Opferspiel: Thriller (German Edition)
seinen Fuß zu schlagen, der jetzt direkt vor ihr stand. Doch der Ausdruck, den sie in Sextons Augen gesehen hatte, hielt sie davon ab.
Die Stelle aus dem Buch Exodus ging ihr wieder durch den Kopf, denn ihr war inzwischen klar, was der Mörder mit ihnen vorhatte. Auge um Auge – Stuart Ball, Zahn um Zahn – Anto Crawley, Hand um Hand – Rita Nulty, Fuß um Fuß – Pater Reginald Walsh, Wunde um Wunde, Strieme um Strieme – David MacMahon. Damit blieb Brandmal um Brandmal für sie und Sexton.
Auf einmal verstand sie. Das Geräusch von oben, der Tunnel, der Geruch, die Kabel … Wir sind nicht in der O2-Arena – wir sind darunter.
61
Foxy stand in der betriebsamen Einsatzzentrale und starrte auf das Telefon in seiner Hand. »Wo ist Jo?«, fragte er.
Dan sah sich gerade die Grundrisse an, riesige weiße Bögen, die über mehrere Tische ausgebreitet lagen. Er strich die Knickfalten mit der flachen Hand glatt und stellte dem nervösen Gebäudemanager der O2-Arena Fragen, der milchgesichtig wie ein Teenager war und die Zeichnungen erläuterte. Zehn Beamte der Emergency Response Unit, des Notfall-Einsatzkommandos, standen um ihn herum, studierten ebenfalls die Pläne und besprachen die günstigsten Zugänge. Die ERU bildete die einzige Eliteeinheit der irischen Polizei, die für Belagerungssituationen ausgebildet und ausgerüstet war, und die Zugehörigen waren bis an die Zähne bewaffnet. Sie trugen schwarze Kampfanzüge und kugelsichere Westen, dazu Baseballkappen mit dem Logo der Einheit, damit man sie sofort erkennen konnte und sie keinem Beschuss durch die eigene Seite zum Opfer fielen.
Jenny Friar gab Jeanie derweil ein Farbfoto des durch den DNA -Vergleich ermittelten Verdächtigen zum Kopieren, das auf dem Revier in Umlauf gebracht werden sollte.
»Ich habe gesagt, wo ist Jo?«, wiederholte Foxy lauter.
Es wurde still im Raum. Mehrere Köpfe drehten sich zu ihm um.
»Im Leichenschauhaus«, sagte Dan, den Finger auf eine Stelle des Plans gelegt.
»Aber die Leitung war auf einmal tot.« Foxy hielt wie zur Demonstration sein Handy in die Höhe. »Sie ist doch nicht allein unterwegs, Dan, oder? Bitte sag mir, dass du sie nicht allein hast losgehen lassen, um jemanden zu vernehmen!«
»Wir reden hier von Jo«, bemerkte Dan trocken, diesmal ohne aufzublicken.
Foxy knallte sein Telefon auf den Tisch. »Eins von den Straßenmädchen hat gerade einen Verdächtigen benannt«, sagte er zornig. »Sie kannte sein Kfz-Kennzeichen. Ich habe es überprüft, der Wagen gehört dem Gerichtsreporter Ryan Freeman. Sein Schwager, Walter Kaiser, ist als weiterer Fahrer in den Versicherungspapieren angegeben. Walter arbeitet stundenweise in der Leichenhalle.«
Dan richtete sich auf. »Wir haben eine DNA -Übereinstimmung, Foxy. Ich möchte, dass du dich voll darauf konzentrierst, Friar zu helfen, den Verdächtigen zu fassen, und dich nicht von der Geschichte irgendeiner Prostituierten ablenken lässt, okay?«
»Warum ist sie denn überhaupt zur Leichenhalle gefahren?«
»Sie wollte mehr über die Forschungsmethoden des Doktoranden dort erfahren«, antwortete Dan entnervt. »Komm her und sieh dir das Foto des Verdächtigen an. Hast du ihn schon mal gesehen?«
Foxy ging zu Friar und warf einen Blick über ihre Schulter. »Was soll der Quatsch? Der ist älter als ich!« Damit steuerte er auf die Tür zu.
»Warte!«, rief Dan.
»Herrgott noch mal!«, brüllte Foxy. »Jo hat gesagt, der Mörder wird als Nächstes in der O2-Arena zuschlagen. Ich wette, er hat sie dort jetzt in seiner Gewalt. Wenn wir zu spät kommen, mach ich …«
»Die Halle wird streng überwacht, das habe ich veranlasst«, unterbrach ihn Dan. »Da ist niemand, der dort nicht hingehört.«
»Ach ja? Komisch nur, dass sie bisher mit allem anderen recht hatte.«
Dan wandte sich an die beiden Polizisten, die hinter ihm an den Telefonen hingen. »Zur Leichenhalle, Jungs, sofort. Fahrt hin, und wenn ihr Jo dort antrefft, bringt sie hierher. In Handschellen, wenn’s sein muss. Ich werde sie von jetzt an nicht mehr aus den Augen lassen.«
»Zu spät«, sagte Foxy knapp und sah sich die Pläne an. »Gibt es noch andere verborgene Eingänge, von denen wir nichts wissen?«, erkundigte er sich bei dem Gebäudemanager. »Manchmal wollen diese Popstars doch nicht durchs Haupttor kommen, stimmt’s? Weil sie nicht ohne Make-up abgelichtet werden wollen oder mit einem Groupie, von dem die Alte zu Hause nichts wissen soll.«
»Es gibt einen
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