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Opferschrei

Opferschrei

Titel: Opferschrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lutz
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sich um, weg von dem düsteren Himmel. »Doch selbst wenn ich es schaffe, glaube ich nicht, dass Sie mich zurück ins NYPD bringen können.«
    »Kann ich, wenn ich der Boss bin.«
    »Alles in allem betrachtet verstehe ich nicht, warum Sie mir eine Chance geben wollen.«
    »Auf dem Weg hierher habe ich gesehen, dass es einige Schulen in der Umgebung gibt.«
    »Ja, eine ist gleich hier in der Straße. Und eine Kirche gibt es auch in der Nähe. Aber weder die eine noch die andere interessiert mich sonderlich.«
    »Ich weiß«, sagte Renz. »Deshalb habe ich beschlossen, vorbeizukommen.«

4
    Der Tag des Umzugs.
    Claire Briggs stand in der Mitte des leeren Wohnzimmers und betrachtete zufrieden die frische Farbe. Sie fand, dass das Cremeweiß den hellblauen Teppichboden älter aussehen ließ, aber das war fürs Erste in Ordnung. Sie hatte ihr Budget für Farbe und was sie an neuen Möbeln brauchte ausgegeben, und sie war dankbar, dass sie ihre winzige Kellerwohnung in Greenwich Village gegen diese hier hatte tauschen können.
    Dies alles war nur möglich, weil sie eine Hauptrolle in der ständig laufenden Broadway-Komödie Hail to the Chef ergattert hatte. Claire, mit frisch blondiertem Haar und falschem französischen Akzent, spielte Mini, die Restaurantbesitzerin, die in ihren verrückten, aber talentierten Chefkoch verliebt war.
    Claire, die mittelgroß war, aber dank ihres langen Halses und ihrer aufrechten Haltung größer wirkte, steckte die Fingerspitzen in die Taschen ihrer engen Jeans und ging zum Fenster, um einen Blick hinaus zu werfen.
    Neunundzwanzig Stockwerke unter ihr sah sie, wie die Möbelpacker ihre antike Vitrine, die sie auf dem Flohmarkt erstanden hatte, auf einen Rollwagen luden und die Rampe des Lasters hinunterschoben. Die Vitrine war dick in Luftpolsterfolie eingepackt, damit sie keinen Schaden nahm. Sie lächelte. Claire war froh, dass sie der Empfehlung einer Tänzerin in Hail gefolgt war und dieses Umzugsunternehmen, Drei Prachtkerle und ein Truck , angeheuert hatte. Trotz des etwas marktschreierischen Namens waren es gewissenhafte und fleißige Arbeiter. Und, wie angepriesen, handelte es sich tatsächlich um Prachtkerle. Das Umzugsunternehmen, das eigentlich aus mehr als zwanzig Männer und mehreren Trucks bestand und seinen Sitz auf der anderen Seite des East Rivers in New Jersey hatte, hatte sich dank seiner Zuverlässigkeit schnell einen guten Ruf in Manhattan erworben.
    Claire wandte sich vom Fenster ab und spazierte durch den Rest ihrer Drei-Zimmer-Wohnung in der West Side. Sie hatte nur das Wohnzimmer und die Küche streichen lassen; die beiden Schlafzimmer waren vorerst in Ordnung, und nur eines davon würde sie zum Schlafen nutzen. Das andere sollte als Abstellkammer, Büro und, mit seinem kleinen ausklappbaren Sofa, als Gästezimmer dienen. Es war Luxus in New York, eine Wohnung mit einem extra Zimmer zu haben, aber Claire hatte schon immer davon geträumt. Es passte zu ihren Plänen, die selbst ihr noch nicht ganz bewusst waren.
    Sie hörte Stimmen, ein Scharren, dann wurde die Wohnungstür aufgestoßen. Sie ging ins Wohnzimmer und sah, wie einer der Möbelpacker die Tür aufhielt, während ein anderer die Vitrine hereinschob. Der mit der Vitrine war muskulös und blond. Mit seinen langen, schlanken Gliedmaßen und blaue Augen hätte er auch Schauspieler sein können. Vielleicht war er das ja auch, dachte Claire. Hier in Manhattan konnte jeder Schauspieler sein. Jeder konnte alles sein.
    »An diese Wand hier«, sagte sie. Sie wollte, dass sie vorsichtig mit der alten Mahagoni-Vitrine umgingen, auch wenn sie nicht besonders wertvoll war. Sie mochte sie, und sie würde die geschliffenen Gläser beherbergen, die sie vor zwei Jahren von ihrer Großmutter geerbt hatte, die nun in Wisconsin begraben lag.
    »Hübsches Teil«, sagte der Blonde, während er und sein dunkelhaariger Kollege, der fast genauso gut aussah, Klebeband und Folie entfernten und die Vitrine an die Wohnzimmerwand schoben. »Gut so?«
    »Ein bisschen weiter nach links, wenn es Ihnen nichts ausmacht«, sagte Claire.
    »Überhaupt nicht«, sagte der Dunkelhaarige. »Sie sind der Boss.«
    »Und es ist ein Vergnügen, für Sie zu arbeiten«, sagte der Blonde und blinzelte ihr zu.
    Claire konnte nicht anders als zurückzulächeln. Er war definitiv ein äußerst attraktiver Mann, eine Art moderner Wikinger. Wenn sie nicht mit Jubal zusammen wäre …
    Aber sie war mit ihm zusammen. Sie veränderte ihr Lächeln und versuchte,

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