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Opferspiel: Thriller (German Edition)

Opferspiel: Thriller (German Edition)

Titel: Opferspiel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niamh O'Connor
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sah Jo schuldbewusst an. »Ich habe alles versucht, um ihn von den Drogen wegzubringen. Nichts hat geholfen. Habe ihn für ein Methadonprogramm angemeldet, aber das hat er nur als Vorwand genommen, sich mit noch mehr Gift vollzupumpen. Dann habe ich es mit Härte aus Liebe probiert und ihn rausgeworfen, bis er mir gestanden hat, dass er sich auf der Straße verkauft. Was hätten Sie an meiner Stelle getan? Natürlich habe ich ihn wieder aufgenommen. Er war doch mein Junge.« Sie schüttelte schniefend den Kopf. »Hab ihn sogar einmal mit Hilfe der Nachbarn in sein Zimmer eingesperrt. Aber er hat damit gedroht, sich umzubringen. Das Risiko konnte ich nicht eingehen. Stu war alles, was ich hatte. Ich wurde mit fünfzehn mit ihm schwanger, meine Familie hat mich rausgeworfen, also gab es viele Jahre lang nur ihn und mich. Selbst zu den schlimmsten Zeiten war er ein guter Junge, hat sich immer um mich gekümmert. Hat immer dafür gesorgt, dass ich alles hatte, hat mehr für mich getan in seinem kurzen Leben als je meine Eltern. Vierundzwanzig Jahre alt ist er geworden – vierundzwanzig!«
    Sie wurde wieder von Kummer überwältigt.
    Jo kniete sich neben sie und gab ihr das Foto von Rita Nulty.
    Das Blut wich aus Valeries Gesicht. »Die hat meinen Jungen ins Grab gebracht. Sie war vor Jahren mal Stuarts Freundin, hat ihn überhaupt erst mit den Drogen angefixt. Die hätte ihre eigene Mutter verkauft, das Biest. Er hatte sie wieder angerufen in letzter Zeit, das habe ich herausgefunden.«
    Valerie hielt kurz inne. »Meine Telefonrechnung war so hoch wie nie diesen Monat«, fuhr sie fort. »Ich habe einen Einzelnachweis angefordert, und da tauchte immer wieder eine bestimmte Handynummer auf. Ich habe sie gewählt und sofort ihre Stimme erkannt, als sie sich meldete. Deshalb ist er tot, nicht wahr? Dieses Miststück hat ihn letztendlich umgebracht, genau wie ich es ihm immer prophezeit habe! Das habe ich ihr auch ins Gesicht gesagt, als sie uneingeladen auf seiner Beerdigung aufgetaucht ist.«
    Jo zog das Foto von Pater Reg zuunterst aus dem Stapel.
    Valeries Ausdruck wurde hart. »Das Dreckschwein. Ich habe ihn mal in meinem Haus erwischt.« Sie vergrub ihr Gesicht in den Händen und fing wieder an zu weinen. »Stu hätte alles gemacht, um an Geld für Stoff zu kommen.«
    Dann zeigte Jo ihr ein Bild von Katie. »Wer ist das?«, fragte Valerie verwirrt. »Ist sie auch tot? Das ist doch noch ein Kind, armer Wurm!«
    »Nein, sie lebt noch«, sagte Jo und zeigte ihr das letzte Foto, eines von Mac. Er stand im Vordergrund eines Gruppenbildes, das vor ein paar Monaten am Schwarzen Brett der Dienststelle befestigt worden war, nachdem ein großer Prozess mit einer Verurteilung sein Ende fand und die an der Untersuchung beteiligten Kollegen das im Pub gefeiert hatten. Jo zeigte auf Mac, der ein Tablett voller Pints trug. Valerie schüttelte den Kopf. »Noch nie gesehen.«
    Dann wanderte ihr Finger zu einem Gesicht hinter Mac und tippte darauf. »Aber der hier hat bei mir zu Hause geklingelt, an dem Tag, als Stu gestorben ist. Ich wollte gerade zur Arbeit. Sein Benehmen hat mir nicht gefallen. Er sagte, dass er mit Stu über ein kleines Mädchen sprechen will, das er persönlich kennt, und was mit ihm passiert ist. Er sagte, er wäre von der Polizei. Ich dachte, so was ist gar nicht erlaubt – ist doch ein Interessenkonflikt, oder? Ich habe zu ihm gesagt, er soll später wiederkommen, wenn ich von der Arbeit zurück bin. Dachte, ich hätte ihn vertrieben. Stu war noch im Bett! Ich konnte nicht länger warten, ich wäre zu spät gekommen. Aber als ich nach Hause kam, war mein Haus auf den Kopf gestellt worden, und Stu war weg.«

54
    Um 16.00 Uhr saß Jo im Auto und raste zu Sextons Wohnung.
    Sie hätte sich ohrfeigen können. Sie verdiente ihr Polizeiabzeichen nicht und schon gar nicht die Chance, eine kriminalpolizeiliche Untersuchung zu leiten. Als sie an all die Warnzeichen dachte, die sie übersehen hatte und die, wenn man sie zusammen betrachtete, doch so eindeutig waren, schlug sie entsetzt die Hand vor den Mund. Sie hätte sofort erkennen müssen, was mit ihm los war, als sie ihn dabei ertappte, wie er Freeman am Tatort Anto Crawley herumführte. Sexton hatte also Stuart Ball an dessen Todestag aufgesucht. Und er fuhr in einem Auto durch die Gegend, das mehrere Jahresgehälter kostete. Vielleicht war Katie nach wie vor in Gefahr? Jo trat aufs Gas und überholte, trotz durchgezogener weißer Linie. Sexton war ihnen die ganze

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