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Opferzahl: Kriminalroman

Opferzahl: Kriminalroman

Titel: Opferzahl: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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über Leben und Tod. Er dachte an Liebe und Hass. Dachte an alles, was mit den Mysterien des Lebens zu tun hat.

    Und drückte auf den Knopf.

    »Danke«, sagte der Experte und nahm die Fernbedienung wieder an sich. Dann holte er wie ein altmodischer Zauberkünstler ein Tuch aus der Tasche. Es war grün und sah steril aus. Er ging damit zu Lina und lächelte ihr zu. Sie lächelte zurück, obwohl Söderstedt sah, dass sie sich fragte, was geschah.

    Mutiges kleines Mädchen, dachte er und hielt seine Tränen zurück.

    Es würden beizeiten noch genug davon kommen, das ahnte er.

    Der Experte hielt das Tuch zwischen Linas Augen und ihr Handgelenk und wies Söderstedt an, es hochzuhalten.

    »Wie einen Theatervorhang«, sagte er.

    Söderstedt und der technische Experte befanden sich auf der einen Seite des Tuchs, Anja und Lina auf der anderen. Sie sahen nicht, wie der Experte ein Skalpell hervorholte und damit vorsichtig an der Haut von Linas Handgelenk arbeitete. Und das Mädchen selbst merkte es gar nicht, denn das Gefühl war durch die örtliche Betäubung aus ihrem Handgelenk gewichen.

    Der technische Experte setzte den Schnitt.

    Und auch das sahen Anja und Lina von der anderen Seite des Theatervorhangs nicht.

    Mithilfe einer Pinzette zog er etwas aus der Wunde. Er übergab Söderstedt die Pinzette, legte zwei Streifen Tape über die Wunde und wickelte eine Mullbinde um den Unterarm.

    Arto Söderstedt hielt die Pinzette gut verborgen hinter dem Theatervorhang. Darin hing ein sehr kleiner, aber ziemlich blutiger Mechanismus. Söderstedt sagte:

    »Unergründlich sind die Wege des Teufels.«

    Dann nahm ihm der technische Experte die Pinzette aus der Hand. Und Arto Söderstedt ließ den Theatervorhang fallen. Er hockte sich neben Lina hin und streckte die Arme zu Anja aus.

    Und dann umarmte er sie beide, fest, und seine Tränen liefen.

    Plötzlich war alles in der ganzen Welt tatsächlich gut.

     

    *

     

    Bengt Äkesson guckte Kerstin Holm an.

    Ja, er guckte. Und er sah. Sie sah, dass er sie erkannte.

    Er richtete seinen Blick in ihre Augen, und sie fand, dass der Blick sagte:

    »Töte mich.«

    Sie fand, dass er es schrie.

    Dann meinte sie, dass er schrie:

    »Hilf mir.«

    Und schließlich fand sie, dass er mit sehr milder Stimme sagte:

    »Ich bin auf dem Weg zurück, Kerstin. Dank dir.« Mit anderen Worten, alles war wie gewöhnlich - sie wusste nicht, was er wollte. Aber jetzt guckte er immerhin. »Hej, Bengt«, sagte sie und drückte seine Hand. Und nach einer Weile fragte sie: »Sieht die Welt gut aus?«

    Sie beobachtete seine Augen. Er blinzelte einmal. Und er unterließ es bewusst, ein zweites Mal zu blinzeln. Ja -

    Sie senkte den Blick zu Boden und fühlte, dass sie weinte. Wir müssen mit diesem verdammten Weinen aufhören, dachte sie und wischte sich die Tränen ab. »Ja?«, sagte sie. Wieder ein Blinzeln.

    »Ich muss kurz nach Berlin«, sagte sie. »Und dann, verflucht, holen wir dich aus diesem Bett raus.« Da lächelte Bengt Äkesson.

    Als sie in ihrem völlig lautlosen Auto vom Krankenhaus wegfuhr, war ihr sehr, sehr warm ums Herz. Aber zugleich war ihr klar, dass dieses Gefühl nicht lange anhalten würde.

    Ganz andere Dinge warteten.

    Und sie warteten tatsächlich schon in ihrem Büro.

    Auf einem der beiden Besucherstühle saß Horst. Er sagte:

    »Ich habe mir erlaubt, einzutreten.«

    »Aber ich bitte Sie«, entgegnete Kerstin Holm.

    »Klar zur Abreise?«

    »Natürlich.«

    Mehr sprachen sie nicht. Horst geleitete sie und ihre Reisetasche durchs Präsidium und hinaus auf die Polhemsgata. Dort stand eine große schwarze Limousine. Horst warf ihre Tasche in den Kofferraum und öffnete ihr galant die Tür. Auf der geräumigen Rückbank saßen Paul Hjelm und Jorge Chavez.

    »Ich sag's doch«, grummelte Chavez.

    »Störe ich die Herren im privaten Gespräch?«, fragte Holm und setzte sich neben sie.

    »Nein, beim langen Warten«, sagte Chavez.

    »Aber die Klimaanlage ist gut«, sagte Hjelm.

    »Bengt hat die Augen aufgemacht«, berichtete Holm.

    Die beiden nickten und schienen Schwierigkeiten zu haben, eine passende Antwort zu finden.

    »Schön«, sagte Chavez schließlich.

    Der Wagen fuhr auf direktem Weg zum Flugplatz Bromma. Eine kleine Düsenmaschine stand für sie bereit. Als sie das Flugzeug betraten, war Steve bereits da. Mit ihm drei Männer, die mehr wie klassische Nachrichtendienstfiguren aussahen, in Anzügen, die eine Spur zu groß und zu luxuriös aussahen

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