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Opfer der Lust

Opfer der Lust

Titel: Opfer der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henka Sandra
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wie Blei wog. Ihre Mutter hatte erschöpft im Bett gelegen.
    Hätte Bethany die Anzeichen erkennen müssen? Immerhin hatte ihre Mom gesagt, sie sei unendlich müde. Hatte sie lebensmüde damit gemeint?
    „Aber jemand, den Suizidgedanken quälen, schmiedete keine Pläne“, grübelte sie laut.
    Das Gesicht ihres Vaters verfinsterte sich. Er richtete den Oberkörper auf und starrte sie an. „Wieso? Was hat sie dir erzählt?“
    „Als ich vor ein paar Stunden bei ihr war, hat sie mich für morgen auf einen Kaffee eingeladen.“ Absichtlich erwähnte sie nicht, dass Blanche ein Gespräch unter Frauen mit ihr führen wollte.
    Er machte eine abfällige Geste. „Ihre Laune schwankte von einer Minute zur anderen. Darauf gebe ich nichts.“
    Bethany missfiel, wie ihr Vater über ihre Mutter sprach, aber sie konnte nachvollziehen, dass es nicht immer einfach gewesen war, mit ihr zusammenzuleben, besonders in den letzten Jahren.
    Was hatte Blanche mit Beth besprechen wollen? Irgendetwas hatte auf ihrer Seele gelastet. Was es war, würde Bethany nie erfahren. Sie konnte nur Vermutungen anstellen.
    Vielleicht wollte Blanche sich tatsächlich von Mantis trennen, grübelte Bethany und verwarf den Gedanken sogleich, denn sie erinnerte sich an die Worte ihrer Mutter: „Er kriegt sich schon wieder ein.“ Ließ das nicht darauf schließen, dass sie ihre Ehe noch nicht aufgegeben hatte?
    Alkohol hatte sie nicht getrunken, aber Beth konnte nicht mit Bestimmtheit ausschließen, dass ihre Mom Schlaftabletten genommen hatte. Möglicherweise hätte sie sich aus dem Neponset River retten können, wenn sie bei klarem Verstand gewesen wäre.
    Wieder weinte Bethany. Der Tod ihrer Mutter war unerträglich. Sie schnäuzte in ihr Taschentuch und schüttelte stumm ihren Kopf.
    „Tragödien passieren, Kind“, sagte Mantis und erhob sich. Er ging zum Badezimmer, öffnete die Tür und prustete abfällig. „Ich musste ihn einsperren, weil einer der Cops Angst hatte, angefallen zu werden.“
    Lazy kam schwanzwedelnd heraus. Als er Mantis sah, wich er zurück. Er machte einen Bogen um ihn, lief um die Couch herum und kam zu Bethany, um sie zu begrüßen.
    Beth war erstaunt, da der Neufundländer normalerweise immer den kürzesten Weg wählte, um ja keinen Schritt zu viel zu machen. Sie kuschelte sich an ihn und sah ihren Vater grimmig an. „Tragödien passieren? Wie kannst du nur so kaltherzig sein?“
    Er winkte ab. „Ich habe schon zu viel erlebt.“
    „Trauerst du deshalb nicht oder weil du ihrer überdrüssig geworden bist?“ Die Worte sprudelten aus ihr heraus, bevor sie es verhindern konnte. Aber es entsprach der Wahrheit. Ihr Vater wirkte geknickt, aber seine Augen waren nicht getrübt vor Trauer.
    „Pass auf, was du sagst.“ Drohend hob er eine Hand. „Besonders wenn du mit den Bullen redest.“
    „Was hat die Polizei denn damit zu tun?“, fragte sie stirnrunzelnd und richtete sich auf.
    Lazy sprang auf das Sofa. Normalerweise durfte er nicht auf der Couch oder im Bett liegen, aber in der heutigen Nacht machte Beth eine Ausnahme.
    „Sonst kommen diese Kerle nachher noch auf dumme Ideen.“ Er ging in die Küche, holte sich ein Budweiser aus dem Kühlschrank und öffnete die Flasche. Dann blieb er im Türrahmen stehen und nahm einen kräftigen Schluck.
    „Lassen wir die Scharade, Dad. Ich habe doch gemerkt, dass es zwischen euch gekriselt hat“, gestand sie und konnte es nicht fassen, dass sie solch eine Unterhaltung führte, wo der tote Körper ihrer Mutter noch warm war. Tränen nahmen ihr die Sicht. Sie klimperte mit den Lidern, um besser sehen zu können. „Wolltet ihr euch scheiden lassen?“
    Er trank die Flasche halb leer und machte eine säuerliche Miene, als würde ihm der Alkohol aufstoßen. „Es band uns mehr als das Ehegelübe aneinander.“
    Bis dass der Tod uns scheidet, kam ihr in den Sinn. „Warum hast du sie nicht daran gehindert, den Wagen zu nehmen? Du musst doch bemerkt haben, dass sie Wein getrunken hatte, und zwar sehr viel innerhalb kurzer Zeit, denn als ich abends bei ihr war, war sie noch stocknüchtern.“
    Mantis rümpfte die Nase. „Deine Mom sagte und tat neuerdings, was sie wollte. Wie man sieht, ist ihr das nicht gut bekommen.“
    Die Übelkeit kehrte zurück. Die Kaltschnäuzigkeit ihres Vaters schockierte Bethany. Sie erinnerte sich daran, dass ihre Mutter erwähnt hatte, sie wolle sich nichts mehr von Mantis gefallen lassen. Sie hatte sich das erste Mal gegen ihn aufgelehnt, bevor sie

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