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Opferspiel: Thriller (German Edition)

Opferspiel: Thriller (German Edition)

Titel: Opferspiel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niamh O'Connor
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weitergebracht!«, brüllte Dan. »Ich habe auch Kinder, falls du das vergessen hast. Wenn einem von beiden was passieren würde, würde ich …«
    »Einem von beiden oder nur einem?«, fragte Jo und zog ihre Jacke an. »Du wolltest doch nicht, dass ich Harry bekomme.«
    Dan schloss die Augen. »Nein, ich wollte nicht, dass ein Kind von mir sich schämen muss, weil es von so einem alten Sack abgeholt wird oder weil die anderen Kinder fragen, ob ich sein Opa bin. Das war dumm. Ich liebe Harry.«
    Jo atmete tief durch und sammelte Schlüssel und Handy ein. »Schön«, sagte sie.
    »Wo willst du hin?«, fragte Dan, als sie hinausging.
    »Stuart Balls Mutter befragen.« Sie schnippte mit den Fingern, als wäre ihr gerade etwas eingefallen. »Ach ja, und danach werde ich mit dem Mann sprechen, den wir heute zur Vernehmung hergebracht haben, und zwar nur, um deinem Boss, dem Minister, die Medien vom Leib zu halten. Zufälligerweise ist er ebenfalls einer von deinen Maulwürfen. Meinst du etwa, ich wüsste nicht, dass Merrigan dich hinter meinem Rücken über jeden meiner Schritte auf dem Laufenden gehalten hat? Du kannst gern eine Meldung herausgeben, so etwa in dem Stil: ›Ein zweiundfünfzigjähriger Mann unterstützt derzeit die Kriminalpolizei bei ihren Ermittlungen. Als die Kollegen ihn zu Hause aufsuchten, erklärte er sich bereit, sie freiwillig aufs Revier zu begleiten, statt eine Festnahme zu riskieren.‹ Aber behalte seinen Namen für dich. Wir wollen doch nicht noch mehr schlechte Presse.«

53
    So bedrückend es war zu sehen, wie sehr Stuart Balls Mutter immer noch von Trauer überwältigt wurde, fühlte sich Jo doch merklich wohler in ihrer Gegenwart als in der von Rita Nultys Mutter, die sich mehr für sich selbst zu interessieren schien als dafür, den Mörder ihrer Tochter zu fassen. In den zwei Minuten, seit sie Valerie Ball im Vernehmungsraum empfangen und sich ihr vorgestellt hatte, hatte die Frau ihr ein plastikbeschichtetes Bildchen von Stuarts Trauergottesdienst gegeben, ihr eine gespeicherte Nachricht von Stuart auf dem Handy vorgespielt und ein Hologrammporträt von ihm auf einer goldglänzenden Scheibe gezeigt, die an einer Kette um ihren Hals hing. Die Tränen liefen ihr rückhaltlos übers Gesicht.
    Jo gab ihr ein Papiertaschentuch und stellte dabei die Vermutung an, dass ihre rauen, schuppigen Hände von einem jahrelangen übermäßigen Kontakt mit Wasser und Scheuermitteln herrührten.
    Valerie Ball war überdies jünger als Ritas Mutter. Sie trug Jeans, Pullover und Turnschuhe, und ihre dichten, kupferfarbenen Haare waren zu einem praktischen Schnitt gestutzt.
    »In Connemara, wo ich herkomme, gibt es eine Tradition«, sagte sie und putzte sich die Nase. »Trauere einen Monat lang, und dann leb dein Leben weiter. Aber als ich meinen Kleinen da auf dem Stahltisch gesehen habe, wusste ich, dass mich nie wieder etwas froh machen würde.« Sie weinte wieder.
    Jo tätschelte ihren Rücken. »So dürfen Sie nicht denken. Sie stehen noch unter Schock, wissen Sie. Ich werde Ihnen einen Tee kommen lassen, mit ganz viel Zucker.«
    Valerie seufzte schwer. »Entschuldigen Sie. Bitte machen Sie sich keine Umstände mit dem Tee, stellen Sie mir ruhig Ihre Fragen. Ich will, dass Sie dieses Schwein kriegen, ohne weiter Zeit zu vergeuden. Ein Serienmörder, habe ich gelesen. Das bedeutet, dass noch mehr Mütter durch diese Hölle gehen müssen.«
    Jo setzte sich und drückte über den Tisch hinweg Valeries Hände. »Fangen wir mit ein paar Fotos an und sehen wir mal, ob Sie jemanden darauf erkennen.« Sie hielt ein Foto von Anto Crawley in die Höhe.
    Valerie seufzte wieder und schniefte. »Das ist der Dreckskerl, dem mein Junge Geld geschuldet hat. Hat seine Gangster zu mir nach Hause geschickt und wollte Geld, kam auch ein paarmal selbst vorbei. Anto Crawley hat sich für wer weiß wen gehalten, na ja, bis er … Ich habe ihn bezahlt, wenn ich konnte, hab mir Geld bei der Kreditgenossenschaft geliehen. Dann, ein paar Wochen, bevor Stu starb, schossen die Schulden plötzlich auf fünfzigtausend Euro hoch. Woher sollte ich so viel Geld nehmen? Ich hätte mein Häuschen verkaufen müssen. Das hätte ich auch gemacht, natürlich hätte ich das, aber auf einmal sagte Stu zu mir, die Sache wäre geregelt. Er würde ihm nichts mehr schulden, aber er wollte mir nicht sagen, was passiert war. Ich habe ihn gefragt, ob er jemanden umgebracht hat für diese Typen … Wie tilgt man sonst fünfzigtausend Euro?«
    Sie

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