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Opferlämmer

Opferlämmer

Titel: Opferlämmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Hammer:
    Und du nicht allein bist es, der weiß, was es heißt, schlecht zu sein; Ich bin es, der wusste, was schlecht sein hieß …
    »Was soll ich nur machen?«, flüsterte er.
    Gerechtigkeit für die Erde …
    Nun tat es ihm leid, dass er das Angebot zur Teilnahme an einer hochklassigen Konferenz einfach abgelehnt hatte. Das Thema war »Informationsbeschaffung und -analyse mittels Satelliten- und Datentechnik« gewesen, und der Titel des Memos hatte gelautet: »Die Gestalt der Zukunft«.
    Dellray war auf dem Weg nach draußen gewesen und hatte laut gesagt: »Die Gestalt der Zukunft ist rund.« Und mit diesen Worten hatte er das Memo zu einer Kugel zusammengerollt und mit einem Drei-Punkte-Wurf im nächsten Papierkorb versenkt.
    »Also bleibst du jetzt einfach… zu Hause?«, fragte Serena und wischte Preston den Mund ab. Der kleine Junge kicherte und wollte mehr. Sie tat ihm den Gefallen und kitzelte ihn.
    »Ich dachte, ich hätte eine Spur. Und sie hat sich in Luft aufgelöst. Na ja, ich habe sie verloren. Ich habe jemandem vertraut, dem ich nicht hätte trauen dürfen. Ich hab’s verbockt.«
    »Ein Spitzel? Hat dich im Stich gelassen?«
    Er war kurz davor, ihr von den Hunderttausend zu erzählen. Aber dann ließ er es doch sein.
    »Auf und davon«, murmelte Dellray.
    »Auf und davon? Beides?«, fragte Serena mit gespieltem Ernst. »Jetzt sag nicht, er sei auch noch ab durch die Mitte und über alle Berge.«
    Er konnte das Lächeln nicht mehr unterdrücken. »Ich benutze ausschließlich Informanten mit außergewöhnlichen Fähigkeiten. « Dann schwand das Lächeln wieder. »Er hat in zwei Jahren kein einziges Treffen oder Telefonat verpasst.«
    Allerdings habe ich ihn in den besagten zwei Jahren auch nie bezahlt, bevor er geliefert hatte.

    »Und was machst du jetzt?«, fragte Serena.
    »Keine Ahnung«, lautete seine ehrliche Antwort.
    »Dann tu mir einen Gefallen.«
    »Gern. Welchen?«
    »Erinnerst du dich noch an all das Zeug im Keller, das du aufräumen wolltest?«
    Im ersten Moment wollte Fred Dellray erwidern: Das meinst du nicht ernst. Aber dann dachte er noch einmal an die Spuren, die er im Fall Galt hatte, nämlich keine, und stand auf. Mit seinem Sohn auf dem Arm folgte er seiner Frau nach unten.

… Sechsundfünfzig
    Ron Pulaski konnte immer noch die Geräusche hören. Den dumpfen Aufprall und dann das Knacken.
    Oh, das Knacken. Er hasste es.
    Er dachte zurück an das erste Mal, das er für Lincoln und Amelia gearbeitet hatte. Er war unvorsichtig geworden, und man hatte ihn mit einem Knüppel auf den Kopf geschlagen. Pulaski wusste zwar von dem Zwischenfall, konnte sich aber an absolut nichts davon erinnern. Wie leichtsinnig: Er war um die Ecke gebogen, ohne mit dem Täter zu rechnen, und der Mann hatte ihm ein Mordsding verpasst.
    Seit der Verletzung hatte er mit Angst zu kämpfen, mit Verwirrung und Desorientierung. Er bemühte sich nach Kräften – oh, wie sehr er sich bemühte –, aber das Trauma ließ ihn nicht los. Und schlimmer noch: Es war eine Sache, unachtsam um eine Ecke zu biegen, anstatt aufzupassen. Aber es war etwas völlig anderes, einen Fehler zu begehen, durch den jemand anders zu Schaden kam.
    Pulaski hielt mit seinem Streifenwagen nun vor dem Krankenhaus – mit einem anderen Fahrzeug. Der Unfallwagen war als Beweisstück sichergestellt worden. Falls man ihn fragte, würde er behaupten, er sei hier, um die Aussage von jemandem aufzunehmen, der in der Nachbarschaft des für die furchtbaren Anschläge verantwortlichen Terroristen wohnte.
    Ich versuche, den mutmaßlichen Aufenthaltsort des Tatverdächtigen zu ermitteln …

    Sein Zwillingsbruder – ebenfalls Polizist – und er riefen sich solche Sätze häufig zu und brachen dann beide in schallendes Gelächter aus. Nur dass es im Augenblick nicht witzig war. Weil er wusste, dass der Mann, den er angefahren hatte, dessen Körper den dumpfen Aufprall und dessen Kopf das Knacken von sich gegeben hatte, bloß irgendein unschuldiger Passant gewesen war.
    Als Pulaski das hektische Krankenhaus betrat, wurde er von Panik ergriffen.
    Und wenn er den Mann letztlich umgebracht hatte?
    Die Anklage würde wohl auf fahrlässige Tötung lauten. Oder auf schwere Körperverletzung mit Todesfolge.
    Das konnte das Ende seiner Karriere bedeuten.
    Und auch falls man ihn nicht vor Gericht stellte, auch falls die Staatsanwaltschaft den Fall nicht verfolgte, konnte die Familie des Opfers ihn dennoch verklagen. Was wäre, falls der Mann wie Lincoln

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