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Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition)

Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition)

Titel: Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kibler
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Regentschaft die Wohnung durch ihren minimalistischen Stil geprägt. Alte Möbel und »Stehrummchen«, wie sie es immer genannt hatte, waren gnadenlos ausgemerzt worden.
    »Wir haben ganze Arbeit geleistet, was?«, fragte Sebastian.
    Im Wohnzimmer dominierte eine Ledergarnitur, die Margot noch nie gesehen hatte. Daneben stand ein dunkler Wohnzimmerschrank. Darin eine Heimkinoanlage. Margot sah sich um. Okay, auch die Boxen waren vorhanden. Dann ein Flachbildschirm mit einer Diagonale von sicher eins fünfzig. Den Boden zierte ein schöner Teppich.
    »Well, organisieren könnt ihr Deutschen«, schmunzelte Chloe.
    Eine Viertelstunde später saßen sie auf der Ledergarnitur. Chloe hatte ein Glas Bier vor sich, Sebastian Rossberg, bis auf Tuchfühlung an seine Liebste herangerückt, hatte sich einen Cougar-Whiskey eingeschenkt, Margot eine Cola. Ihr Vater hatte erzählt, dass sie in der vergangenen Woche die Möbel bestellt und die Lieferdienste koordiniert hätten. Und seit zwei Tagen lebten sie nun in der Wohnung, die sie sich gemeinsam eingerichtet hatten.
    Margot sah ihren Vater an. Und sie war glücklich in diesem Moment. Glücklich, dass ihr Vater die Liebe seines Lebens gefunden hatte, so kitschig das auch klang, und dass er und seine Frau – ja, vielleicht sollte sie Chloe in Gedanken wirklich so nennen –, dass die beiden jede Sekunde genossen, die sie zusammen verbringen konnten. Dass sie in Darmstadt eine komplette Wohnung eingerichtet hatten, obwohl Chloe drüben, auf der anderen Seite des großen Teichs, ein voll ausgestattetes Haus hatte. Inklusive der JBL-Boxen, die ihr Vater so liebte.
    »Wir wollen vorerst hier in Darmstadt bleiben«, sagte Chloe. »Nicks Schwester hilft uns, das Haus drüben zu verkaufen.«
    »Und Ihre Boxen?«, fragte Margot, ohne nachzudenken.
    »Oh«, sagte Chloe, »morgen musst du diese Anlage hören. Erstaunlich, welchen Klang auch die modernen Systeme zaubern!«
    »Aber, Sie haben doch ein ganzes Haus voller – Dinge?«
    Chloe schmunzelte. »Wir waren schon mal beim ›Du‹. Seb hat anderthalb Jahre bei mir gewohnt. Jetzt ist es an der Zeit, mein Leben mit ihm hier zu teilen. Ich habe keine Familie mehr. Und er sehnt sich nach seiner, nicht wahr, Seb?«
    Sebastian Rossberg nickte und sagte zu Margot nur: »Sie hat recht.« Mit einem Lächeln im Gesicht fuhr er fort: »Rainer hat sich mit mir in Verbindung gesetzt.« Die Leichtigkeit, mit der er über die Einrichtung einer Wohnung gesprochen hatte, war wie weggewischt.
    Margot spürte, wie sich in ihrem Innern alles verkrampfte. Sie war kurz davor, mit einer schnippischen Entgegnung darauf zu regieren. Doch dann erinnerte sie sich der Szene am Mittag, bei der sie Doro so brüskiert hatte. Vielleicht sollte sie erst einmal hören, was ihr Vater noch zu sagen hatte.
    »Und?«, fragte sie – ein gangbarer Kompromiss zwischen Anschiss und Schweigen. Schließlich war es ihr Vater gewesen, der sie und Rainer letztlich wieder zusammengebracht hatte? Nach Jahren des ewigen Hin und Her, währendessen mal sie, mal er verheiratet gewesen war – allerdings jeweils mit anderen Partnern.
    »Er hat mir von eurer Hefebegegnung berichtet.«
    Margot schwieg.
    »Ach, Margot-Maus, mach es mir doch nicht so schwer!«
    Margot hatte keine Ahnung, wovon ihr Vater sprach.
    »Ja. Du hattest recht. Offensichtlich passt ihr wirklich nicht zueinander. Nicht, weil einer von euch schlecht wäre, sondern weil eure Charaktere – ach, dumm gelaufen. Entschuldige.«
    »Entschuldigen? Was denn?«
    »Na, dafür, dass ich … dass ich euch …«
    Jetzt erst begriff Margot: Ihr Vater fühlte sich schuldig. Dafür, dass die Ehe mit Rainer schiefgelaufen war.
    »Papa. Ich habe dir doch immer unter die Nase gerieben, dass ich ein großes Mädchen bin. Dass ich meine Entscheidungen selbst treffen kann. Und muss. Und will. Und treffe. Und getroffen habe. Also …«
    Tränen standen in Sebastian Rossbergs Augen. Und in Margots.
    Chloe rettete die Situation. »Cheers. To wisdom.«
    Sie stießen an.
    Sebastian stellte sein Glas ab. Es war leer. Irgendwie wirkte er immer noch nicht befreiter. »Es hat mich noch jemand angerufen.«
    »Wer?«, fragte Margot. Aber sie wusste es.
    »Doro. Sie leidet am meisten unter dieser ganzen – Scheiße.« Sebastian Rossberg war wahrlich kein Freund von Kraftausdrücken. Aber nun war auch er an der Grenze seiner Ausdrucksfähigkeit angelangt.
    Margot wurde verlegen.
    »Geh auf sie zu, Margot. Sie hat nur dich. Rainer ist so darin

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