Operation Zombie
soll der Scheiß?« Er war gut gekleidet, Anzug und Krawatte, und hatte teure Koffer, die zur Seite geworfen wurden, als er einen Kampf mit den Israelis begann. »Junge, lass verdammt noch mal die Finger von mir, ich bin einer von euch! Ich bin einer von euch! Komm schon!« Die Knöpfe seines Hemds rissen auf und zeigten einen blutigen Verband, den er eng um den Bauch gewickelt hatte. Er schrie immer noch und trat um sich, als sie ihn zu dem schwarzen Lastwagen zerrten. Das verstand ich nicht. Warum dieser Mann? Es ging ganz eindeutig nicht nur darum, ob man ein Araber oder verwundet war. Ich sah mehrere Flüchtlinge mit schweren Verletzungen, die passieren durften, ohne dass sie von den Wachen behelligt wurden. Alle wurden in bereitstehende Krankenwagen gebracht, nicht zu den schwarzen Lieferwagen. Ich wusste, es hatte etwas mit den Hunden zu tun. Sollten sie die Tollwut aufspüren? Das schien mir am logischsten zu sein, und ich blieb während unserer Internierung nahe Jerocham bei dieser Theorie.
Das Siedlungslager?
Siedlung und Quarantäne. Damals betrachtete ich es nur als Gefängnis. Ich hatte damit gerechnet, dass genau das mit uns passieren würde: überfüllte Zelte, Wachtposten, Stacheldraht und die glühend heiße Sonne der NegevWüste. Wir fühlten uns wie Gefangene, wir waren Gefangene, und auch wenn ich nie den Mut aufgebracht hätte, meinem Vater direkt zu sagen: »Ich habe es dir gesagt«, konnte er es meinem mürrischen Gesicht deutlich ansehen.
Nicht gerechnet hatte ich mit den Untersuchungen; jeden Tag, durch eine ganze Armee medizinischen Personals. Blut, Haut, Haar, Speichel, sogar Urin und Kot ... es war anstrengend, eine ungeheure Belastung. Erträglich wurde es nur, weil die meisten Ärzte und Krankenschwestern, die die Untersuchungen vornahmen, selbst Palästinenser waren, und vermutlich verhinderte nur diese Tatsache einen richtigen Aufstand von Teilen der muslimischen Internierten. Meine Mutter und meine Schwester wurden von einer Ärztin untersucht, einer Amerikanerin aus einer Stadt namens Jersey City. Der Mann, der uns untersuchte, stammte aus Dschabalija in Gaza und war selbst vor wenigen Monaten noch interniert gewesen. Er versicherte uns immer wieder: »Es war die richtige Entscheidung, hierherzukommen, Sie werden schon sehen. Ich weiß, es ist nicht leicht, aber Sie werden einsehen, dass es das einzig Richtige war.« Er bestätigte uns, dass alles wahr wäre, was die Israelis gesagt hatten. Ich brachte es immer noch nicht über mich, ihm zu glauben, obwohl ein immer größerer Teil in mir es wollte. Wir blieben drei Wochen in Jerocham, bis unsere Unterlagen bearbeitet und unsere medizinischen Untersuchungen endlich abgeschlossen waren. Wissen Sie, die haben unsere Pässe die ganze Zeit fast keines Blickes gewürdigt. Mein Vater hatte viel Mühe auf sich genommen, um zu gewährleisten, dass unsere offiziellen Dokumente in Ordnung waren. Ich glaube nicht, dass das überhaupt jemanden interessierte. Falls die israelische Abwehr oder Polizei einen nicht wegen früherer »unkoscherer« Aktivitäten suchte, interessierte einzig und allein der makellose Gesundheitsnachweis. Das Sozialministerium stellte uns Scheine für Unterkunft, kostenlosen Schulbesuch und einen Job für meinen Vater aus, mit dessen Einkommen er seine ganze Familie ernähren konnte. Das ist zu schön, um wahr zu sein, dachte ich, als wir in den Bus nach Tel Aviv einstiegen. Irgendwann wird die Falle zuschnappen. Es geschah, als wir in die Stadt Beer Saba kamen. Ich schlief, ich hörte weder die Schüsse, noch sah ich die Windschutzscheibe bersten. Ich erwachte ruckartig, als der Bus unkontrolliert schlingerte. Wir prallten gegen eine Hauswand. Leute schrien, Überall waren Glas und Blut. Meine Familie saß in der Nähedes Notausgangs. Mein Vater trat die Tür auf und stieß uns auf die Straße hinaus. Aus Türen und Fenstern wurde geschossen. Ich konnte erkennen, dass Soldaten gegen Zivilisten kämpften, Zivilisten mit Gewehren und selbst gebastelten Sprengsätzen. Das ist es!, dachte ich. Mein Herz zersprang mir fast in der Brust. Die Befreiungsaktion hat begonnen! Bevor ich etwas unternehmen, hinauslaufen und mich mit den Kameraden in den Kampf stürzen konnte, wurde ich am Hemd gepackt und durch die Tür in ein Starbucks gezogen. Man warf mich neben meiner Familie auf den Boden, meine Schwestern weinten, während meine Mutter versuchte, sich schützend auf sie zu legen. Mein Vater hatte eine Schusswunde an der
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