sie vor dir, vielleicht direkt vor deinen Augen, vielleicht greifen sie aus einem Seitengang, von dessen Existenz man gar nichts wusste. Alle waren irgendwie gepanzert... Kettenhemden oder dickes Leder ... Und fast immer war die Kleidung zu schwer, zu beengend, nasse Lederjacken und Hosen, schwere Hemden aus metallenen Kettengliedern. Wenn man versucht zu kämpfen, ist man praktisch schon erschöpft, Männer rissen sich die Masken von den Gesichtern und rangen nach Luft, inhalierten den Gestank. Viele starben, bevor man sie wieder an die Oberfläche schaffen konnte.
 Ich benutzte Armschienen zum Schutz hier [zeigt auf die Unterarme], und Handschuhe aus Leder mit Kettenüberzug, die man leicht ausziehen konnte, wenn nicht gekämpft wurde. Ich hatte sie selbst entworfen. Wir hatten keine Kampfuniformen wie die Amerikaner, aber unsere eigene Schutzkleidung, hohe, wasserdichte Stiefel mit eingearbeiteten bissfesten Metallfasern. Die brauchten wir auch.  In diesem Sommer hatten wir allerorten Hochwasser; es regnete in Strömen, die Seine war ein reißender Fluss. Es war immerzu nass. Man hatte Ausschlag zwischen den Fingern, zwischen den Zehen, im Schritt. Das Wasser stand einem fast immer bis zu den Knöcheln, manchmal bis zu den Knien oder bis zur Hüfte.  Man watete oder kroch - manchmal mussten wir bis zu den Ellbogen in der stinkenden Brühe kriechen. Und unvermittelt neigte sich der Boden. Man stürzte Kopf voran in eines dieser Löcher, die nicht auf der Karte eingezeichnet waren.  Man hatte nur ein paar Sekunden, wieder nach oben zu kommen, bevor die Gasmaske voll Wasser lief. Man trat um sich und zappelte, die Kameraden packten einen und versuchten, einen schnell wieder in die Höhe zu ziehen.  Ertrinken war unsere geringste Sorge. Männer strampelten sich ab und versuchten, mit ihrer schweren Ausrüstung zu schwimmen, und plötzlich traten ihnen die Augen aus den Höhlen, und man hörte ihre gedämpften Schreie. Man spürte vielleicht den Augenblick, wenn die angriffen: ein Brechen, ein Reißen, und plötzlich kippte man selbst um, und der arme Teufel landete auf einem. Wenn er die Stiefel nicht trug ... konnte ein Fuß fehlen, ein ganzes Bein; wenn er gekrochen war und Kopf voraus hineinfiel ... manchmal war das ganze Gesicht weg.  Das war dann immer der Augenblick, wenn wir vollständigen Rückzug befahlen und auf die Cousteaus warteten, die Scuba-Taucher, die eigens ausgebildet waren, um in diesen engen, überfluteten Tunneln zu kämpfen. Nur mit einem Suchscheinwerfer und einem Haianzug, wenn sie das Glück hatten und einen bekamen, und Luft für zwei Stunden. Sie sollten ein Sicherungsseil mit sich führen, aber die meisten weigerten sich. Die Seile verhedderten sich und machten den Taucher langsamer. Diese Männer und Frauen hatten eine Überlebenschance von eins zu zwanzig, die niedrigste in der gesamten Armee, und mir ist scheißegal, was andere behaupten. Ist es ein Wunder, dass sie automatisch eine Tapferkeitsmedaille erhielten?

    Und wozu das alles? Fünfzehntausend Tote oder Vermisste. Nicht nur die Cousteaus, wir alle, die gesamte Einheit. Fünfzehntausend Verluste in nur drei Monaten. Und das zu einer Zeit, als der Krieg überall auf der Welt abklang. »Geht! Geht! Kämpft! Kämpft!« Es hätte nicht so sein müssen. Wie lange haben die Engländer gebraucht, um ganz London zu säubern? Fünf Jahre, drei Jahre, nachdem der Krieg schon offiziell vor bei war? Die gingen langsam und sicher vor, ein Abschnitt nach dem anderen, langsames Tempo, bedächtiges Vorgehen, möglichst wenige Verluste. Langsam und sicher, wie in den meisten Großstädten. Warum wir? Dieser englische General, wie sagte der? »Genügend tote Helden bis ans Ende der Zeit...«
 »Helden«, das waren wir, das wollten unsere Anführer, das brauchte unser Volk angeblich. Nach allem, was geschehen war, nicht nur in diesem Krieg, sondern schon in so vielen davor: Algerien, Indochina, die Nazis ... Begreifen Sie, was ich damit sagen will ... Sehen Sie, wie traurig und jämmerlich es ist? Wir haben verstanden, was der amerikanische Präsident meinte,

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