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Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition)

Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition)

Titel: Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kibler
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aussteigen.
    Frau Zupatke, die gerade Dienst am Empfang hatte, konnte ihr zum Glück dreißig Euro leihen. Margot bezahlte den Fahrer. Dann ging sie in ihr Büro. Und schloss die Tür.
    Kindergarten, dachte Horndeich. Und war wütend auf seine Kollegin.
    Kaum war Margot über den Marktplatz gerannt, hatte sich die amerikanische Wer-auch-immer über Rainer gebeugt und hysterisch angefangen zu schreien: »Police, Police!«
    »I am the fucking Police!«, brüllte Horndeich. Und alles um ihn herum verstummte. Okay, das war weder standesgemäß gewesen noch ladylike. Aber es hatte seinen Zweck erfüllt.
    »Alles in Ordnung?«, frage Horndeich, während das Bier, der Schwerkraft gehorchend, über das Hemd hinweg inzwischen Rainers Schritt erreicht hatte.
    Rainer nickte nur.
    »Oh, my dear, she will pay for what she did to you, that bitch!«
    Horndeich hatte keine Ahnung, wer die junge Dame war, die Rainer da mehr als fürsorglich tätschelte. Und er wollte es auch gar nicht wissen. Er überlegte, was er Rainer Becker, Margots Mann, noch sagen konnte. Wenn Sie Anzeige erstatten wollen, dann können Sie gleich mit mir kommen? Nein. Das war erstens lächerlich und zweitens die Sache von Margot. Er griff nach Margots Handtasche. Legte einen Zwanni und einen Fünfer auf den Tisch und beschwerte beides mit einem Aschenbecher. Dann nickte er Rainer und seiner Begleitung zu. Und verließ die Szenerie.
    Er ging zum Schlosshof, auf dem der Polizei-Benz stand. Dann fuhr er in Richtung Heimat. Sein Häuschen in der Waldkolonie. Er hatte Sandra gesagt, dass er unterwegs was essen würde. Sie würde sich hoffentlich über die Überraschung freuen, dass er in seiner Mittagspause doch noch auftauchte. Mein Gott – was hatte er für ein Glück, dachte er. Er und Sandra waren nun fast drei Jahre verheiratet. Und er hatte es keinen Tag bereut. Es hatte ein paar Jahre gebraucht, bis sie zueinandergefunden hatten. Aber er konnte sich ein Leben ohne sie nicht mehr vorstellen. Es war spießig – aber er liebte es, jeden Abend zu ihr nach Hause zu kommen. Und zu seiner Tochter. Ja, es war anstrengend, wenn Stefanie gerade eine Mittelohrentzündung durchlitt. Und doch – er wollte nicht tauschen. Mit niemandem.
    Vielleicht war »spießig« ja auch nur die Bezeichnung der Neider für Zufriedenheit. Zufriedenheit, die bedeutete, dass man das Leben genau so führen wollte, wie es war? Das Glück in den kleinen Momenten entdeckte? Wie etwa in dem, als die kleine Stefanie das erste Mal »Papa« gesagt hatte? In den kleinen Aufmerksamkeiten, die Nähe ausdrückten. Respekt. Und Zusammengehören. Mehr brauchte es nicht. Und schon gar nicht solche Szenen wie die, die Margot gerade erlebt hatte.
    Sandra begrüßte ihn – überrascht, aber erfreut. Sie küsste ihn. Und er erwiderte den Kuss. Stefanie schlief. Und Sandra führte ihn ins Wohnzimmer. Die Treppe hinauf ins Schlafzimmer – das wäre zu weit gewesen. Sie liebten sich. Quickie nannte man das – und dennoch konnten Nähe, Erleben und Intensität auch bei doppelt so viel Zeit nicht eindringlicher sein.
    Außer Atem lagen sie auf dem Sofa.
    »Da ist ein Brief für dich gekommen«, sagte Sandra, während sie sein Gesicht küsste. »Liegt im Flur.«
    »Von wem?«
    »Irgend so einer Firma aus München. Sieht aber nicht aus wie Werbung.«
    Horndeich zuckte mit den Schultern.
    Sie lagen noch ein paar Minuten beieinander, bis Stefanie zu schreien anfing.
    Sandra erhob sich. Horndeich ebenfalls.
    »Geh du unter die Dusche«, sagte sie nur.
    Das tat Horndeich. Und warf im Vorbeigehen einen Blick auf den Brief. Er schluckte.
    Horndeich knallte ihr die Handtasche auf den Schreibtisch. »Was war das denn?«
    Sie konnte ja verstehen, dass Horndeich sauer war. Mit Ruhm hatte sie sich bei der Szene im Ratskeller sicher nicht bekleckert. Doch erstaunlicherweise fühlte sie sich besser. Seit sie im Büro saß, hatte Margot nicht einmal mehr den Drang verspürt, zu heulen. Man musste mit den kleinen Fortschritten zufrieden sein. »Das war seine neue Freundin. Ich habe sie das erste Mal gesehen. Und ich will nicht weiter darüber reden.«
    »Gut. Du schuldest mir fünfundzwanzig Euro. Für dein Essen, das du nicht gegessen hast, und für meins, das ich nicht mehr essen konnte.«
    »Danke«, sagte Margot und griff in ihre Handtasche. Sie fühlte den Schlüsselbund, das Handy und das Portemonnaie. Die innere Sicherheit kehrte wieder zurück, als sie diese Gegenstände berührte. Sie nahm das Portemonnaie heraus

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