Opferlämmer
jedoch nicht als Vorzeichen eines Anfalls, sondern als Beleg dafür, dass sein Herz vor Aufregung merklich schneller schlug.
Jagdfieber.
Füchse, nicht Wölfe …
»Tja«, murmelte McDaniel und ignorierte sein klingelndes Telefon. »Falls das stimmt, was ich nach wie vor bezweifle … Aber falls es stimmt, wer zum Teufel steckt dann dahinter?«
»Führen wir uns die Fakten vor Augen«, sagte der Kriminalist,
während er langsam weiterschrieb. »Wir ziehen alles ab, was konkret auf Galt hinweist; lasst uns vorläufig davon ausgehen, dass es sich dabei um gefälschte Spuren handelt. Also, das erste blonde Haar fällt raus, die Werkzeuge, die Stiefel, der Overall, die Werkzeugtasche, der Helm, die Fingerabdrücke. Das alles bleibt unberücksichtigt.
Okay, was haben wir noch? Wir haben eine Verbindung nach Queens – den Taramosalata. Der Täter hat versucht, die Luke im Umspannwerk zu zerstören, auf der wir diese Spur gefunden haben, daher können wir wohl von ihrer Echtheit ausgehen. Wir haben die Pistole. Der Täter hat demnach Zugang zu Schusswaffen. Wir haben eine geografische Verbindung zur Rathausgegend – dank der Partikel, die wir auf dem Generator gefunden haben. Wir haben Haare – ein langes blondes und ein kurzes braunes. Das deutet auf zwei Täter hin. Einer ist eindeutig ein Mann, er installiert die Fallen. Die zweite Person ist unbekannt, vermutlich aber eine Frau. Was wissen wir noch?«
»Er ist von außerhalb«, sagte Dellray.
»Er kennt sich mit Lichtbögen aus und kann diese Fallen konstruieren«, fügte Pulaski hinzu.
»Gut«, sagte Rhyme.
»Einer von ihnen hat Zugang zu Gebäuden der Algonquin«, sagte Sellitto.
»Durchaus möglich, aber sie könnten dafür auch Galt benutzt haben.«
Alle schwiegen nachdenklich. Die diversen Geräte im Labor summten und klickten, in jemandes Tasche klingelten einige Münzen.
»Ein Mann und eine Frau«, sagte McDaniel. »Das deckt sich mit den Erkenntnissen der T-und-K-Teams. Gerechtigkeit für die Erde.«
Rhyme atmete seufzend aus. »Tucker, ich würde Ihnen das abkaufen, wenn es irgendwelche greifbaren Hinweise auf die
Gruppe gäbe. Aber die haben wir nicht. Keine einzige Faser, keinen Abdruck, keine Partikel.«
»Die Hinweise ergeben sich ausschließlich aus dem digitalen Umfeld.«
»Aber diese Leute müssen doch trotzdem physisch existieren«, erwiderte Rhyme schroff. »Irgendwo. Und dafür liegen mir keinerlei konkrete Beweise vor.«
»Nun, was glauben Sie denn, was hier vor sich geht?«
Rhyme lächelte.
Und Amelia Sachs schüttelte sofort den Kopf. »Rhyme, das glaubst du doch nicht wirklich, oder?«
»Du weißt, was ich immer sage: Wenn man alle anderen Möglichkeiten ausgeschlossen hat, sodass nur noch eine übrig ist, dann muss das die Antwort sein, wie seltsam sie auch scheinen mag.«
»Das verstehe ich nicht, Lincoln«, sagte Pulaski, und McDaniels Miene wirkte ebenso ratlos. »Wie meinen Sie das?«
»Tja, Grünschnabel, Sie sollten sich vielleicht mal ein paar Fragen stellen: Erstens, hat Andi Jessen blonde Haare von ungefähr der Länge wie das von Ihnen gefundene? Zweitens, hat sie einen Bruder, der früher Soldat war, nicht in der Stadt wohnt und Zugang zu Waffen wie einer Fünfundvierziger Colt Automatik, Modell 1911 haben könnte? Und drittens, hat Andi sich in den letzten Tagen im Rathaus aufgehalten, um, sagen wir, eine Pressekonferenz zu geben?«
… Siebzig
»Andi Jessen?«, rief McDaniel entgeistert.
Rhyme tippte ungerührt weiter. »Und ihr Bruder erledigt die Lauferei. Randall. Er ist derjenige, der die Anschläge vor Ort in die Tat umgesetzt hat. Aber vorbereitet haben sie sie gemeinsam. Das zeigen die Spuren. Andi hat ihm geholfen, den Generator aus dem weißen Lieferwagen hinter das Schulgebäude in Chinatown zu schaffen.«
Sachs verschränkte die Arme vor der Brust. »Charlie Sommers hat gesagt, das Militär bilde viele Elektriker aus. Randall könnte dort alles Notwendige gelernt haben.«
»Die Fasern von Susans Rollstuhl«, sagte Cooper. »In der Datenbank stand, sie könnten von einer Uniform stammen.«
Rhyme nickte in Richtung der Tabellen. »Es wurde ein Einbruch in eines der Algonquin-Umspannwerke in Philadelphia gemeldet. Und im Fernsehen hieß es, Randall Jessen wohne in Philadelphia.«
»Richtig«, bestätigte Sachs.
»Hat er dunkles Haar?«, fragte Pulaski.
»Ja, hat er. Nun, zumindest hatte er dunkles Haar, als er noch ein Kind war – das weiß ich von den Fotos auf Andis Schreibtisch. Sie hat
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