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Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition)

Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition)

Titel: Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kibler
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Fingernägeln zu knabbern, war alles. »Ja, jemand legte ihm nahe, zu gehen.«
    »Wer?«
    »Philipp Kaufmann.«
    »Wie? Einer von der Viererbande? Der Philipp Kaufmann?«
    »Ja. Der Philipp Kaufmann.«
    »Und warum?«
    »Keine Ahnung. Die Sitzungen des Ehrenrates sind nicht öffentlich.«
    »Was heißt das denn jetzt schon wieder?«
    Ralf Ritter sank förmlich in sich zusammen. »Kaffee? Bier? Schnaps? Ich könnte jetzt einen vertragen.«
    Horndeich schüttelte nur den Kopf.
    Ritter sprach weiter. »Es war im Sommer 2006. Im Juni. An dem Wochenende, an dem die Fußball-WM losging. Till und die anderen drei fuhren nach Heidelberg. Privat.«
    »Was ist dort passiert?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Aber …?«
    »Nach dieser Reise – sie waren nicht mehr dieselben. Till und Philipp – nun, unter Mädchen würde man wohl sagen, sie haben sich angezickt. Und auch Emil und Richard – irgendetwas hatte das Quartett gespalten. Vor allem Till und Philipp haben in der Öffentlichkeit nur mühsam die Contenance bewahrt. Und im Juli, bei der Kneipe – nun, da eskalierte der Streit. Die beiden haben sich geprügelt. Coram publico, vor allen anderen. Sie haben richtig heftig aufeinander eingeschlagen. Ein paar der Aktivitas haben sie getrennt. Sie haben sich angeschrien. Und dann forderte Till Philipp zu einer Persönlichen Contrahage auf. Er hat in die Innentasche seines Jacketts gegriffen, eine Visitenkarte herausgenommen, sie eingerissen und Philipp übergeben.«
    »Contrahage? Visitenkarte? Verstehe ich nicht.«
    »Wenn Sie als Burschenschafter von einem anderen Mitglied einer schlagenden Studentenverbindung beleidigt werden, können Sie das ausfechten, im wahrsten Sinne des Wortes. Aber das hat hier keinen Sinn gemacht.«
    »Warum nicht? Schlagen sich Verbindungsbrüder nicht gern?«
    »Herr Horndeich – wenn Sie wissen wollen, was passiert ist, dann sollten Sie Ihre Vorurteile und Spitzen für die nächste Viertelstunde einfach mal im Schrank lassen.«
    Der Mann hatte recht. Horndeich war nicht objektiv. Vielleicht sollte er sich wirklich ein bisschen zusammenreißen. Auch wenn Ritter ihm nicht sympathisch war, konnte er schließlich nichts dafür, dass Horndeich sich von Margot im Stich gelassen fühlte. »Okay. Warum hat es keinen Sinn gemacht?«
    »Ganz einfach. Erstens übergibt man niemals – ich betone:  niemals – ein eingerissenes Kärtchen an einen Bundesbruder. Wenn es interne Konflikte gibt, dann löst man sie intern. Innerhalb der Burschenschaft gibt es keine Persönlichen Contrahagen. Im schlimmsten Fall wird der Ehrenrat angerufen.«
    »Was ist denn das schon wieder?«
    »Betrachten Sie ihn als ein höchst demokratisches Gremium, in dem interne Konflikte beigelegt werden. Ohne Waffen. Nur mit Worten. Und nach einer solchen Schlichtung – nun, dann sind die Differenzen ausgestanden. Ohne schlechten Nachgeschmack.«
    »Okay, und diesen Ehrenrat, den haben die beiden nicht angerufen?«
    »Nein, zunächst nicht. Aber Till – nun, er tat sich keinen Gefallen mit dieser Aufforderung. Denn Philipp war einfach ein verdammt guter Fechter. Der beste, den die Ludovica je hatte. Till hätte keine Chance gehabt. Heute sind Mensuren reglementiert, und Sie können sich kaum ernstlich verletzen. Aber eine persönliche Contrahage – Till musste gewusst haben, dass ihn das Blut kosten würde.«
    »Ich denke, Ihre Verbindung ist nicht schlagend?«
    »Nein, sie ist freischlagend. Das heißt, niemand muss das Fechten lernen. Aber wer will, der kann. Wir haben keinen Paukboden – also keinen Fechtübungsraum. Aber wir haben eine Kooperation mit den Rugen in der Wiener Straße. Die sind fakultativ schlagend. Das heißt, bei denen muss man das Fechten lernen, auch wenn man keine Mensur mit scharfen Waffen ficht.«
    »Und Philipp Kaufmann – er hat das Fechten gelernt?«
    »Aber hallo. Er war eine Legende. Till hat es auch gelernt. Aber nie eine Mensur gefochten. Emil und Richard, die haben das Fechten nicht gelernt – wie inzwischen die meisten von uns. Aber Philipp – der hat keine Gelegenheit zu fechten ausgelassen.«
    »Gegen wen denn? Ich meine, wenn alle anderen nicht fechten?«
    »Er hat gegen Studenten aus anderen Verbindungen gefochten. Also wenn man will, dann kann man fechten. Es werden Mensuren verabredet. Aber man kann sich auch von jedem in seiner Ehre angegriffen fühlen – und dann …«
    Horndeich rieb sich die Augen. Das alles war eine fremde Welt für ihn. »Philipp Kaufmann hat also viel

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