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Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition)

Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition)

Titel: Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kibler
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Verstorbenen.«
    »Eine ganze Menge.«
    »Ja. Es sind heute genau siebenhundertachtundvierzig.«
    »Und jedes neue Mitglied – sorry, ich meine, jeden neuen Bundesbruder verewigen Sie dort?«
    »Ja. Auf der Rückseite steht das Datum, an dem er eingetreten ist. Und bei den Verstorbenen, da steht dann auch das Sterbedatum.«
    »Wie nennt sich solch ein Raum? Ahnengalerie?«
    »Nein. Das hier ist das Conventszimmer, weil hier normalerweise die Convente der Aktivitas abgehalten werden.«
    »Bier trinken?«
    »Um in Ihrer Sprache zu sprechen: Der Convent ist die Mitgliederversammlung, auf der basisdemokratisch Entscheidungen getroffen werden.«
    Horndeich ließ den Blick über die Wände wandern, vom ersten Bild bis zum letzten. »Kann ich eigentlich auch bei Ihnen Mitglied werden?«
    Horndeich erwartete eigentlich ein klares Nein, doch Ritter überraschte ihn mit einem »Haben Sie studiert?«.
    Natürlich hatte Horndeich auf der Polizeihochschule studiert, sonst wäre er jetzt nicht Hauptkommissar bei der Kripo. »Ja. Habe ich.«
    »Nun, wenn Sie sich den Statuten der Ludovica verpflichtet fühlen, wenn Sie sich verpflichten, den Comment einzuhalten – also unser Regelbuch der Verbindung –, dann könnten wir Sie durchaus in den Bund der Ludovicen aufnehmen.«
    »Und dann?«
    »Wie – und dann?«
    »Was wäre die Konsequenz?«
    »Nun – monetär würden Sie im Jahr dreihundertfünfzig Euro bezahlen –, das ist es doch, was Sie wissen wollen, oder?«
    »Ja. Natürlich muss ich löhnen. Aber was wäre – nun, formulieren wir es ganz deutlich: Was würde ich dafür bekommen?«
    »Bekommen? Sie wären Teil einer Gemeinschaft, die sich Verbundenheit für das ganze Leben geschworen hat.«
    »Geschworen?«
    »Ja. Bei uns gilt der Schwur.«
    »Ich schwöre, dem Bund … – nun, was würde ich eigentlich schwören?«
    »Sie schwören, für den Rest Ihres Lebens ein Teil dieses Bundes zu sein, den Comment einzuhalten, die Mitglieder zu respektieren, zu unterstützen und den Bund nach außen hin positiv zu repräsentieren.«
    »Und das hat jeder geschworen?«
    Ritter zögerte keine Sekunde. »Ja. Das hat jeder geschworen.«
    »Auch Till Hansen?«
    »Ja, natürlich.«
    »Und warum ist er dann nicht mehr bei Ihnen?«
    »Er ist ausgetreten.«
    »Ausgetreten?«
    »Ja.« Ritters Stimmlage allein machte deutlich, dass er alles andere als begeistert von dem Thema war.
    »Er hat den Bettel hingeworfen. Hatte keinen Bock mehr auf Lebensbund, Comment und Co.?«
    »Ja, wenn Sie es so nennen wollen.«
    »Gibt es viele, die austreten? Denen das Lebensbundprinzip von einem auf den anderen Tag völlig egal ist, die nur noch rauswollen, koste es, was es wolle?«
    Ritter biss die Zähne zusammen. Daher zischte er mehr, als er sprach: »Nein. Gibt es nicht.«
    Horndeichs Blick schweifte wieder über die Bildergalerie. »Wenn jemand austritt – was passiert dann mit seinem Bild? Wird dann das Austrittsdatum vermerkt?«
    »Nein. Wenn jemand tatsächlich austritt, dann wird das Bild abgenommen.«
    »Verstehe ich das richtig? Wenn jemand geht, der schon ein paar Jahre dabei ist, dann haben die Füchse eine Nachmittagsaufgabe: Ein Bild fehlt, und alle anderen Bilder müssen eine Position zurückrücken. Und der Letzte reißt den Nagel raus – sozusagen? Denn ich sehe nirgendwo eine Lücke.«
    »Ja. Genau so ist es. Die Füchse rücken die Bilder zurecht.«
    Das Bild, sie rücken das Bild zurecht, dachte Horndeich. »Okay. Was war los?«
    »Was war wie los?«
    »Herr Ritter, hören wir auf mit den Spielchen. Drei Ihrer Alten Herren sind tot. Der vierte im Bunde ist nicht aufzufinden. Und einer von den vieren hat den Club verlassen. Ich möchte wissen, warum.«
    Ritter schwieg.
    Horndeich legte nach. »Wenn ich das eben richtig verstanden habe, dann geht man nicht einfach so. Man hat Treue geschworen. Und verständlicherweise haben weder die Füchse noch die Alten Herren große Lust, jeden zweiten Tag die Ahnengalerie auf den neuesten Stand zu bringen.«
    Ritter schaute auf den Tisch. Zögerte. Blinzelte. Und sagte dann: »Ja. Da war was.«
    »Und was?«
    Wieder zögerte Ritter. War wohl nicht einfach für ihn. Offenbar erschütterte so ein Austritt auch das Weltbild. Zumindest ein bisschen. »Hansen ist nicht freiwillig gegangen.«
    Horndeich wurde hellhörig. »Sie meinen, er wurde gegangen? Er wurde genötigt, den Lebensbund aufzukündigen?«
    »Nein. Ja. Ich weiß es nicht.«
    »Also, was wissen Sie?«
    Dass Ritter nicht anfing, an seinen

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