Opfer der Lust
Überraschungen. Er hatte lieber alles unter Kontrolle.
Plötzlich sagte eine dunkle Stimme hinter ihr: „Sie lassen sich nicht von der Größe erschrecken. Das gefällt mir.“ Es war der begehrliche Fremde.
Abrupt ließ Bethany die Schlangengurke fallen. Die Gurke landete auf dem Boden und rollte ein Stück. Um ihre Nervosität zu überspielen, kramte Beth ihr Schlüsselbund aus der Manteltasche und spielte mit dem Anhänger.
Als der Mann die Gurke aufhob, präsentierte er Beth zufällig seine Kehrseite und sie genoss schmunzelnd den Anblick. Obwohl, war die Tatsache, dass sie einen Blick auf seinen knackigen Hintern in der engen Jeans werfen konnte, wirklich zufällig?
Nachdem der Fremde sich aufgerichtet hatte, die Gurke auf Höhe seiner Lenden hielt und vor ihren Augen lasziv darüberrieb, als würde er onanieren, war sie sich auf einmal gar nicht mehr sicher. Er schien zu wissen, was er tat. An Selbstbewusstsein mangelte es ihm jedenfalls nicht.
Schließlich nickte er. „Ich würde sie mit Salatöl einreiben, sonst könnte es schwierig werden. Dennoch eine gute Wahl. Sie scheinen Herausforderungen genauso zu mögen wie ich.“
„Wollen Sie mich anmachen?“, fragte Beth schnippisch, aber ihre Schnoddrigkeit war nur ein Abwehrmechanismus, denn ihr Schoß pochte aufgeregt beim Anblick seiner großen Hände, die kraftvoll über die Gurke strichen.
Er lachte. „Eine Vinaigrette passt am besten zu Gurkensalat. Das ist alles, was ich sagen wollte.“
Bethany lief hochrot an. Hatte sie ihn falsch verstanden? Nein, das war unmöglich! Er zog sie nur auf. Misstrauisch kniff sie die Augen zusammen.
„Ein paar klein gehackte Schalotten ins Essig- und Ölgemisch, mit Salz und Pfeffer abschmecken, und ich gebe immer noch etwas Limettensaft hinzu. Köstlich! Kochen Sie gerne?“
„Nein“, antwortete sie kühl.
„Wunderbar“, rief er und schwang die Schlangengurke durch die Luft, „dann darf ich Sie also zum Essen einladen, ja? Ich bereite Ihnen den besten Gurkensalat zu, den Sie jemals gegessen haben. Natürlich gibt es noch mehr zu essen. Mein Name ist übrigens Kade. Ich finde, wenn ich schon für dich koche, sollten wir uns duzen, Bethany.“
Augenblicklich verspannte sie sich. „Woher kennen Sie meinen Namen?“
Er lächelte triumphierend. Dann zeigte er stumm auf ihr Schlüsselbund.
Natürlich! Er hatte ihren Schlüsselanhänger bemerkt, mehr nicht. Kade war weder ein Stalker noch ein Hellseher. Bei dem Anhänger handelte es sich um eine Metallplatte, in die ihr Name eingraviert war und die sie von ihren Eltern zum achtzehnten Geburtstag samt Schlüssel für ihr erstes eigenes Auto, einen orangefarbenen Pontiac Firebird der zweiten Generation, geschenkt bekommen hatte.
Erleichtert atmete sie aus. Sie steckte den Schlüssel zurück in ihre Manteltasche und verschränkte ihre Arme vor dem Körper. „Danke, aber meine Mom hat mich immer davor gewarnt, mit fremden Männern mitzugehen.“
„Deine Mutter ist eine kluge Frau“, meinte er ernst und legte die Gurke zurück auf die Gemüsetheke, „aber sie verdirbt dir gerade den Spaß.“
Er zwinkerte und ging weiter.
Beth war fassungslos, weil er sie einfach stehen ließ. Was hatte sie denn erwartet? Dass er geknickt war oder sie gar anflehte? Sie hatte ihm eine deutliche Abfuhr erteilt und sicherlich war er kein Mann, der von Frauen oft einen Korb bekam.
Ärger kochte in ihr hoch. Sie war wütend, weil sie keine drei Sekunden über seinen Vorschlag nachgedacht hatte. Es war doch nur ein unverbindliches Abendessen. Was war so falsch daran, einen Abend lang aus der Routine des Alltags auszubrechen und neue Leute kennenzulernen?
Sie seufzte, denn sie wusste sehr wohl, dass sie sich etwas vormachte. Kade gefiel ihr, das war die Wahrheit.
Er war der erste Mann, der ihre Aufmerksamkeit erregte, seit sie mit Daryl liiert war. Die meisten Männer ließen Bethany kalt. Besonders auf der Uni war sie umgeben von Langeweilern, bei denen die Karriere an erster Stelle stand und die dachten, sie brauchten nur mit dem Finger zu schnippen, wenn sie kurzfristig genug vom Medizinstudium hatten und in den Armen einer Frau Zerstreuung finden wollten.
Beth konnte diese Egomanen nicht ertragen. Das war der Typ von Mann, der dachte, er würde eine Frau befriedigt haben, wenn er selbst einen Höllenorgasmus bekam. Das hatte sie durch eine Affäre zu Beginn ihres Studiums am eigenen Leib erfahren, aber sie bemühte sich, Fehler nur ein einziges Mal zu machen, und
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