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Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition)

Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition)

Titel: Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kibler
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gefochten?«
    »Ja. Er war als Student regelrecht fechtgeil. Anders kann man das nicht sagen. Ich habe es nie verstanden. Philipp, er war ein sehr sozialer Mensch. Er trat immer für die ein, die schwächer waren. Er war der, der sagte – auch wenn es keiner mehr hören wollte: Seht doch auch die andere Perspektive. Er war unglaublich verständnisvoll. Das meine ich nicht abwertend, überhaupt nicht. Er hat die Menschen und das, was sie antreibt, wirklich verstanden. Wie oft habe ich gestaunt, wenn er sagte, seht das doch mal so und so. Aber dann – dann war da diese andere Seite an ihm. Und die hat gefochten, als ob es um sein Leben ginge.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ich weiß nicht, ob Sie so einen Schläger zum Fechten schon mal in der Hand hatten. Der wiegt fast ein Dreiviertelkilo.«
    Das konnte sich Horndeich durchaus vorstellen.
    »Philipp hat trainiert, jeden Tag zwei Stunden, Semester hin oder her. Und er hat, glaube ich, an die zwanzig Mensuren gefochten. Scharfe Mensuren. Er war schlimmer als jeder Korpsstudent des neunzehnten Jahrhunderts. Ich habe das nie unter einen Hut bekommen, diese Fechtsucht auf der einen und sein eher zartes Gemüt auf der anderen Seite. Er war wie besessen – so hat das auf mich gewirkt.«
    »Sie waren schon mal dabei, als er gefochten hat?«
    »Ja. Öfters. Als sein Sekundant.«
    »Und dann hat Philipp Till beim Fechten verletzt – und daraufhin ist der ausgetreten.«
    »Nein. Philipp hat nicht mit Till gefochten. Er hat den Ehrenrat angerufen. Und darauf bestanden, dass auch Emil und Richard mitgingen. Die hingen da auch irgendwie mit drin.«
    »Und was passierte da?«
    »Ich weiß es nicht. Was dort verhandelt wird, dringt nicht nach außen.«
    »Gibt es jemanden, der uns sagen kann, was da passiert ist?«
    »Gereon Fichter. Er war damals der Vorsitzende des Ehrenrates.«
    Ihr Vater in ihrem Haus? Mit Chloe? Ob das eine gute Idee war?
    Die ganze Zeit hatte Margot darüber nachgedacht. Als sich abgezeichnet hatte, dass das Frühstück doch noch etwas länger dauern könnte, hatte sie Horndeich mitgeteilt, dass sie etwas später ins Präsidium kommen würde. Schließlich war sie am vergangenen Wochenende unterwegs gewesen, um zu ermitteln, auch wenn sie das kaum auf die Überstundenliste setzen konnte.
    Nach dem Frühstück war sie nach Hause gefahren, hatte geduscht, sich saubere Kleidung angezogen. Als sie wenig später gerade das Präsidium betrat, hörte sie das Geräusch eines mit einem Plopp abspringenden Kronenkorkens aus ihrer Tasche. In einem Anfall von Humor hatte ihr Doro vor einigen Wochen diesen Signalton für eingehende SMS eingestellt. Es war weniger der Gag des Geräusches, der sie diesen Ton hatte behalten lassen, als vielmehr die Erinnerung an den völlig unbeschwerten Abend.
    Margot hatte das Handy in der Erwartung aus der Tasche genommen, dass die SMS von Horndeich stammte.
    Aber der Absender war ein anderer. Sie traute ihren Augen kaum: Die SMS war von Rainer. Trotz ihres Widerwillens siegte die Neugier. Sie öffnete die Nachricht. Muss mit dir reden. Wann? Wo? Rainer.
    Sie schloss die Nachricht. Ließ das Handy wieder in die Tasche gleiten. Stieg die Treppe hinauf. Was in aller Welt sollte das?
    Als sie sich an ihren Schreibtisch setzte, spürte sie ein Stechen im Magen. Ihr wurde übel. Dann klingelte das Telefon. Horndeich war dran. »Ja, hallo?«, meldete sie sich.
    »Margot?«
    »Ja. Klar. Wer sonst.« Wieder ein Stich.
    »Ich war eben bei den Ludovicen. Und du hattest recht. Der Austritt von Hansen war höchst dramatisch.«
    »Okay.«
    »Ich gehe jetzt noch zu einem anderen Alten Herrn der Ludovicen, vielleicht erfahre ich noch ein paar Details.«
    »Gut.« Margot konnte ein leichtes Stöhnen nicht unterdrücken.
    »Ist alles in Ordnung?«
    Nichts war in Ordnung. »Ja, klar, warum?«
    »Du – du klingst so komisch.«
    »Nein, alles okay.« Das Stechen ebbte langsam ab. Endlich. Aber die Übelkeit blieb.
    »Gut. Kannst du etwas checken? Unsere vier waren wohl am zweiten Wochenende im Juni 2006 in Heidelberg. Vielleicht haben die Kollegen dort ja was in den Akten, was das komische Verhalten der vier danach erklären könnte.«
    »Ja. Mach ich.«
    »Gut. Bis gleich – ist wirklich alles in Ordnung?«
    »Jaja. Ich kümmere mich um Heidelberg. Bis gleich.« Margot stand auf und ging zur Toilette. Sie schaffte es gerade noch rechtzeitig, bevor das Frühstück sich endgültig entschlossen hatte, den Rückweg anzutreten.
    Fünf Minuten später saß

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