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Opferschrei

Opferschrei

Titel: Opferschrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lutz
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silberne Servierplatte. Quinn bekam eine freundliche Dankeskarte und einen Monat später einen Brief von Lauri, in dem sie sich beschwerte, dass »Elliott« total bescheuert wäre und viel zu streng.
    Quinn und Pearl arbeiteten eine Weile im NYPD , ohne sich etwas zuschulden kommen zu lassen, dann brachen sie wieder die Regeln und zogen zusammen.
    Ihre Mietswohnung in Greenwich Village brauchte einen neuen Anstrich, aber anstatt jemanden dafür zu engagieren, beschlossen sie, selbst Hand anzulegen.
    Jubal Day bekam die Rolle in der Sitcom West Side Buddies nicht. Und nach As Thy Love Thyself wurden die Pausen zwischen seinen Engagements immer größer.
    »Es wird bestimmt bald wieder besser«, versicherte ihm Claire. »Irgendwas kommt immer. Die perfekte Rolle oder eine Rolle, die nicht danach aussieht, sich aber am Ende als perfekt erweist. Du weißt, wie es läuft.«
    Jubal wusste es, aber das Wissen half ihm nicht weiter.
    Seine Tage wurden immer länger, und gleichzeitig wuchsen seine schlechte Laune und Frustration.
    In manchen Nächten, wenn das Baby sie schlafen ließ und das einzige Geräusch der Wind war, der um das Haus pfiff, lag er in seinem Bett und sehnte sich verzweifelt nach Dalia, während ihm sein Leben immer unerträglicher erschien. Je elender er sich fühlte, desto weniger konnte er schlafen und desto mehr grübelte er nach.
    Es war schon merkwürdig, wie die Menschen dachten und wie das Schicksal ihren Geist und ihr Leben bestimmte. Sie glaubten, sie hätten einen freien Willen, doch meist hatten sie den nicht. Sie wurden einfach vom Schicksal mitgerissen und trafen die einzigen Entscheidungen, die möglich waren, hilflos, obwohl sie wussten, was vor sich ging.
    Genau so fühlte sich Jubal: gelenkt von dunklen Mächten, die er nicht verstehen konnte und vor denen es kein Entrinnen gab. Wenn es sich hier um das wahrhaft Böse handelte, dann war es unwiderstehlich und nicht zu unterscheiden von Gerechtigkeit, von dem, was ihm wirklich zustand. Es gab sich als Hoffnung aus, und deshalb würde es am Ende siegen.
    Er konnte nicht aufhören an die Nacht zu denken, in der er überraschend nach New York zurückgekehrt war, um Claire wegen der Halskette zu beruhigen. Als er seine Wohnungstür geöffnet hatte, war es, als hätte er noch eine zweite Tür gefunden. Ob er diese Tür nun öffnete, war seine eigene Entscheidung – eine Entscheidung, vor der er Angst hatte, obwohl er wusste, dass sie auf einer gewissen Ebene seines Bewusstseins längst getroffen war. In Situationen wie diesen gab es keine wirklichen Überraschungen.
    Hier lag er nun neben Claire und fragte sich, ob das Baby, das er nie gewollt hatte, gleich wieder anfangen würde zu schreien, vermisste Dalia, vermisste das Leben, dass er sich ausgemalt hatte. Gefangen wie so viele andere arme Dummköpfe, resigniert wie die meisten von ihnen. Den Kopf voller verbotener Gedanken.
    Angenommen, es hätte nie eine Kette gegeben und keinen Jubal Day oder Arnold Wolfe auf der Passagierliste des Nachtflugs von Chicago. Angenommen, er wäre unter einem falschen Namen nach New York geflogen, mit einem der Ausweise, die man am Time Square oder in Greenwich Village kaufen konnte. Angenommen, er hätte dafür gesorgt, dass Dalia ihm ein Alibi in Chicago gab. Sie würde alles für ihn beschwören, nur um mit ihm zusammen sein zu können. Angenommen, er wäre wirklich in die Wohnung gekommen, um das zu tun, für das die Polizei ihn verhaftet hatte.
    Angenommen …
    An einem unerträglichen, grauen Morgen, nachdem Claire den Kinderwagen genommen und die Wohnung verlassen hatte, um mit dem Balg im Park spazieren zu gehen, solange es nicht regnete, rief Jubal Dalia an.
    In dem Moment, in dem sie seine Stimme hörte, erkannte sie, dass sie den Anruf erwartet hatte, und wusste, was er ihr vorschlagen würde.

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