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Operation Zombie

Operation Zombie

Titel: Operation Zombie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Brooks
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klangen außerordentlich heldenhaft. Ich sah ihm ins Gesicht, stand vom Tisch auf und sagte meinen letzten Spruch auf: »Die niedersten Tiere in Allahs Augen sind gewiss jene, die ungläubig sind!« [»Die niedersten Tiere in Al ahs Augen sind gewiss jene, die ungläubig sind, denn sie glauben nicht.« Aus dem Koran, Teil 8, Abschnitt 55.] Plötzlich wurde es ganz still am Esstisch. Meine Mutter senkte den Blick, meine Schwestern sahen einander an. Man konnte nur den Fernseher hören, die hektischen Worte des Reporters vor Ort, der allen sagte, dass sie ruhig bleiben sollten. Mein Vater war kein großer Mann. Ich glaube, ich war schon damals größer als er. Er war auch kein wütender Mann; ich glaube nicht, dass er jemals die Stimme erhoben hätte. Ich sah etwas in seinen Augen, etwas, das ich nicht kannte, und plötzlich war er bei mir, ein blitzschneller Wirbelwind, der mich gegen die Wand stieß und so fest schlug, dass mein linkes Ohr klingelte. »Du WIRST mitkommen!«, brüllte er, während er mich an den Schultern packte und mehrmals gegen die billige Trockenwand rammte. »Ich bin dein Vater! DU WIRST MIR GEHORCHEN!« Nach seinem nächsten Schlag wurde mir grellweiß vor Augen. »DU KOMMST MIT DIESER FAMILIE, ODER DU VERLÄSST DIESES ZIMMER NICHT LEBEND!« Noch mehr Schütteln und Schubsen, Brüllen und Schlagen. Ich begriff nicht, wo dieser Mann hergekommen war, dieser Löwe, der die Stelle meines friedfertigen, gebrechlichen Abklatsches von einem Vater eingenommen hatte. Ein Löwe, der seine Jungen beschützt. Er wusste, Furcht war die einzige Waffe, die er noch hatte, um mein Leben zu retten, und wenn ich nicht die Gefahr der Seuche fürchtete, dann sollte ich verdammt noch mal ihn fürchten!
    Hat es funktioniert?
    [Lacht.]
Als schöner Märtyrer erwies ich mich; ich glaube, ich habe bis Kairo geweint.
    Kairo?
    Es gab keine Direktflüge nach Israel von Kuwait aus, nicht einmal von Kairo, nachdem die Arabische Liga ihre Reisebeschränkungen in Kraft gesetzt hatte. Wir mussten von Kuwait nach Kairo fliegen, weiter mit dem Bus durch die Wüste Sinai und zum Grenzübergang Taba.
Als wir uns der Grenze näherten, sah ich die Mauer zum ersten Mal. Sie war noch unvollendet, nackte Stahlträger ragten über den Fundamenten auf. Ich hatte von dem berüchtigten »Schutzzaun« gewusst - Bürger der arabischen Welt nicht -, war aber stets in dem Glauben gewiegt worden, dass sie nur das Westjordanland und den Gaza-Streifen umgab. Hier draußen, mitten in der öden Wüste, bestätigte sie nur meine Theorie, dass die Israelis mit einem Angriff entlang ihrer gesamten Grenze rechneten. Gut, dachte ich. Die Ägypter haben endlich ihren Mut wiedergefunden. In Taba mussten wir aus dem Bus aussteigen und in einer Reihe an Käfigen mit großen wilden Hunden darin vorbeigehen. Wir gingen einer nach dem anderen. Ein Grenzposten, ein magerer dunkelhäutiger Afrikaner - ich wusste gar nicht, dass es auch schwarze Juden gab -, hielt die Hand hoch. »Hier warten!«, sagte er in kaum verständlichem Arabisch. Dann: »Sie können kommen!« Der Mann vor mir war alt. Er hatte einen langen weißen Bart und stützte sich auf eine Krücke. Als er an den Hunden vorbeiging, drehten die fast durch, heulten und knurrten, schnappten und rannten gegen die Gitter ihrer Käfige. Sofort eilten zwei Männer in Zivil an die Seite des Mannes, flüsterten ihm etwas ins Ohr und brachten ihn weg. Ich konnte erkennen, dass der Mann verletzt war. Seine Dischdascha war an der Hüfte zerrissen und mit braunem Blut verschmiert. Aber diese Männer waren ganz gewiss keine Ärzte, und der schwarze, anonyme Lastwagen, zu dem sie ihn führten, auch ganz sicher kein Krankenwagen. Dreckskerle, dachte ich, während die Familie des alten Mannes ihm hinterherjammerte. Sie sortieren alle aus, die zu alt und nutzlos für sie sind. Dann waren wir an der Reihe, den Korridor mit den Käfigen abzuschreiten. Mich bellten die Hunde nicht an und den Rest meiner Familie auch nicht. Ich glaube, einer wedelte sogar mit dem Schwanz, als meine Schwester die Hand nach ihm ausstreckte. Aber bei dem Mann, der nach uns kam  ... wieder das Bellen und Knurren, wieder kamen die unauffällig gekleideten Zivilisten. Ich drehte mich zu ihm um und erblickte zu meiner Überraschung einen weißen Mann, möglicherweise Amerikaner oder Kanadier ... nein, er musste Amerikaner sein, sein Englisch war zu laut. »He, mir geht es prima!« Er brüllte und leistete Gegenwehr. »Komm schon, Mann, was

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