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Opferzahl: Kriminalroman

Opferzahl: Kriminalroman

Titel: Opferzahl: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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besser als wir«, sagte der internationale Experte und lächelte. »Ich schätze, er war wütend auf sie, weil sie einen anderen Familiennamen angenommen hatte und nichts mehr von ihm wissen wollte. Er suchte eine gute Gelegenheit, um sich zu rächen, sodass es ein bisschen wehtat.«

    »Vielleicht schätzte er ihr feministisches Engagement nicht«, sagte Lena Lindberg.

    »Das ist eine mindestens ebenso plausible Hypothese«, sagte der internationale Experte großzügig.

    »Ein Punkt ist ja auch«, setzte Sune hinzu, »dass wir keine realen, physischen Beweise gegen Per Naberius haben. Tatsächlich nicht einen einzigen. Allerdings dürfen wir hoffen, die Lieferung der >kill pills< zu stoppen.«

    »Dann schlage ich vor, dass wir die Versammlung beenden«, sagte der Säpo-Chef und erhob sich nonchalant.

    So geschah es. Draußen auf dem Flur zerfielen sie sofort in zwei Gruppen, wovon jede in ihre Richtung abzog. Arto Söderstedt kam ihnen mit seiner Frau Anja und seiner Tochter Lina entgegen. Ohne den Blick zu erheben, drängte sich die Familie durch die Gruppe hindurch und in den kleinen Konferenzraum.

    Während sich die anderen immer mehr voneinander entfernten, hielt Paul Hjelm den sogenannten internationalen Experten zurück. Er sagte:

    »Es hat mir gefallen, was Sie da drinnen über das Böse gesagt haben.«

    »Danke«, erwiderte der internationale Experte und sah tatsächlich ein wenig überrascht aus. »Gibt es dieses Böse wirklich?«

    »Der Terminus gefällt mir nicht, er ist viel zu biblisch. Aber das Böse gibt es. Glauben Sie mir, ich begegne ihm jeden Tag.«

    »Wer sind Sie eigentlich?«, fragte Hjelm.

    Der internationale Experte schüttelte kurz den Kopf und sagte:

    »Ich bin der Mann mit dem Überblick.«

    »Sie haben keinen Namen, aber Sie haben ein Leben?«

    Der Mann sah durch das Fenster in den Innenhof des Präsidiums. Der Blick verlor sich in sehr weiter Ferne, und aus dieser unendlichen Entfernung kam die Antwort:

    »Sie wissen selbst, dass diese Arbeit ihren Preis hat.«

    »Sogar auf meinem Niveau«, sagte Hjelm und lachte.

    »Ja«, sagte der Mann und lächelte. »Sogar auf Ihrem Niveau.«

    »Können Sie für das normale Leben einstehen, wenn Sie selbst keins haben?«

    Für einen kurzen Moment legte der internationale Experte die Hand auf Paul Hjelms Oberarm. Er sagte nur:

    »Ich versuche es.«

    »Es wäre schön, sich irgendwann einmal zu treffen und mehr über diese Dinge zu reden«, hörte Hjelm sich sagen.

    »Das finde ich auch«, antwortete der internationale Experte. »Aber das wird nicht geschehen. Nicht bevor Sie mein Nachfolger geworden sind.«

    Dann ging er. Hjelm sah ihm erstaunt nach.

    Drinnen im Konferenzraum flüsterte Arto Söderstedt:

    »Wie gehen wir vor?«

    Der technische Experte flüsterte seinerseits: »Ich identifiziere die genaue Frequenz und betätige anschließend eine Fernkontrolle, um den Mechanismus zu entschärfen. Dann kann Per Naberius auf seinen Fernauslöser drücken, so lange er will.«

    »Und dann?«

    »Dann schneiden wir ihn heraus.«

    »Was?«, rief Söderstedt. Seine Frau und seine Tochter starrten ihn beunruhigt an.

    »Ich bin auch Mediziner«, flüsterte der technische Experte und nahm eine Spritze aus einer Reisetasche, die die ganze Zeit hinter dem Sofa gestanden hatte.

    Er trat zu der kleinen Lina und sagte:

    »Ich muss dir eine Spritze geben. Das ist nicht besonders schlimm, und danach wird dir dein Wespenstich nicht mehr weh tun.«

    »So weh tut er nicht«, sagte Lina tapfer. »Was tun Sie?«, fragte Anja und wurde blass. »Es ist nur eine lokale Betäubung«, erklärte der technische Experte.

    Er führte die Kanüle in Linas Arm ein, ohne dass sie eine Miene verzog, und begann dann, mit allerlei technischer Apparatur verschiedener Art zu hantieren. Söderstedt legte die Hand auf seinen Arm und sagte:

    »Ich hoffe, Sie wissen, was Sie tun.«

    Der technische Experte lächelte schief und entgegnete:

    »Ich habe es schon öfter gemacht. Also los.«

    Nach einer völlig undefinierbaren Zeitspanne holte er eine Fernbedienung hervor, die er Söderstedt reichte.

    Was Arto Söderstedt in diesen Augenblicken erlebte, würde er nie erklären können.

    Noch nicht einmal schriftlich.

    »Sie sollen die Ehre haben, das hier zu tun«, sagte der technische Experte. »Drücken Sie auf den grünen Knopf.«

    Söderstedt betrachtete die kleine grafitgraue Fernbedienung, und seine Gedanken wurden frei. Er dachte an Macht. An Macht

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