Opfer der Lust
ihr Becken schaukelten.
Dann kam auch Aaron. Er wollte seine Lust herausschreien, das Tier in sich entfesseln, ganz der wilde Hengst sein und sein brunftiges Röhren auf Film festhalten. Aber der animalische Schrei blieb ihm im Hals stecken und heraus kam nur ein kehliges Röcheln, das mehr nach Waschbär als nach Grizzly klang.
Er lachte über sich selbst, schmiegte sich an Bethany und küsste ihr Haar.
„Ich bin so froh, dich gefunden zu haben, Bethy“, wisperte er und kraulte mit dem Noppenhandschuh ihren Nacken.
Sie antwortete nicht. Vermutlich war sie erschöpft.
Aaron war sich in diesem Moment sicher, dass sie für einander bestimmt waren. Sie würden ganz sicher ewig zusammenbleiben, weil sie traumhaft gut harmonierten. Zur Bestätigung, dass sie zusammenpassten wie Nut und Feder, glitt er noch einmal aus ihrer Scham heraus und drang wieder ein.
Für immer, dachte er heroisch. Immerhin hatte er Beth an der Leine, stellte er lächelnd fest.
Er steckte den Daumen zwischen ihren Nacken und das Hundehalsband, um das Leder zu fühlen, weil ihm das ein Gefühl von Macht verlieh, denn wie Hunde das Halsband ihrer Besitzer trugen, trug Beth es für ihn.
Drei Monate später trennten sie sich.
Ihr Vater hatte es am Ende doch geschafft, ihn zu vergraulen. Nachdem Mantis Hart auf Beths achtzehntem Geburtstag die Sticheleien auf die Spitze getrieben hatte, forderte Aaron ihre Stellungnahme und Unterstützung ein, aber sie war zu schwach, um sich gegen ihren Vater aufzulehnen, denn in Wahrheit war nicht Aaron derjenige, der Beth an der kurzen Leine hielt, sondern ihr Dad.
Aaron kam nicht gegen ihn an. Er war schließlich sogar davon überzeugt, dass niemand Mantis Hart die Stirn bieten konnte, denn Beths Vater war wie ein Pitbull, der seine Familie verteidigte und nur Personen in Bethanys Nähe akzeptierte, die er selbst gut riechen konnte.
Aber Aaron würde Beths Andenken – das Überwachungsvideo – für immer in Ehren halten.
* * *
Gegenwart
Das Spiel beginnt
Bethany Hart wäre am liebsten ausgezogen. Immerhin war sie schon 23 Jahre alt und verlobt.
Wäre es da nicht eine natürliche Sache, endlich flügge zu werden, fragte sie sich und schob träge ihren Einkaufswagen vom nachtdunklen Parkplatz hinein in die hell erleuchtete Wal-Mart-Filiale, in der sie eintönige Supermarktmusik über die Lautsprecher begrüßte.
Aber als sie vor einem Jahr den Wunsch geäußert hatte, war ihr Vater sofort losgezogen und hatte ein Zweifamilienhaus gekauft, in dessen Erdgeschoss er mit seiner Frau Blanche, Beths Mutter, wohnte, und Bethany hatte den ersten Stock bezogen.
Nun bewohnte sie eine ganze Etage alleine und musste nicht einmal Miete zahlen, sodass kein Job sie von ihrem Medizinstudium an der Boston University ablenkte.
Das war großzügig von ihrem Vater. Wirklich edel! Zumindest redete sie sich das ein, denn ihr Verlobter Daryl hatte nicht mit einziehen dürfen, weil sich das vor der Hochzeit nicht gehörte. Ihr Vater war eben sehr beschützend. Außerdem besaß sie zwar eine eigene Wohnung, fühlte sich aber dennoch nicht unabhängig.
Wenigstens hatte Beth ihre Mutter davon überzeugt, dass sie ihren Kühlschrank alleine füllen konnte. Sie legte schmunzelnd eine Packung Cheddar-Käse in den Wagen und steuerte das Regal mit den Konfitüren an. Ein Brot mit Erdnussbutter und Marmelade zum Abendbrot wäre genau das Richtige!
„Eines Tages werden du und Daryl das Haus erben“, hatte ihr Vater gesagt.
Sie hatte hochgerechnet, dass es noch dreißig bis vierzig Jahre dauern würde. Nicht dass sie ihren Eltern den Tod wünschte. Beth liebte sie! Aber bis dahin bekamen ihre Eltern trotz separater Wohnungseingänge immer mit, wann und mit wem sie wegging, um wie viel Uhr sie nach Hause kam und wann sie und Daryl Sex hatten; nicht, dass das oft gewesen wäre.
Beth hatte sich auf die Zunge gebissen, denn wenn sich ihr Dad etwas in den Kopf setzte, zog er es auch durch. Sie hatte nicht die Kraft, sich gegen ihn aufzulehnen, und wollte ihn auch nicht enttäuschen, wo er doch schon extra das große Haus gekauft hatte.
Außerdem war sie froh, überhaupt endlich einen Partner gefunden zu haben, den er akzeptierte. Daryl Veasey arbeitete, genauso wie ihr Vater, bei Maternity Help, einem Pharmaunternehmen, das auf Produkte mit Folsäure spezialisiert war. Über ihren Dad hatte sie Daryl kennengelernt.
Manchmal sehnte sich Beth nach Paterson, der zweitgrößten Stadt im Staate New Jersey, zurück, wo sie ihre
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