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Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition)

Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition)

Titel: Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kibler
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Ritual vor dem Löwen. In Darmstadt am Schloss.«
    »Ja. Ich weiß gar nicht mehr, wie wir auf den Löwen gekommen sind. Aber er war überall. Er war im Wappen des Landes Hessen, im Wappen der Stadt Darmstadt. Aber ich glaube, was wirklich zu unserem Löwenorden führte, war, dass Emil auf dem Flohmarkt in Darmstadt eine Schatulle gekauft hatte, in der vier Plaketten mit eingravierten Löwen waren. Damals waren wir bereits auf einem Level, auf dem alles, was passierte, und alles, was wir wahrnahmen, in unser Weltbild passte. Die Löwen waren ein Zeichen. Und dass wir aus dem Hauswirtschaftsraum des Internats die grünen Bänder klauten, passte ebenfalls. Wir ließen sie nicht mitgehen, sie kamen durch die Vorsehung zu uns.« Kaufmann machte eine Pause.
    »Das mit den Löwen ist ein Teil – aber was hat das mit Hexen oder mit Ihrem Übergriff auf Ruth Steiner zu tun?«
    »So langsam nähern wir uns dem wirklich peinlichen Teil.«
    »Offensichtlich.«
    »Es war ganz einfach. Wir waren Jungs in der Pubertät. Wir goren im Saft. Wir waren Erleuchtete – in einem reinen Jungengymnasium. Keine gute Kombination.«
    »Also?«
    »Bislang waren wir die Elite, die, die den Durchblick hatten. Aber niemand außer uns sah das so. Da kam Till mit einem neuen Gedanken: Wir mussten die Reinheit gewinnen. Erst dann würden auch die anderen erkennen, dass wir die Erleuchteten waren. Wir mussten uns von Satan befreien, der auch uns in Schach hielt.«
    »Schräg«, meinte Margot nur.
    »Schräg? Nein, existenzbedrohend. Plötzlich stand uns Satan im Weg. Till hatte das entdeckt. In einem Text von Aleister Crowley, den er für uns übersetzt hat. Und er hatte ein Exemplar des Hexenhammers aufgetrieben. Für uns war klar: Wir mussten eine Hexe bekehren. Klar wie Kloßbrühe.«
    Wieder machte er eine Pause. »Bevor Sie jetzt urteilen, Margot – wir waren vier junge Männer, die mental und physisch im eigenen Saft schmorten. Jeden Tag kreisten unsere Gedanken nur um die Welt und in der Welt, die wir uns geschaffen hatten. Wir saßen im Wald im Niemandsland im Odenwald. Da war keiner, mit dem wir hätten reden können. Da waren keine Mädchen auf dem Schulhof, um die wir in Wettbewerb getreten wären. Die uns alle kruden Theorien hätten vergessen lassen. Wir waren Waldaffen, die vielleicht am Wochenende mal nach Fränkisch-Crumbach gelaufen kamen oder nach Reichelsheim.
    Und dann fanden wir die Höhle.«
    »Nick, was wollen Sie denn hier?«
    »Ich werde auf Margot warten.«
    Horndeich sah zu Doro.
    »Passt schon«, sagte sie zu Horndeich.
    Der wendete den Benz und fuhr gen Heimat.
    »Hi, Doro.«
    »Hallo, Nick.«
    »Ich bin mir nicht sicher …«, fing Nick an.
    »Hey. Ich bin Doro. Und du bist Nick. Wir haben uns schließlich schon mal gesehen. Und jetzt lassen wir den ganzen Scheiß mit Knigge und so. Komm einfach mit rein.«
    Doro schloss die Haustür auf. Machte Licht. Führte Nick ins Wohnzimmer.
    »Setz dich«, sagte Doro.
    Dann ging sie in die Küche und zog einen Rotwein aus dem Regal. An Schlafen war ohnehin nicht zu denken. War schon eine Weile her, dass sie Nick kennengelernt hatte. War im Rahmen eines Falles von Margot gewesen. Großes Ding, denn sie hatten damals einen Plan entdeckt, vom Kölner Dom, irgendwas von anno dunnemal. Der Grund, weshalb ihr Vater gemeint hatte, dem Plan nach Amiland folgen zu müssen. Sie war damals sechzehn gewesen, aber dass das mit dem Plan und Margot gleichzeitig nicht gut gehen konnte, das hatte sie damals schon kapiert.
    Nick war ihr nicht unsympathisch gewesen. Und die Art, in der Margot bisweilen über ihn sprach, hatte ihr gezeigt, dass sie ihn sehr mochte. Und wenn sie das bislang nicht schon vermutet hätte, zeigte Nicks Dackelblick deutlich, dass das auch umgekehrt so war. Und jetzt saß Nick auf dem Sofa. Ein Häufchen Elend. Offenbar lief das mit Margot eher suboptimal. Mein Gott – war das die Perspektive? Dass man sein Leben auch mit fünfzig nicht gebacken kriegte? Weia …
    »Doro, kannst du bei Rainer anrufen? Ich habe kein gutes Gefühl.«
    Toll. Jetzt sollte sie bei ihrem Vater anrufen, um nachzufragen, ob ihre Stiefmutter und seine zukünftige Exfrau bei ihm wäre, weil der Lover in spe das wissen wollte.
    Hatten die eigentlich noch alle?
    Philipp berichtete weiter. »Die Höhle fanden wir, weil Emil eingebrochen ist. Wir liefen durch den Wald, es machte knacks, und plötzlich war Emil weg. Wie vom Erdboden verschluckt – ganz wörtlich.«
    »Hatte er sich

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