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Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition)

Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition)

Titel: Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kibler
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verletzt?«
    »Nein, der Schacht ging nicht senkrecht nach unten, sondern führte ein wenig zur Seite. Till und Richard kehrten zum Internat zurück und holten eine Strickleiter. Neben dem Haupttrakt gab es einen Schuppen und darin lauter Gerümpel. Wir wussten genau, was da alles drin war. Für uns Jungs war das eher eine Schatzkammer. Wir befreiten Emil. Und kamen am nächsten Tag wieder. Mit Leiter und starken Taschenlampen. Der Schacht führte zu einem Gang. Wir waren nicht sehr weit von der Ruine Rodenstein entfernt. Wahrscheinlich gehörte der Gang zu dem Gangsystem, das ja der Legende nach um den Rodenstein herum existieren sollte. Nun, jetzt hatten wir den Beweis. In der einen Richtung war der Gang nach fünfzig Metern eingestürzt. In der anderen führte er zu einem unterirdischen Raum. Vielleicht dreißig Quadratmeter groß. Zum Teil in Fels gehauen. Von dort ging der Gang weiter. Sicher fünfzig Meter. Dann wurde er so eng, dass man auch auf dem Bauch robbend nicht mehr weiterkam. Irgendwo dahinter muss es noch einen Ausgang gegeben haben, denn wenn wir in dem Raum standen, dann zog das manchmal wie Hechtsuppe.
    Wir holten aus dem Schuppen noch eine alte massive Tischplatte. Legten sie über das Loch im Boden und tarnten sie gut. Damit hatten wir unseren Sakralraum. Andere hätten das wohl Klubhöhle genannt – aber Klubhöhle war zu kindisch. In den kommenden Wochen haben wir uns da eingerichtet. Haben im Umkreis von zwei Kilometern alle Baustellenlampen geklaut. Dann haben wir sogar einen weiteren massiven Holztisch im Internat gestohlen, auseinandergeschraubt und unten wieder zusammengesetzt. Wir bauten uns den Opferraum. Auch wenn wir es nie so genannt hätten. Aber es war alles da, inklusive der Ketten, mit denen man jemanden hätte an den Tisch fesseln können.«
    »Und dann überfielen Sie Ruth Steiner.«
    »Ja. Es war einer der ersten heißen Tage im April, und Ruth ging einfach durch den Wald. All unsere Gespräche kreisten schon den ganzen Tag nur um Mädchen. Und Ruth – nun, sie sah nicht aus wie vierzehn. Wir hatten sie in Reichelsheim schon ein paarmal gesehen. Und da lief sie, trug dieses leichte Top, den Rock. Wir schauten uns nur an, und dann ging alles ganz automatisch. Nur wehrte sie sich unglaublich, zum Glück, wie ich heute denke. Dann tauchten da plötzlich aus dem Nichts noch ein paar Spaziergänger auf. Ruth konnte sich befreien – und wir machten auch, dass wir Land gewannen.
    Mein Gott, haben wir uns geschämt. Nein, ich habe mich geschämt, Richard, glaube ich, auch. Obwohl er schon immer mal wieder von Ruth gesprochen hatte, ohne ihren Namen zu kennen. Sie war nur ›die Kleine mit den Grübchen‹ – und wir alle wussten, wen er meinte.
    Ich kam damit nicht klar. Waren wir so brutal? Waren wir Vergewaltiger? Ich sprach mit Wuttke. Und er machte mir klar, dass es besser wäre, wenn wir uns stellten. Wenn erst die Polizei auftauchte, wenn Ruth uns irgendwo erkennen würde – dann hätten wir ein Problem. So könne man das Problem vielleicht noch ohne Polizei lösen. Ich habe das eingesehen und verstanden, dass Wuttke uns hier gerade eine goldene Brücke baute. Richard konnte ich überzeugen, auch Emil hatte irgendwann echt Schiss. Till blieb obercool. Ich glaube, er hat es mir nie verziehen, dass ich anschließend mit Wuttke zu Picht, dem Direx, gegangen bin. Der hat dann auch Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, damit das alles ohne Polizei über die Bühne ging, inklusive persönlicher Entschuldigung.
    Unsere Eltern wurden informiert, wobei der Vorfall ihnen gegenüber heruntergespielt wurde. Aber Till und Richards Eltern wollten die beiden von der Schule nehmen. Was sie dann ja auch taten.«
    »Da sind Sie alle also noch mal mit einem blauen Auge davongekommen.«
    »Ja.« Kaufmann schwieg.
    »Und dann kam Paula Trizzi.«
    »Ja. Dann kam Paula Trizzi.«
    Doro hatte sich breitschlagen lassen. Sie hatte Rainers Nummer gewählt. Sie wusste gar nicht, was sie sagen sollte. Aber Nick hatte angeboten, sofort das Telefon zu nehmen, wenn Rainer an den Apparat gehen sollte.
    Es meldete sich nur die Mailbox.
    Nick wählte Margots Nummer.
    Ebenfalls die Mailbox.
    »Sieht nach Versöhnung aus«, meinte Doro. Sie war sich nicht sicher, ob sie das freuen sollte oder nicht.
    »Darf ich hier auf der Couch schlafen? Und kann ich dein Handy hier neben mir liegen lassen, falls Rainer sich meldet?«
    Doro nickte. Dann ging sie ins Bett. War Nick so sehr in Margot verliebt?
    »Nach der

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