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Opferspiel: Thriller (German Edition)

Opferspiel: Thriller (German Edition)

Titel: Opferspiel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niamh O'Connor
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Hannah-Montana-Aufdruck trug sie eine rosa Strickjacke, grobmaschig und nach dem Werk einer Großmutter aussehend.
    Schon auf den ersten Blick erkannte sie, dass das Mädchen schwer traumatisiert war. Etwas stimmte nicht mit ihren Augen, als wäre das Licht darin erloschen.
    Auf einmal wurde sie von Traurigkeit überwältigt. Wenn einer dem eigenen Kind so etwas antat, wollte man ihm selbst Schlimmes antun – nur zu verständlich. Ryan Freeman könnte ihr Mann sein: Er kannte sich mit dem Gesetz aus, und er kannte die Opfer, die wiederum ihn aufgrund seiner Popularität gekannt haben mussten. Und er hatte ein starkes Motiv in Anbetracht des Zustands seiner Tochter. Aber Mac hatte ebenfalls alle Voraussetzungen erfüllt, sagte sie sich. Außerdem – könnte Freeman wirklich fünf Men schen umbringen, kaltblütig und grausam? Sie beobachtete, wie er nach einem Papiertaschentuch griff, um einen Speichelfaden von Katies Mundwinkel abzuwischen, und dachte, dass eine derartige Mordserie viel zu viel Planung für einen so offensichtlich erschütterten Mann erforderte.
    »Ich glaube, du bist tatsächlich das hübscheste kleine Mädchen, das ich kenne«, sagte Jo, setzte sich auf die Bettkante und legte ihre Hand sachte auf Katies. »Weißt du, als ich jünger war, war ich auch mal im Krankenhaus. Ich hatte meinen Vater verloren. Niemand hat mir die Schuld an seinem Tod gegeben, aber ich habe mir selbst Vorwürfe gemacht. Ich wünschte mir so sehr, blind zu werden, dass ich tagelang die Augen fest zumachte. Es half aber nichts. Irgendwann habe ich begriffen, wie traurig das meinen Dad oben im Himmel machen würde, wenn er dächte, dass ich nicht sehen könnte, also habe ich die Augen wieder aufgemacht.«
    Katie blickte kurz zu ihrem Vater hin.
    »Wer hat dir wehgetan, meine Süße?«, fragte Jo. »Hat dir jemand gesagt, er würde den Menschen, die du lieb hast, etwas Schlimmes antun, wenn du was verrätst? Aber dein Dad und deine Mum sind in Sicherheit, weißt du. Niemand wird ihnen etwas tun. Alles, was sie wollen, ist, dass es dir wieder besser geht, verstehst du?«
    Tränen quollen aus Katies Augen.
    Ryan berührte Jos Schulter zum Zeichen, dass sie weit genug gegangen war.
    Jo griff in ihre Tasche und zog eine Klarsichthülle mit Fotos heraus. Sie nahm eines und zeigte es Katie. Es war Anto Crawleys Porträt aus der Polizeiakte. »Er hier?«, fragte sie. »War er dabei?«
    Ryan wollte ihr die Fotos abnehmen, ließ aber die Hand sinken, als Katie mit einem steifen Nicken reagierte.
    Als Nächstes hielt Jo ein Bild von Rita Nulty hoch – ebenfalls das Polizeifoto.
    Katie fächelte mit den Händen vor ihrem Gesicht he rum und sah Jo durch die gespreizten Finger an. Sie begann zu zittern.
    Jo verstand das als ein Ja. Ryan setzte sich, als hätte er weiche Knie bekommen. Das nächste Foto, das von Stuart Ball aus einer polizeilichen Gegenüberstellung, bewirkte, dass Katie die Hände zu Fäusten ballte.
    »Was ist mit ihm?« Jo zog ihre Hände sanft herunter und zeigte ihr ein Bild von Pater Reg.
    Keine Reaktion.
    »Das hier ist das letzte.« Jo hielt Macs Foto in die Höhe.
    Wieder nichts.
    Das war nicht von Bedeutung. Sie hatte nicht erwartet, dass Mac oder der Pater dabei gewesen waren.
    »Siehst du, wir wissen, wer die Leute sind, und das heißt, dass sie dir nicht mehr gefährlich werden können«, sagte sie zu Katie. »Es wird nichts passieren, wenn du irgendwas sagst, das verstehst du doch, meine Hübsche, ja? Die Haupt sache ist jetzt, dass es dir wieder gut geht.«
    Doch Katie zitterte immer noch. Jo lehnte sich vor. »Es war noch jemand dabei, stimmt’s?«
    Katie machte den Mund auf und wollte etwas sagen, aber dann würgte sie plötzlich, krümmte sich auf dem Bett zusammen und rang keuchend nach Luft.
    »Was machen Sie da?«, fragte Angie, die in der Tür aufgetaucht war.

50
    »Wie können Sie es wagen! Sind Sie wahnsinnig? Sie haben absolut kein Recht, hier zu sein!«, schrie Angie Freeman.
    Sie standen vor Katies Zimmer im Stationsflur, und Jo nutzte die Gelegenheit, Angie anstarren zu können, um sich darüber klar zu werden, was an ihr nicht stimmte. Sie war sehr hübsch, Typ Christina Aguilera, große Zähne, lange Mähne und große Brüste bei einer zierlichen Gestalt.
    Jo schätzte sie auf Mitte vierzig, obwohl sie dem Alter offenbar erbittert Widerstand leistete. Ihre Oberlippe hatte diesen wie gesäumt wirkenden Kollagenrand, und das Übermaß an Concealer unter ihren Augen machte aus den

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