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Opferschrei

Opferschrei

Titel: Opferschrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lutz
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riss und ihre Vergangenheit, ihre Zukunft, einfach alles auslöschte.
    Sie war noch immer am Leben – schmerzfrei, aber immer noch voller Angst –, als sich der Mann mit der Pistole zu Martin hinunterbeugte. Dann stieg er vorsichtig über sie hinweg, sorgfältig darauf bedacht, nicht in das Blut zu treten, und ging zur Tür.
    Für einen Moment lang sah sie den Ausdruck auf dem Gesicht des Monsters, das ihr alles genommen hatte, was sie besessen hatte und gewesen war. Er!
    Er war ganz ruhig und lächelte zufrieden, wie ein Bauarbeiter, der eine einfache, aber notwendige Arbeit erledigt hatte.
    Neugierig blickte er auf sie hinunter und befand sie offenbar für tot.
    Er lag nicht falsch mit seiner Annahme, er war nur ein paar Sekunden zu früh dran.

2
    Blitz!
    Fedderman kniff die Augen zusammen, als ein Foto geschossen wurde. Der Motor der Kamera surrte wie ein kleiner Mixer. Überall in der Wohnung waren Beamte der Spurensicherung mit ihren Kameras, Staubsaugern und Pinzetten zugange.
    Die Elzners schienen sich an den Eindringlingen nicht zu stören. Oder an dem Blutbad in ihrer Küche. Noch nicht mal an dem, was ihnen angetan worden war.
    So war es immer, wenn Menschen vom Tod überrascht wurden. Das war das einzig Gute daran, dachte Fedderman, der während seiner Zeit beim NYPD schon so viel Grausames gesehen hatte.
    »Sind Sie fertig mit den beiden?«, fragte Pearl, seine Partnerin, den Gerichtsmediziner, einen selbstherrlichen, geschniegelten kleinen Mann namens Nift, der auch als Napoleon-Darsteller Karriere hätte machen können. In den letzten fünfzehn Minuten hatte er die beiden Leichen unter die Lupe genommen und Pearl und Fedderman seine ersten Eindrücke vermittelt.
    »Klar. Ihr könnt die zwei jetzt befummeln. Aber macht den Reißverschluss zu, wenn ihr fertig seid.«
    Ein widerlicher Napoleon.
    Fedderman sah, wie Pearl, wahrscheinlich mit voller Absicht, auf Nifts Fuß trat, als sie zu Martin Elzners Leiche ging. Ihre ziemlich bequem aussehenden schwarzen Schuhe, deren Zweieinhalb-Zentimeter-Absätze sie größer als ihre ein Meter fünfundfünfzig wirken lassen sollten, konnten ganz schön gefährlich sein.
    Nift zuckte zusammen und machte einen Satz nach hinten, wobei er beinahe die Tunfischdose wegkickte.
    »Treten Sie bloß nicht in das Blut«, sagte Pearl, ohne ihn dabei anzusehen.
    Sie beugte sich hinunter zu Elzner und löste vorsichtig die Pistole, eine Walther Halbautomatik, aus seinen toten Fingern. Dann schob sie einen Kugelschreiber in den Lauf und steckte die Pistole in eine Beweismitteltüte.
    Nift warf ihr einen wütenden Blick zu und verschwand zusammen mit seinem kranken Humor zur Tür hinaus. Wenn Fedderman eines über Detective Pearl Kasner wusste, dann, dass sie sich von niemandem etwas gefallen ließ, nicht einmal von Napoleon. Genau diese Charaktereigenschaft war es gewesen, die sie in Schwierigkeiten und ihre Karriere zum Stillstand gebracht hatte. Sie war auch der Grund, warum Fedderman sie mochte, aber gleichzeitig vermutete, dass sie nicht mehr lange seine Partnerin sein würde. Nächstes Jahr zur gleichen Zeit fuhr sie wahrscheinlich Taxi oder verkaufte Parfum bei Macy’s.
    Mit ihrem großartigen Vorbau und dem prachtvollen Hinterteil war sie ein echter Hingucker, fand Fedderman. Wenn sie größer gewesen wäre, hätte sie ohne Probleme Schauspielerin oder Model werden können. Sie hatte forschende dunkle Augen, gewelltes schwarzes Haar, eine Stupsnase und strahlte etwas ganz Besonderes aus. Wenn er etwas jünger und unverheiratet gewesen wäre, keine Potenzstörung, keinen Mundgeruch, keine chronische Magenverstimmung, keine beginnende Glatze und keine fünfzehn Kilo Übergewicht gehabt hätte, hätte er sein Glück bei ihr versucht.
    Pearl überreichte einem der Techniker die Beweismitteltüte mit der Pistole und schaute Fedderman an, als ob sie genau wüsste, was er dachte.
    Sie weiß es. Seit Pearl vor ein paar Monaten in Schwierigkeiten geraten war, waren sie Partner. Und sie hatten keine andere Wahl, das wussten sie beide. Wenn sie sich gegenseitig nicht mehr ertragen konnten, wäre das ziemlich übel. So übel wie das tote Pärchen auf dem Küchenboden.
    Die Streifenpolizisten, die als Erste am Tatort gewesen waren, hatten die Mordkommission gerufen. Eine Nachbarin hatte in ihrer Küchenwand ein Loch entdeckt, das von einer Kugel zu stammen schien. Die Kugel hatte zuerst Martin Elzner und dann die Wand durchschlagen, die die Wohnung der Elzners von der Nachbarwohnung

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