Opfer (German Edition)
hinunterlächelte. Er hielt sich an der Tischkante fest. Dann sagte er: » Alles Freunde von Fredo?« wobei er sich bemühte, seine Stimme bissig klingen zu lassen.
»Aber, Baby!«
Sie nahm ihre großen langen Arme hoch, hielt sie ihm entgegen, und ihr Gesicht schien ihm wie ein großer weicher Pfirsich, während er dachte: »Eifersucht wird mit der Liebe geboren, stirbt aber nicht immer mit ihr.«
Denn seine Liebe für sie (aber hatte er jemals Liebe für sie empfunden? Für überhaupt jemand? Selbst für Olivia?) war tot. Unwiederbringlich tot.
Immer noch sarkastisch lächelnd (oder es zu mindest versuchend), überlegte er, wie er über La Rochefaucould hinausgehen und sagen könnte, gewissermaßen werde die Eifersucht schon vor der Liebe geboren, denn die einzige Eifersucht, die er je gekannt hatte, war die auf des anderen Vergangenheit. Nein, die gewöhnliche, die übliche, die direkte Eifersucht war ihm nie widerfahren, hatte er nie aufkommen lassen (denn hatte er nicht die Antizipationserklärung unterzeichnet?), und er schmeichelte sich, dass er (der große Antizipator) auch nie Grund gehabt hatte, eifersüchtig zu sein. Hatte er aber jemals Grund gehabt – er schwankte und schwankte –, dann wäre er ein Heiliger. »Sankt Rodney und das grünäugige Ungeheuer.« Er konnte die Lithographien sehen, die Buchillustrationen, die bunten Kirchenfenster, die Fresken, die unzähligen Gemälde der heroischen Szene. Er würde zur Legende werden. Er schloss die Augen.
»Baby!«
Er schlug die Augen auf und starrte auf Fortune nieder. Der Nebel schien sich aufzulösen. Die Kamera erfasste genau den richtigen Bildwinkel. Das Objektiv war exakt eingestellt. Und jetzt erschien sie vollkommen scharf auf der Mattscheibe, wie sie sich zurücklehnte gegen das grünlederne Rückenpolster einer Bank, das sich wunderhübsch von der rostroten Ziegelwand dahinter abhob. Es könnte New York sein. Doch – weg mit der Kamera; er schlug die Augen nieder und biss sich auf die Lippen – es war New Orleans. Aber nicht New Orleans, das Land der Träume, denn … Sie war nicht mehr Fortune Riley. Sie war …
»Mrs. Oviedo«, sagte der Ober, »ich komme sofort.«
Rodney begann wieder zu schwanken. Er trat einen Schritt näher an die Bank heran und fragte abermals: »Alles Freunde von Fredo?«
»Aber Rodney, Baby«, gurrte sie und klopfte verhalten, doch energisch auf das Lederpolster. »Komm und setz dich, Schätzchen. Setz dich neben deine Fortune. Und schau nicht so traurig drein.« Sie hob (verheißungsvoll, wie er glaubte) ihre nachgezogenen Augenbrauen. »Sag bloß, Milford Rodney leidet an Eifersucht? «
Milford Rodney an Eifersucht? An Eifersucht? Er schwankte wieder leicht. Dann, in gerader Haltung und mit geradem Blick, entrollte er sein Banner. Wurde Sankt Rodney. Zückte sein Schwert. Ach, könnte er doch lieber seinen Schwanz zücken! Sie hatte ihn »Milford« genannt. Das hieß, sie erinnerte sich noch. Aber vielleicht … Ach, aber …
»Quatsch!«, sagte er und glaubte, ein verärgertes Zucken in ihren eckigen Mundwinkeln zu sehen. »Ich bin bloß einfach in schlechter Stimmung.«
Dabei war er weit davon entfernt, als er sich jetzt hinsetzte, sich fast fallen ließ, direkt auf ihre Hand, mit der sie noch immer einladend auf das Sitzpolster klopfte. Und nun spürte er sie an seinem Hintern, spürte, wie sie sich vorwärtsbewegte, langsam, kratzend, und sich ihre Fingernägel tief in den Stoff seiner Hosen gruben.
»O Rod, Rod«, murmelte sie und drückte seine Eier.
Er presste seine Backen mit Macht gegen die Bank, so dass sie ihren Unterarm festnagelten.
»Lass los«, sagte sie, »sonst …«
»Sonst was? «, fragte er und sah sie an, auf den Lippen ein höhnisches Lächeln.
Das Lächeln, das auf ihren Lippen lag, verschwand, und sie quetschte seine Eier, aber nicht hart genug, dass es weh tat. »Mach doch weiter«, sagte er. »Tu mir weh. Aber wenn du’s tust, werde ich …«
Sofort schien sie sich wieder zu vergegenwärtigen, wo sie war und wer sie (jetzt) war. »Ach, Darling«, sagte sie und ließ seine Eier los. »Ach, Darling, es ist … es ist nur, ich kann’s einfach noch nicht glauben, dass du da bist.«
Die Hure, dachte er, und er wollte gerade sagen: »Du weißt verdammt gut, dass ich hier bin. Kriech unter den Tisch und nimm meinen Schwanz in den Mund«, als er den Ober kommen sah, und deshalb …
»Ich selber auch nicht«, sagte er und hob den Hintern, um ihre Hand freizugeben.
»Was darfs
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