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Opfermal

Opfermal

Titel: Opfermal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Funaro
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und hat sie auf einem angrenzenden Feld entdeckt. Der Friedhof befindet sich in Clayton, einer Kleinstadt rund fünfzehn Minuten südlich von Raleigh. In den Zeitungen stand, die Opfer wurden zusammen aufgefunden, erschossen und aufgespießt und, ich zitiere, ›zur Schau gestellt‹. Guerrera hatte außerdem ein paar Tätowierungen, wie sie bei den Pandilleros gebräuchlich sind.«
    »Klingt so ähnlich wie das, was seit einer Weile in Südamerika vor sich geht«, sagte Markham. »Die Drogenkartelle schneiden den Leuten den Kopf ab und stecken sie auf Spieße, und die Körper stützen sie mit Stangen ab und hängen ihnen Warnschilder um den Hals.«
    »Trotzdem nichts, was die Öffentlichkeit wirklich interessiert«, sagte Gates. »Niedriges Einkommen, Latino-Einwanderer. Das Ganze war nur eine Randnotiz in der Presse und wurde bald nicht weiterverfolgt. War bei dem Anwalt nicht so einfach. Den hat ein Platzwart gefunden, den man erst dazu überreden musste, den Mund zu halten. Aber er wird früher oder später doch reden. Das tun sie alle.«
    »Und Sie sagen, dieser Anwalt – tut mir leid, wie hieß er gleich noch?«
    »Donovan. Randall Donovan.«
    »Donovan. Er war genauso aufgestellt wie Rodriguez und Guerrera, als man ihn fand?«
    »Im Wesentlichen ja. Mit einem Holzpfahl durch den After aufgespießt, Austrittswunde hier am Halsansatz, direkt unter dem Schlüsselbein. Der einzige Unterschied: Die Köpfe der Latinos waren quer über das Gesicht an die Stange gebunden, Donovans am Hals. Er wurde auf einem Baseballfeld gefunden; Rodriguez und Guerrera außerhalb der Friedhofsmauern. Willow Brook heißt der Friedhof.«
    »Kann ich Donovans Akte sehen?«
    Gates schob ihm die Akte über den Tisch zu, und Markham öffnete sie. Die erste Seite war ein zwanzig mal dreißig Zentimeter großes Foto des Tatorts: Randall Donovans nackter, lebloser Körper, knapp einen halben Meter über dem Boden festgespießt. Seine Augen standen offen, sein Hals war mit einer dünnen schwarzen Schnur an den Pfahl gebunden – aber der Hals schien gebrochen zu sein, der Kopf war auf unnatürliche Weise nach hinten gebogen, was ihn aussehen ließ, als würde er zum Himmel schreien. Donovans Mörder hatte dem Anwalt auch die Brille aufgelassen. Markham merkte es sich im Geist vor und studierte rasch eine Reihe von Nahaufnahmen, ehe er sich dem Opferprofil zuwandte.
    »Strafverteidiger«, las er und blätterte um. »Fünfundvierzig Jahre alt, verheiratet, Vater von zwei Kindern. Verkehrt mit ein paar liebenswürdigen Charakteren, wie ich sehe. War das der Kerl, der diesen Gangster letztes Jahr freibekommen hat? Raymond Galotti junior, oder?«
    »Ja.«
    »Er vertritt außerdem Ernesto Morales in der Sache wegen Drogenschmuggels und Behinderung der Justiz. Ich habe in der Zeitung davon gelesen. Die Beweise des FBI waren überwältigend, aber Donovan hat ihm einen hübschen Vergleich verschafft. Er wird nur ein paar Jahre brummen.«
    »Und Donovan hat die Familie des Kolumbianers vor der Abschiebung bewahrt.«
    »Ich wusste nicht, dass die Kolumbianer M S -13 auf überregionaler Ebene einsetzen. Ich hätte nicht gedacht, dass die Bande für solche Dinge organisiert und verlässlich genug ist.«
    »Ist sie auch nicht. Ein Unternehmen wie das von Morales, mit einer Ausbreitung von Miami bis hinauf nach D. C., wäre zu anspruchsvoll für M S -13. Sie tragen immer noch eine Menge Revierkämpfe untereinander aus, und die Kolumbianer trauen ihnen nicht. Wenn es ums große Geld geht, bleiben sie lieber unter sich.«
    »Aber ein Mordanschlag wie bei Donovan wäre ganz ihr Fall, finden Sie nicht?«
    »Vielleicht«, sagte Gates. »Aber eine Verbindung der Kolumbianer zu M S -13 existiert in Raleigh praktisch nicht. Tatsächlich sind sie eher in Konkurrenz mit ihnen, zumindest was das Zeug auf der niedrigen Ebene angeht. Der Aufstieg der neuen honduranischen Drogenbarone und all das.«
    »Aber was hat das Ganze mit der Einheit für Verhaltensanalyse zu tun? Das ist nicht unser Gebiet.«
    Gates wandte sich vom Fenster ab und lockerte seine Krawatte. Das Frage-und-Antwort-Spiel ist vorbei, dachte Markham. Jede Sekunde würde sein Chef jetzt die Brille zurechtrücken und dann die Arme sanft ausstrecken. Es war Alan Gates’ verräterische Geste, wie Markham schon vor vielen Jahren entdeckt hatte, sein Signal, dass er zur Sache kam. Bei seinen Vorträgen in der Academy hatte er es genauso gemacht. Damals hatte er sich als naiver Lehrgangsteilnehmer insgeheim

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