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Opferlämmer

Opferlämmer

Titel: Opferlämmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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für jemanden interessiert hatte, der erst kürzlich in die Stadt gekommen war, eine Fünfundvierziger bei sich trug und einen weißen Lieferwagen fuhr. Der Kerl soll hier jemanden entführt und getötet haben. Während der letzten Tage hatte er an der Lower East Side gewohnt. Ich konnte die genaue Adresse in Erfahrung bringen. Es war ein Tatort.«
    »Ein Tatort?«, fragte Rhyme.
    »Ganz recht. Ray Galts Wohnung.«
    »Aber Galt ist nicht erst vor Kurzem in die Stadt gezogen«, sagte Sachs. »Er hat hier die ganzen letzten Jahre gewohnt.«
    »Genau.«
    »Und was hat dieser Brent behauptet?«, fragte McDaniel.
    »Oh, der behauptet vorläufig gar nichts. Er wurde nämlich gestern in einer Gasse hinter Galts Haus von einem Streifenwagen des NYPD angefahren. Nun liegt er im Krankenhaus und ist immer noch bewusstlos.«
    »O mein Gott«, flüsterte Pulaski. »Im Saint Vincent?«

    »Ja.«
    »Das war ich, der ihn angefahren hat«, gestand Pulaski leise.
    »Sie?«, fragte Dellray hörbar erstaunt.
    »Aber das kann nicht sein«, fuhr der Beamte fort. »Der Kerl, den ich erwischt habe, heißt Stanley Palmer.«
    »Ja, ja… das ist er. ›Palmer‹ war eine von Brents Tarnidentitäten. «
    »Das heißt, es liegen gar keine offenen Haftbefehle gegen ihn vor? Und er hat auch nicht wegen Mordversuchs und tätlichen Angriffs in Attica gesessen?«
    Dellray schüttelte den Kopf. »Das Vorstrafenregister ist gefälscht, Ron. Wir haben es ins System gestellt, damit er bei Überprüfungen wie ein erfahrener Verbrecher wirkt. In Wahrheit hatten wir ihn nur wegen Verabredung zur Verübung einer Straftat am Kragen, dann konnte ich ihn umdrehen. Brent ist überaus fähig. Ihm ging es hauptsächlich um das Geld. Er zählt zu den Besten der Branche.«
    »Aber was hat er mit einem Wagen voller Lebensmittel in der Gasse gemacht?«
    »Das ist eine Technik, die viele verdeckte Ermittler anwenden. Man schiebt Einkäufe vor sich her oder schleppt sie in Tüten mit, dann wirkt man weniger verdächtig. Am besten ist ein Kinderwagen. Natürlich mit einer Puppe.«
    »Oh«, murmelte Pulaski. »Ich … oh.«
    Doch Rhyme konnte sich jetzt nicht um die psychische Verfassung des Mannes kümmern. Dellray hatte eine glaubhafte Theorie aufgestellt, die eine Erklärung für die Widersprüche wäre, mit denen Rhyme sich schon die ganze Zeit herumgeschlagen hatte.
    Er hatte nach einem Wolf gesucht und hätte lieber nach einem Fuchs Ausschau halten sollen.
    Doch konnte das wirklich sein? Steckte jemand anders hinter den Anschlägen und schob es Galt lediglich in die Schuhe?

    McDaniel schien daran zu zweifeln. »Aber es hat Zeugen gegeben …«
    Dellray sah seinem Chef in die Augen. »Sind sie glaubwürdig?«
    »Was wollen Sie andeuten, Fred?« Die Stimme des aalglatten ASAC gewann an Schärfe.
    »Waren das vielleicht Leute, die geglaubt haben, dass es sich um Galt handelt, weil wir das zuvor den Medien erzählt hatten? Und die Medien dann dem Rest der Welt?«
    »Man setzt sich Schutzbrille und Helm auf und zieht einen Overall der Firma an«, fügte Rhyme hinzu. »Falls die Hautfarbe und ungefähre Statur passen und man einen gefälschten Dienstausweis mit dem eigenen Foto und Galts Namen bei sich trägt … ja, das könnte funktionieren.«
    Sachs nickte. »Joey Barzan, der Techniker in dem Tunnel, hat gesagt, er habe Galt an dessen Namensschild erkannt. Bis dahin hatte er ihn noch nie getroffen. Und da unten war es ziemlich dunkel.«
    »Und Bernie Wahl, der Sicherheitschef, hat ihn nicht zu Gesicht bekommen, als ihm der zweite Erpresserbrief zugesteckt wurde«, sagte Rhyme. »Der Täter hat ihn von hinten überrumpelt. « Er hielt kurz inne.
    »Der echte Galt wurde zuvor entführt und getötet«, folgerte er dann. »Genau wie Ihr Informant herausgefunden hat, Fred.«
    »Richtig«, bestätigte Dellray.
    »Aber die Beweise?«, gab McDaniel zu bedenken.
    Rhyme sah an eine der Tafeln und schüttelte den Kopf. »Scheiße. Wie konnte ich das übersehen?«
    »Was denn, Rhyme?«
    »Die Stiefel in Galts Wohnung. Das Paar Albertson-Fenwicks. «
    »Aber die haben doch gepasst«, sagte Pulaski.
    »Natürlich haben sie gepasst. Aber das ist nicht der Punkt,
Grünschnabel. Die Stiefel waren in Galts Wohnung , obwohl er sie zu der Zeit eigentlich hätte tragen müssen! Ein Arbeiter besitzt nicht zwei paar neue Stiefel. Die Dinger sind teuer und müssen für gewöhnlich aus eigener Tasche bezahlt werden … Nein, der wahre Täter hat in Erfahrung gebracht, was für Stiefel Galt

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