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Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition)

Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition)

Titel: Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kibler
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gemerkt, dass du da bist.«
    Das ist unser Problem seit Jahren. Und außerdem hast du ja auch nur Augen für deine junge Schnalle. Wenn das Stimmchen mal richtig in Fahrt war …
    Margot erhob sich. Offenbar hatten die beiden zuvor woanders gesessen, denn vor ihnen stand jeweils ein halb leeres Hefeweizen-Bierglas. Margots Blutdruck stieg.
    Rhonda glotzte Margot irritiert an: »Rainer, is that …«
    Margot stand auf, blitzte ihren Noch-Gatten von oben herab an. Dann fauchte sie: »Wie kannst du es wagen?« Grönemeyers Liedzeile aus Was soll das? kam ihr in den Sinn: Meine Faust will unbedingt in sein Gesicht. Sie gab dem nicht nach. Aber sie griff nach Rainers Bierglas und schüttete ihm schwungvoll den gesamten Inhalt ins Gesicht. Dann drehte sie sich um und verließ die Szenerie. Erst als sie den Marktplatz verlassen hatte, registrierte Margot, dass sie Horndeich nicht nur nichts erklärt hatte, sondern dass sie davongestürzt war, ohne sich von ihm zu verabschieden. Und ihre Zeche hatte sie auch nicht bezahlt.
    Am Rande des Marktplatzes auf Höhe des Weißen Turms standen Taxis. Margot stieg in den vordersten Wagen ein. »Richard-Wagner-Weg 56«, sagte sie, und die Droschke setzte sich in Bewegung.
    Margot lachte auf.
    Der Taxifahrer sah zu Margot hinüber. »Alles okay?«
    Offensichtlich war das Lachen eine Spur zu laut gewesen. »Ja, alles okay.«
    Sie hatte ihren Mann tatsächlich vor aller Augen biergeduscht. Tränen stiegen ihr jetzt in die Augen. Wie tief war sie gesunken!
    »Wirklich alles okay?«
    »Ja«, schluchzte Margot nun.
    Den Rest des Weges über bemühte sie sich, weder zu lachen noch zu schluchzen. Das klappte, bis kurz vor dem Ziel. Da registrierte sie, dass ihre Handtasche noch auf der Bank des Ratskellers liegen musste. Darin die Geldbörse. Und der Hausschlüssel. Und das Handy. »Scheiße«, fluchte sie leise.
    »Nee, echt nicht. Das ist jetzt nicht die Einleitung zu ›Ich hab kein Geld‹, oder?« Der Taxifahrer kannte seine Pappenheimer.
    Margot sah ihn mit der besten Variante von einem festen Blick an, die sie im Moment aufbieten konnte. »Doch. Alles im Ratskeller auf der Bank. Handtasche, Portemonnaie, Handy – alles.«
    »Und auch Ausweis, was?«
    Margot nickte nur.
    »Na, dann rufen wir mal die Polizei«, stellte der Fahrer nüchtern fest.
    Margot konnte nicht anders, sie lachte wieder auf. »Die sitzt neben Ihnen.« Dann brach sie wieder in Tränen aus.
    Es gab noch ein weiteres inneres Stimmchen im Repertoire. Jenes obercoole, analysierende, das immer mit einer gewissen Spur Hohn auf sie herabschaute. So weit ist es also jetzt gekommen. Du tickst komplett aus, und du bist einem Nervenzusammenbruch näher als Vettel der Zielgeraden.
    Margot konnte den Ausbruch stoppen.
    Gut so. Und jetzt rede wie eine erwachsene Frau mit ihm, die Herrin ihrer Sinne ist.
    »Sorry, alles im Ratskeller, wie gesagt.«
    »Wieder dorthin?«, fragte der Fahrer.
    »Besser, wenn Sie mich zum Polizeipräsidium in die Klappacher Straße fahren. Da ist dann auch jemand, der mir das Geld für die Fahrt leihen wird.«
    Der Blick des Taxifahrers offenbarte seine ganze Skepsis. Er schien abzuwägen zwischen dem Ärger und der verlorenen Zeit, die ein Stelldichein mit der Polizei mit sich bringen würde, und der Möglichkeit, dass die Dame neben ihm tatsächlich selbst Polizistin war.
    »Ich mache es Ihnen einfach. Rufen Sie meinen Kollegen Steffen Horndeich an. Ich gebe Ihnen die Handynummer. Er kann meine Identität bestätigen. Ich bin Margot Hesgart von der Mordkommission in Darmstadt.«
    Ein Lächeln überzog das Gesicht des Taxifahrers. »Na klar, jetzt weiß ich, weshalb mir Ihr Gesicht so bekannt vorkam. Sie waren in der Hessenschau, vorgestern, Sie sind die Frau, die die Leiche aus dem Woog gezogen hat!«
    »Na ja, nicht ich selbst.«
    »Nee, das ist ja gut, dass sich da gleich jemand richtig drum kümmern tut. Nicht dass die Spaghettis hier noch einen auf Mafia machen!«
    Nein. Du wirst jetzt nicht mit ihm über Vorurteile und Rassismus oder gar Europa diskutieren. Gut, wenn man wenigstens Stimmchen hatte, die klar denken konnten.
    Inzwischen hatte der Taxifahrer den Rückwärtsgang eingelegt und war auf die Flotowstraße abgebogen.
    Auf der Fahrt zum Präsidium erfuhr Margot seinen halben Lebenslauf und seine dezidierte Meinung zu dem, was man mit den Mördern und all dem Pack tun sollte.
    Als sie das Präsidium erreicht hatten, ließ er Margot sogar ohne seinen persönlichen Geleitschutz

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