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Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition)

Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition)

Titel: Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kibler
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Horndeich angeschossen worden, als er ein Kind retten wollte. Das Kind war nicht getroffen worden, aber er. Es hatten ihn nur Millimeter vom Tod getrennt. Ein Jahr davor hatte ihn ein ehemaliger Fremdenlegionär verprügelt – auch kein Vergnügen. Der Job bei SecProtec würde geregelte Arbeitszeiten gewährleisten. Und keine Präsenz an vorderster Front mehr erfordern. Ach ja, die Bezahlung lag denn auch deutlich über dem, was er hier bei der Polizei verdiente.
    Doch warum hatte Horndeich solche Manschetten davor, mit Sandra darüber zu sprechen? Weil sie in diesem schnuckeligen Häuschen wohnten, das Sandra sicher nicht würde aufgeben wollen? Oder weil Sandra plante, wieder in Wiesbaden zu arbeiten? Oder weil Sandras Eltern gerade in die Nähe gezogen waren? Nun, Horndeich hatte sie nicht darum gebeten.
    Er musste Sandra endlich reinen Wein einschenken. Doch wusste er denn selbst, was er wollte? Wollte er nach Bayern ziehen? Wollte er wirklich den Polizeidienst quittieren?
    Immer wieder tauchte bei diesen Überlegungen das Bild seiner kleinen Tochter Stefanie auf. Und der Moment, in dem ihn die Kugel getroffen hatte. Als er das Leben des anderen Mädchens gerettet hatte, hatte er riskiert, seine Tochter niemals kennenzulernen.
    Er seufzte.
    Er seufzte ganz schön oft in letzter Zeit.
    Das sollte nicht zur Gewohnheit werden.
    Margot war gerade auf die gut ausgebaute Bundesstraße hinter Marburg aufgefahren, als ihr Vater sie angerufen hatte. »Magst du nicht noch kurz vorbeikommen?«, hatte er gefragt.
    Er saß mit seiner Freundin – oder nannte man das jetzt doch Lebensgefährtin? – in der Wohnung in der Erbacher Straße 8. Margot war lange nicht mehr dort gewesen. Seit ihr Vater vor eineinhalb Jahren seine Zelte bei seiner Jugendliebe Chloe in Amerika aufgeschlagen hatte, war er nicht mehr in Darmstadt gewesen.
    Margots Vater hatte seiner Exlebensgefährtin Evelyn mitgeteilt, dass er nicht mehr zurückkommen würde und sie so lange in der gemeinsamen Wohnung bleiben könne, wie sie wollte. Margot hatte Evelyn nie gemocht, aber die Art, wie ihr Vater mit ihr umgesprungen war, konnte sie auch nicht gutheißen. Doch ihr Vater ging stramm auf die achtzig zu. Da entbehrten Worte wie »ich muss auf den, die oder das noch so und so lange Rücksicht nehmen« jeder Grundlage. Und Margot hatte es ihrem Vater gegönnt. Evelyn hatte von Anfang an nicht zu ihm gepasst. Schlimm, wenn das die Kinder zuerst und in voller Klarheit begreifen. Und so hatte Margot Evelyn vor einem halben Jahr geholfen, ihre Sachen zu packen und die Wohnung zu verlassen. Sie hätte nie gedacht, dass sie diese kühle, dominante Frau einmal weinen sehen würde. Aber für Dominanz brauchte es den Gegenpart, dem gegenüber man dominant sein konnte.
    Nun, Sebastian Rossberg hatte in den Staaten seine Jugendliebe wiedergetroffen. Und das war nicht die Mutter von Margot gewesen. Aber das war ein anderes Kapitel … Eine Reinigungskraft hatte danach alle zwei Wochen nach dem Rechten geschaut, gelüftet, die Heizungen hoch- und runtergedreht und die Pflanzen gegossen. Seit rund vier Wochen war Sebastian Rossberg nun mit seiner Liebe in Deutschland. Er hatte ihr alle Orte in diesem Land gezeigt, die er selbst liebte. Vom Heidelberger Schloss über die Schlösser des Märchenkönigs in Bayern, bis hin zur Nordseeküste und Warnemünde an der Ostsee.
    Und nun hatten sie wohl gerade einen Zwischenstopp in Darmstadt eingelegt.
    Natürlich würde sie jetzt noch zu ihnen fahren. Wer oder was erwartete sie auch zu Hause? Margots Vater wohnte gegenüber von drei Kneipen. Das Green Sheep kannte Margot gut. Ebenso wie ihr Vater. Dort hatte sie mit ihm schon den einen oder anderen Whiskey getrunken. Wegen der Kneipen waren die wenigen verfügbaren Parkplätze abends meist alle besetzt. Doch Margot hatte Glück, dass ein Kneipengast gerade seinen Parkplatz vor dem Haus räumte.
    Die Wohnung lag im zweiten Stock.
    »Hallo, meine Liebe«, sagte ihr Vater, nahm sie in den Arm und wollte sie kaum mehr loslassen.
    Chloe drückte sie ebenfalls, als ob sie die verlorene Tochter wäre. Die Dame war älter geworden, seit Margot sie vor eineinhalb Jahren das letzte Mal gesehen hatte. Aber immer noch strahlte sie Wärme und Würde aus.
    Margot betrat die Wohnung. Und erkannte sie kaum wieder.
    Ein schelmisches Lächeln umspielte die Lippen ihres Vaters. »Du glaubst gar nicht, wie schnell man heutzutage eine Wohnung einrichten kann.«
    Evelyn hatte während der Zeit ihrer

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